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Bundesliga: Multiple Schieflage: Hertha BSC kämpft nicht nur sportlich

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Multiple Schieflage: Hertha BSC kämpft nicht nur sportlich

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    Herthas Marc-Oliver Kempf (r) bejubelt seinen Treffer zum 1:0 neben Jonjoe Kenny (l-r), Morton Dardai, Dodi Lukebakio und Lucas Tousart.
    Herthas Marc-Oliver Kempf (r) bejubelt seinen Treffer zum 1:0 neben Jonjoe Kenny (l-r), Morton Dardai, Dodi Lukebakio und Lucas Tousart. Foto: Soeren Stache, dpa

    Auch Benjamin Weber ging am Samstag mit einem Lächeln durch die Katakomben des Olympiastadions. Der Sportdirektor von Hertha BSC war nach dem 2:1 gegen Stuttgart erleichtert wie der Rest der Hertha-Führungscrew. Wenn Weber am Dienstag für 100 Tage als Nachfolger des fristlos gekündigten Fredi Bobic im Amt ist, hat auch ihn aber die Realität wieder eingeholt. Wie der 43-Jährige die kommende Saison beim Berliner Fußball-Bundesligisten planen soll, ist nämlich weiter hochspekulativ - unabhängig von Abstieg oder Klassenerhalt. 

    Einen Bericht der "Süddeutschen Zeitung" zu dem Risiko einer Lizenzverweigerung durch die Deutsche Fußball Liga oder einen Einspruch des Dachverbandes zur Konformität der Zusammenarbeit mit dem Investor 777 Partners mit der 50+1-Regel wollten die Berliner nicht substanziell kommentieren. 

    "Wir stehen mit der DFL sowohl bezüglich des laufenden Lizenzierungs-Verfahrens als auch hinsichtlich der inhaltlichen Ausgestaltung der geschlossenen Partnerschaft mit unserem Investor 777 Partners in regelmäßigem Kontakt", hieß es vom Berliner Fußball-Bundesligisten am Montag auf Anfrage. 

    "Beide Themen gilt es unter Wahrung sämtlicher rechtlichen Anforderungen – insbesondere der 50+1-Regel – und inhaltlichen Vorgaben zu besprechen und zu klären. Wir werden uns zu diesen laufenden Prozessen und zu Spekulationen in den Medien derzeit aber nicht weiter äußern", hieß es im Hertha-Statement weiter. Die DFL wies darauf hin, dass sie Lizenzierungsunterlagen einzelner Clubs im laufenden Verfahren nicht kommentiere. 

    Unstrittig ist allerdings, dass die Berliner in einer enorm schwierigen ökonomischen Lage sind. Ohne die von 777 Partners avisierten 100 Millionen Euro Finanzspritze sind die dem Vernehmen nach bis zum 30. Juni zu erfüllenden Lizenzauflagen nicht zu erfüllen. Scheitert also der Deal mit dem US-Geldgeber an formalen Einwänden, droht den Berlinern der Entzug der Spielberechtigung für Bundesliga und 2. Bundesliga. Ein Absturz bis mindestens zur Regionalliga ist die Drohkulisse.

    Die "Süddeutsche Zeitung" hatte am Montag aus DFL-Kreisen ohne Namensnennung zitiert, wonach die Hertha in der Lizenzfrage „der schlimmste Fall, den wir je hatten“ sei. Hertha-Geschäftsführer Thomas E. Herrich hat kürzlich eingeräumt, dass der Club ein "Sanierungsfall" sei. Unter Präsident Kay Bernstein wurde der sogenannte Berliner Weg mit einem radikalen Sparkurs eingeschlagen. Die 375 Millionen Euro Zuwendung von Ex-Investor Lars Windhorst sind schon lange ausgegeben. Im Oktober wird die Rückzahlung einer Anleihe aus einer vorangegangenen Finanz-Akquise in Höhe von 40 Millionen Euro fällig. 

    Am Sonntag könnte es bei der Mitgliederversammlung in der Berliner Messe wieder turbulent zugehen. Auch sportlich ist die Lage weiter höchst prekär. Sogar bei noch drei Siegen gegen den 1. FC Köln am Freitag sowie an den letzten beiden Spieltagen gegen den VfL Bochum und beim VfL Wolfsburg ist der Klassenverbleib unter dem als Retter Ende April zurückgeholten Trainer Pal Dardai längst nicht garantiert. Bei einer ungünstigen Ergebniskonstellation könnte der Abstieg parallel zur Hertha-Versammlung am Sonntag praktisch nicht mehr zu vermeiden sein. 

    (Arne Richter, dpa)

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