Die Zahl der Mitglieder in Chören ist in Brandenburg in den vergangenen Jahren gesunken. Der Rückgang sei "teilweise dramatisch", sagte eine Sprecherin des Brandenburgischen Chorverbandes auf Anfrage. Aktuell gebe es in dem Verband knapp 180 Mitgliedschöre mit rund 5300 Mitgliedern. Im Jahr 2021 waren es noch circa 5900 Mitglieder in 184 Chören. Der Schwund werde seit einiger Zeit zu einem ernsten Problem für die Chöre.
Die Gruppen hätten häufig ein Nachwuchsproblem, so die Sprecherin. Es sei zu spät und zu wenig für den Chornachwuchs getan worden. Hinzu komme, "dass die Kraft und die finanziellen Möglichkeiten im Ehrenamt für das Chorthema sehr begrenzt sind". Insbesondere während der Pandemie schieden demnach viele ältere Sänger aus. Auch mit Kindern und Jugendlichen sei in dieser Zeit nicht geprobt worden, "viele von ihnen haben sich Alternativen für ihre Freizeitgestaltung gesucht", erklärte die Verbandssprecherin. Die Chorangebote in den Schulen seien stark zurückgegangen.
Ein weiteres Problem ist der hohe Altersdurchschnitt der Mitglieder in den Chören im Land Brandenburg. Viele Sängerinnen und Sänger sind laut der Sprecherin bereits im Seniorenalter. Die Überalterung mache die Chöre für junge Menschen unattraktiv. Über Initiativen und Veranstaltungen versuchten viele Gruppen entgegenzusteuern, erklärte sie. Chorgründungen fänden häufig durch engagierte Musiklehrer statt. So seien im vergangenen Jahr mehrere Kinderchöre gegründet worden, führte die Sprecherin aus. Auch im Bereich der Pop-Chöre gebe es neue Gruppen.
Erschwerend für die Nachwuchsgewinnung kommt der besonders im ländlichen Raum schlecht ausgebaute ÖPNV hinzu. "Chormitglieder und Chorleiter müssen mitunter weit fahren", beschrieb die Sprecherin. Der ÖPNV sei gerade in den probeintensiven Abendstunden kaum nutzbar. "Es stehen mitunter auch weniger Räumlichkeiten zur Verfügung, zum Beispiel durch Schließungen im Gastronomiebereich oder Verkauf von Immobilien."
Sie beobachte, wie sich etwa altersbedingt Männerchöre aus dem Verband verabschiedeten. Neben der Überalterung mangele es auch an Chorleitern, so die Sprecherin. "Wir alle stehen dafür und arbeiten daran, dass das Chorwesen erhalten bleibt und ja, auch dafür, dass wir gerne bald über eine Renaissance sprechen können", betonte die Sprecherin.
Neben dem Brandenburgischen Chorverband gibt es nach Angaben der Sprecherin den Chorverband der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz und der Verband deutscher Konzertchöre. Weiterhin existieren noch zahlreiche Chöre im Land, die sich noch keinem Dachverband angeschlossen haben. Das seien viele Ensembles vor allem im ländlichen Raum.
(dpa)