Die Situation an Brandenburgs Kliniken wird aus Sicht von Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) wieder angespannter. Das Klinikum Brandenburg/Havel verlegt nach Ministeriumsangaben bereits Covid-Patienten in andere Krankenhäuser. Das sei zwar bislang eine Ausnahme, aber die Situation werde zunehmend angespannter, sagte die Ministerin der Deutschen Presse-Agentur in Potsdam. Zwei große Krankenhäuser in Brandenburg berichteten, dass es derzeit noch keine Engpässe und Einschränkungen im Klinikbetrieb gibt.
Es sei nicht so sehr die Zahl an Intensivpatienten, die Probleme mache, sondern auch die Zahl der Corona-Infizierten beim Personal, sagte Nonnemacher. Mit Blick auf den Herbst meinte sie: "Mit einem raschen Aufkommen von Varianten müssen wir rechnen und dass sie zu einer Verstärkung der Belastung im Gesundheitssystem führen können."
Eine Sprecherin des Klinikums Ernst von Bergmann in Potsdam sagte auf Anfrage, dass zwölf Patienten wegen einer Covid-Erkrankung stationär in Behandlung seien, einer davon auf der Intensivstation. Die Krankenquote beim Personal sei vergleichbar mit der im Vorjahreszeitraum und könne in der Klinik bisher gut ausgeglichen werden. "Die Ausfälle sind gleich verteilt über alle Bereiche", sagte die Sprecherin
Ähnlich lautet die Einschätzung aus dem Carl-Thiem-Klinikum (CTK) in Cottbus, Brandenburgs größtem Krankenhaus. "Bislang können wir am Carl-Thiem-Klinikum weder aufgrund der Urlaubszeit noch aufgrund krankheitsbedingter Ausfälle Einschränkungen im Klinikbetrieb bemerken", erläuterte eine Sprecherin. "Das CTK stellt sich jedes Jahr auf die Sommerferienzeit ein, die Kliniken terminieren die planbaren Operationen so, dass alle Eingriffe gewährleistet werden können." Außerdem seien coronabedingte Personalausfälle aktuell eher marginal, auch darüber hinaus sei der Krankenstand im normalen Bereich. "Insofern mussten weder Operationen noch Untersuchungen verschoben werden."
Bundesweit gilt der Krankenstand unter Beschäftigten in den Krankenhäusern derzeit als hoch, die Zahl der Corona-Infektionen ist zuletzt wieder deutlich gestiegen. Gleichzeitig haben in Brandenburg die Sommerferien bereits begonnen, viele Mitarbeiter sind im Urlaub.
Gesundheitsministerin Nonnemacher beklagte, dass der Bund den Ländern bisher noch keine geeigneten Instrumente für den Infektionsschutz gegen das Coronavirus an die Hand gegeben habe. "Ich könnte nicht mal eine Maskenpflicht im Einzelhandel, im Supermarkt oder in geschlossenen Räumen oder eine Zugangsbeschränkung anordnen", meinte sie. "Am 23. September läuft das Bundesinfektionsschutzgesetz aus, und warum ist jetzt noch nicht klar, durch was es abgelöst wird?" Sie hätte eigentlich erwartet, dass die entsprechenden Gesetzentwürfe zur Sommerpause vorliegen.
(dpa)