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Jahreswechsel: Hunderttausende feiern Silvester: Einsatzkräfte attackiert

Jahreswechsel

Hunderttausende feiern Silvester: Einsatzkräfte attackiert

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    Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr stehen in der Silvesternacht auf einer Straße.
    Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr stehen in der Silvesternacht auf einer Straße. Foto: Paul Zinken, dpa

    Hunderttausende feierten, ein paar Hundert machten Randale: Weitgehend ohne Corona-Auflagen haben die Berliner meist ausgelassen das neue Jahr 2023 begrüßt und erstmals auch wieder am Brandenburger Tor geschunkelt und getanzt. Polizei und Feuerwehr hatten mit zusammen fast 4000 Einsätzen allerdings noch mehr zu tun als zuletzt an Silvester vor der Pandemie. Geschockt zeigten sich die Einsatzkräfte über Angriffe mit Böllern und Raketen. 33 Polizisten und Feuerwehrleute wurden verletzt. Politiker fordern Konsequenzen.

    Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey twitterte, Polizei und Feuerwehr hätten zwar mit mehr Einsätzen als in den Corona-Jahren gerechnet. "Dieses Ausmaß an Gewaltbereitschaft und Zerstörung geht darüber hinaus und erschüttert auch mich zutiefst", erklärte die SPD-Politikerin. "Es schadet unserer Stadt, es schafft Angst und Schrecken und hat mit dem feierlichen Begrüßen des neuen Jahres nichts zu tun."

    Die Polizei war mit fast 1300 zusätzlichen Beamten im Einsatz und leistete nach Angaben des Innensenats 2226 Einsätze. Wegen mutmaßlicher Gesetzesverstöße wurden 103 Menschen vorläufig festgenommen. Die drei Böller-Verbotszonen rund um die Schöneberger Pallasstraße, am Alexanderplatz und am Gefängnis in Alt-Moabit bewertete die Polizei positiv. Es seien keine besonderen Vorkommnisse festgestellt worden.

    Dies gilt laut Polizei auch für die zentrale Silvesterfeier am Brandenburger Tor mit rund 2400 Gästen, die Tickets gebucht hatten. Das ZDF übertrug die Show "Celebrate at the Gate" mit Stars wie Sasha, Aura Dione, den Scorpions, DJ Bobo oder Laurell. Zur Begrüßung zeigte sich Giffey noch bester Laune. "Wir freuen uns, dass die Stadt wieder voll ist, dass wieder Menschen zu uns kommen und dass Berlin wieder durchstartet nach der Pandemie", sagte sie. Allerdings schafften es viele nicht in die kleine, abgesperrte Festzone. Bis zu 15 000 Menschen tummelten sich in der Nähe Unter den Linden und auf der Straße des 17. Juni.

    Im ganzen Stadtgebiet gab es laut Polizei viele Brände an Autos, in Wohnungen, auf Balkonen und in Kellerräumen, die meist durch Knaller und Raketen ausgelöst wurden. Hinzu kam, dass teils nicht nur Polizisten und Feuerwehrleute im Einsatz mit Pyrotechnik beschossen wurden, sondern auch Passanten. So wurde auch ein dreijähriges Kind verletzt. Mehrfach versuchten Menschengruppen laut Polizei, Barrikaden auf Straßen zu errichten, Mülltonnen wurden angezündet und auf die Fahrbahn gezogen.

    Die Feuerwehr hatte 1471 Kräfte mit 395 Fahrzeugen im Dienst und wurde zwischen 19.00 Uhr und 06.00 Uhr früh 1717 Mal gerufen - unter anderem zu 749 Bränden und zu 825 anderen Rettungsdiensteinsätzen. Zum Vergleich: In der Silvesternacht vor einem Jahr, für die offiziell kein Feuerwerk verkauft werden durfte, waren es in der gleichen Zeit insgesamt 1026 Einsätze, davon 219 Brände. Beim letzten Jahreswechsel vor Corona 2019/2020 waren es 1523 Einsätze und 617 Brände.

    Die Feuerwehr sprach in ihrer vorläufigen Bilanz von 22 Bürgern, die durch Böller verletzt wurden. Hinzu kamen etwa ein Dutzend Verletzte, die nach Bränden ins Krankenhaus mussten, darunter Feuer in mehrgeschossigen Häusern in Lichtenrade, Wittenau und Alt-Hohenschönhausen. Zwei Menschen verletzten sich lebensgefährlich, als sie in einem neungeschossigen Wohngebäude an der Mollstraße in Mitte durch ein Deckenlicht stürzten.

    Die Feuerwehr dokumentierte nach eigenen Angaben bei mindestens 38 Einsätzen Angriffe, unter anderem mit Knallern und Raketen. Sie beklagte 15 Verletzte. Bei der Polizei waren es 18. Landesbranddirektor Karsten Homrighausen äußerte sich entsetzt. Der Landesverband der Gewerkschaft der Polizei verlangte ein umfassendes Böllerverbot, das jetzt schnell vorbereitet werden müsse.

    "Dass wir auch in diesem Jahr darüber sprechen müssen, dass Rettungs- und Einsatzkräfte behindert, angegriffen und verletzt wurden, in Teilen sogar schwer, macht mich wütend", erklärte auch Innensenatorin Iris Spranger (SPD). "Ich hoffe auf eine erfolgreiche und konsequente Strafverfolgung." Auch rechtliche Neuerungen "sollten wir uns anschauen", fügte sie hinzu.

    CDU-Landeschef Kai Wegner forderte ebenfalls Konsequenzen. "Der Staat darf nicht länger zuschauen, wie Chaoten immer wieder Polizisten und Feuerwehrleute angreifen", sagte er. Er warf Grünen und Linken vor, den Beamten zu wenig Rückhalt zu geben. Ähnlich äußerten sich FDP und AfD. Berlin startet gerade in den Wahlkampf vor der Wiederholungswahl zum Abgeordnetenhaus am 12. Februar.

    (dpa)

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