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Integrationssenatorin: Katja Kipping: 60.000 Ukraine-Flüchtlinge leben in Berlin

Integrationssenatorin

Katja Kipping: 60.000 Ukraine-Flüchtlinge leben in Berlin

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    Katja Kipping (Die Linke), Berliner Senatorin für Integration, Arbeit und Soziales, spricht.
    Katja Kipping (Die Linke), Berliner Senatorin für Integration, Arbeit und Soziales, spricht. Foto: Carsten Koall, dpa

    Rund ein Jahr nach Beginn des russischen Angriffskrieges leben etwa 60.000 Flüchtlinge aus der Ukraine in Berlin. Fast 50.000 von ihnen hätten inzwischen einen Aufenthaltstitel, teilte Sozial- und Integrationssenatorin Katja Kipping (Linke) am Dienstag mit.

    Insgesamt habe Berlin als eine Art Drehkreuz 360.000 ukrainische Kriegsflüchtlinge erstversorgt. Viele seien dann an andere Orte in Deutschland und Europa weitergereist. Die Aufnahme und Versorgung der Menschen innerhalb kürzester Zeit habe im Zusammenspiel zwischen Zivilgesellschaft und Verwaltung gut geklappt. "Wir haben es substanziell besser gemacht als 2015", erklärte Kipping

    Zwischenzeitlich kursierten in den vergangenen Monaten höhere Schätzungen zur Zahl der in Berlin lebenden Geflüchteten aus der Ukraine. Etliche Menschen kehrten laut Kipping inzwischen trotz des anhaltenden Krieges wieder in ihre Heimat zurück oder reisten an andere Orte weiter.

    Laut ihren Angaben wohnen derzeit rund 4200 Ukraine-Flüchtlinge in Gemeinschaftsunterkünften. Die Mehrzahl der Neuankömmlinge aus dem Land sei also weiter privat untergekommen, manche hätten eigene Wohnungen gefunden.

    Das ist auch gut so: Denn insgesamt hat Berlin für geflüchtete Menschen momentan laut Kipping über 32.350 Plätze in "qualitätsgesicherten Unterkünften". Diese sind weitgehend voll, weil in den letzten Monaten neben Menschen aus der Ukraine sehr viele Asylbewerber nach Berlin kamen. Weitere Unterkünfte würden deshalb geschaffen, so Kipping.

    Wie die Senatorin weiter informierte, sind im Moment etwa 25.000 Ukrainerinnen und Ukrainer beim Jobcenter registriert. Mehrere Tausend weitere hätten nach Angaben aus der Wirtschaft ohne Zutun des Jobcenters Arbeit gefunden. Hauptproblem bei der Arbeitssuche seien fehlende deutsche Sprachkenntnisse. Etwa 90 Prozent der Geflüchteten beherrschten nur Ukrainisch und/oder Russisch.

    Die Industrie- und Handelskammer (IHK) erklärte, aus Sicht der Berliner Wirtschaft müsse das Thema Arbeitsmarktintegration bei der Integration der ukrainischen Flüchtlinge stärkeres Gewicht erhalten. "So braucht es dringend schnelle und unbürokratische Lösungen, etwa bei der Anerkennung von Qualifikationen", erklärte IHK-Vizepräsidentin Nicole Korset-Ristic.

    Notwendig sei zudem der Ausbau der Sprachförderung, insbesondere berufssprachlicher Angebote, um das zentrale Hemmnis für eine erfolgreiche Integration der zumeist sehr gut qualifizierten Menschen aus der Ukraine zu beseitigen.

    Die Bildungsverwaltung teilte mit, dass mittlerweile 7373 Kinder und Jugendliche aus der Ukraine in Berlin zur Schule gehen. Davon besuchen rund 4800 sogenannte Willkommensklassen, um zunächst Deutsch zu lernen. Seit Kriegsbeginn am 24. Februar 2022 wurden demnach 85 pädagogische Fachkräfte aus der Ukraine als Lehrkräfte in Berlin eingestellt. "In den Berliner Kitas wurden mehr als 1400 schutzsuchende Kinder aus der Ukraine aufgenommen", hieß es.

    Flüchtlinge aus der Ukraine genießen einen anderen Status als Asylbewerber. Sie können daher in Deutschland sofort eine Arbeit aufnehmen, Sozialleistungen beziehen und sind krankenversichert. Kipping sagte, für die Menschen hätten sich Türen geöffnet, die davor für Geflüchtete geschlossen waren. Die Linke-Politikerin plädierte dafür, diese Türen auch für Asylsuchende zu öffnen und ihnen etwa sofortigen Arbeitsmarktzugang zu ermöglichen.

    "Zwei Klassen von Flüchtlingen" seien nicht gut für eine Stadtgesellschaft wie Berlin, betonte Kipping. Bei Zuwanderern etwa aus Syrien oder Afghanistan habe das "unglaubliche Verletzungen" zur Folge gehabt. Hierbei gehe es indes um Bundesrecht. "Das Thema ist auf Bundesebene gerade sehr umkämpft."

    Russland hatte die Ukraine am 24. Februar vergangenen Jahres angegriffen und führt seither Krieg gegen das Nachbarland. Seit Kriegsbeginn registrierte das UN-Flüchtlingswerk UNHCR mehr als acht Millionen Ukraine-Flüchtlinge in Europa. Deutschland hat etwas mehr als eine Million Menschen aus der Ukraine aufgenommen.

    (dpa)

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