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Gästehaus am Lehnitzsee: Gästehaus-Direktor: Kann nicht jeden Gast durchleuchten

Gästehaus am Lehnitzsee

Gästehaus-Direktor: Kann nicht jeden Gast durchleuchten

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    Blick auf das Gästehaus in Potsdam.
    Blick auf das Gästehaus in Potsdam. Foto: Jens Kalaene, dpa

    "Wir kriegen als Reaktion auf die Enthüllung reihenweise Stornierungen von Firmen rein. Das Wirtschaftsjahr 2024 ist für mich nicht mehr zu retten", sagte der Direktor des Gästehauses am Lehnitzsee, Thomas Gottschalk, am Montag. Zuvor hatten mehrere Medien berichtet und mit Gottschalk gesprochen.

    In der vergangenen Woche wurde bekannt, dass die historische Villa am Lehnitzsee im November 2023 Schauplatz eines Treffens radikaler Rechter war, bei dem der Taktgeber der rechtsextremen Identitären Bewegung, der Österreicher Martin Sellner, radikale Thesen vortrug.

    Eine Schließung des Gästehauses sei nicht ausgeschlossen, meinte Gottschalk. "Es kann sein, dass uns das das Genick bricht." Der Gästehaus-Direktor sagte, er distanziere sich von Inhalten des Treffens und habe davon vorher auch nichts gewusst. "Sollte hier rechtes Gedankengut durchwabern, ist das nicht in unserem Interesse."

    Bei dem Treffen habe es sich um "eine normale Tagungsanfrage" gehandelt. "Ich bin der Direktor des Hauses. Ich bin nicht der Nachrichtendienst", sagte Gottschalk. "Ich kann nicht jeden Gast durchleuchten und ausloten, ob er rechts oder links ist."

    Auf der Homepage des Gästehauses heißt es unter anderem: "Wir sind nicht verantwortlich für die Inhalte von Veranstaltungen unserer Kunden und kennen diese im Vorfeld auch nicht." Das Gästehaus - auch als historisches Landhaus Adlon bekannt - hat laut Direktor 12 Zimmer und Platz für Tagungen für 30 bis 50 Gäste.

    An dem Treffen dort hatten im November unter anderem einzelne AfD-Funktionäre sowie einzelne Mitglieder der CDU und der erzkonservativen Werteunion teilgenommen. Der frühere Kopf der rechtsextremen Identitären Bewegung in Österreich, Sellner, bestätigte, dass er bei dem Treffen über "Remigration" gesprochen hat. Wenn Rechtsextremisten den Begriff verwenden, meinen sie in der Regel, dass eine große Zahl von Menschen ausländischer Herkunft das Land verlassen soll - auch unter Zwang.

    Laut Wissenschaftlern verwenden rechte Parteien und rechtsextreme Gruppen den Begriff "Remigration", um ihre Absichten - nämlich Massendeportationen - zu verschleiern. In Potsdam und Berlin hatten am Sonntag mehrere Zehntausend Menschen gegen Rechtsextremismus und gegen die AfD demonstriert.

    (dpa)

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