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Festspiele: Lausitz Festival: Kunst in Zeiten und Orten des Umbruchs

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Lausitz Festival: Kunst in Zeiten und Orten des Umbruchs

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    Das Lausitz Festival rückt bei seiner vierten Ausgabe ab diesem Freitag eine Region im Umbruch in den Fokus.
    Das Lausitz Festival rückt bei seiner vierten Ausgabe ab diesem Freitag eine Region im Umbruch in den Fokus. Foto: Nikolai Schmidt/Lausitz Festival, dpa

    Ungewöhnliche Spielorte, aufregende Inszenierungen: Das Lausitz Festival rückt eine Region im Umbruch mit viel Kunst in den Fokus. "Wir sind eine Region in der Mitte Europas, die sich seit Hunderten von Jahren immer wieder transformiert und wandelt. Mit diesen Erfahrungen können wir eine Brücke zur Welt bauen", sagte Intendant Daniel Kühnel der Deutschen Presse-Agentur vor Beginn der vierten Ausgabe des Festivals an diesem Freitag. Von dieser Kompetenz könnten andere profitieren. Zunehmend kämen Gäste aus anderen Ländern zum Festival.

    Kühnel verwies auch auf die Probleme einer Region, die lange vom Braunkohletagebau geprägt war und sich nun in einem Prozess des Strukturwandels befindet. Trotz des Aufbruchs gebe es hier bei vielen Menschen ein Ohnmachtsgefühl. "Das ist in der Lausitz sehr präsent. Die Leute haben mancherorts das Gefühl, nicht gesehen und gehört zu werden." Kunst und die damit einhergehenden Begegnungen seien deshalb sehr wichtig. Das zu fördern sei ein Ziel des Lausitz Festivals, auch wenn es in erster Linie um die Präsentation aufregender Kunst gehe.

    Durch das Festival seien Menschen in die Lausitz gekommen, die es ohne dieses Angebot bis hierher vielleicht nie geschafft hätten, betonte Kühnel. "Die meisten Zugriffe auf die Website gibt es aus Berlin und aus Österreich. 2021 war eine Besuchergruppe aus Japan eher zufällig hier, jetzt kommt sie wieder. Ich will nicht sagen, dass wir nun eine touristische Großoffensive losgetreten haben, aber eine gewisse Aufmerksamkeit auch in touristischer Hinsicht hat das Festival schon jetzt gebracht."

    Nach den Worten des Intendanten kann das Lausitz Festival auch in diesem Jahr mit ungewöhnlichen Spielorten punkten. Das Eröffnungsprogramm - bei dem Musik von Verdi und Bernd Alois Zimmermann mit Texten von Dostojewski und Dante verknüpft wird - findet in einem Hangar auf dem früheren Militärflugplatz Cottbus statt. Auch die ehemalige Telux-Glasfabrik in Weißwasser und die Brikettfabrik Louise in Domsdorf avancieren zu Bühnen. "Das Unfertige fasziniert auch die Künstler", sagte Kühnel.

    Star-Pianistin Martha Argerich gastiert dieses Mal im Kirchensaal der evangelischen Brüdergemeine Herrnhut - dort, wo im vergangenen Jahr der Jazzmusiker Abdullah Ibrahim am Klavier saß. Argerich war bisher bei allen Ausgaben des Lausitz Festivals dabei. Kühnel zufolge "besteht" sie mittlerweile auf einen Auftritt hier. Insgesamt würden in den kommenden drei Wochen mehr als 400 Künstlerinnen und Künstler in die Lausitz kommen und seien dann in gut 40 Vorstellungen zu erleben. In den Etat des Festivals von 4,5 Millionen Euro teilen sich der Bund und die Länder Brandenburg und Sachsen.

    Kühnel hält das Festival dennoch nicht für einen Selbstläufer. "Das soll es auch gar nicht sein, diesen Anspruch haben wir nicht." Natürlich sei die Organisation inzwischen leichter als beim ersten Jahrgang, der genau wie das Festival 2021 noch stark von der Corona-Pandemie geprägt war. "Dank der Partner ist vieles leichter geworden. Wir kennen die Spielstätten. Das Team und alle Abläufe sind eingespielt." Eine Herausforderung bestehe darin, eine große Region zu bespielen, die zudem nicht homogen ist. "Der Lübbener ist in Richtung Berlin orientiert, der Zittauer eher nach Prag. Beide waren vielleicht schon in New York, aber nicht in der Stadt des anderen."

    "Wir sammeln immer noch Erfahrungen. Aber jetzt gehen wir ein bisschen entspannter an das Festival heran", sagt der Intendant. Es habe die Lausitz punktuell bereits verändert. "Wenn Martha Argerich, Elīna Garanča oder Mischa Maisky in der Dorfkirche von Cunewalde spielen und auch noch wiederkommen wollen, dann macht das etwas mit den Einwohnern." Auch künftig wolle das Festival einen guten Mix von Stars und jungen Künstlern bieten, die ihre Karriere noch vor sich haben. Zudem sollten sich Formate weiterentwickeln können.

    Als Thema hat Kühnel nach "aufBruch" im Jahr 2022 ein weiteres Kunstwort gewählt: "Hereinforderung". "Uns geht es um das Verhältnis von Idealen und Wirklichkeit. Das fragt man sich nicht nur in der Lausitz, sondern überall auf der Welt." Ideale müsse man nicht nur herbeibitten, sondern geradezu hereinfordern.

    (dpa)

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