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Arbeit: Bündnis für Ausbildung soll im August starten

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Bündnis für Ausbildung soll im August starten

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    Das Rote Rathaus, Sitz der Regierenden Bürgermeisterin sowie des Senats von Berlin.
    Das Rote Rathaus, Sitz der Regierenden Bürgermeisterin sowie des Senats von Berlin. Foto: Philipp Znidar/dpa-Zentralbild, dpa (Archivbild)

    Jedes Jahr scheitern viele Jugendliche in Berlin bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz. Gleichzeitig können Betriebe ihre Stellen oft nicht besetzen - und die Klagen über den Fachkräftemangel werden immer lauter. Wenn es gut läuft, könnte das vom Senat angekündigte Bündnis für Ausbildung zur Lösung dieser Probleme beitragen. Es soll Ende August starten, wie Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey und Sozial- und Arbeitssenatorin Cansel Kiziltepe (beide SPD) am Dienstag nach der Senatssitzung bekanntgaben. Erklärtes Ziel der schwarz-roten Landesregierung ist, die Zahl der Ausbildungsplätze in

    Sie soll bis Ende April 2025 um 2000 steigen. Klappt das nicht, droht Betrieben, die nicht ausbilden, eine Ausbildungsumlage. "Leider ist es in Berlin so, dass viele junge Menschen unversorgt bleiben", sagte Kiziltepe. "Das waren im letzten Jahr 3135 Menschen, die keinen Ausbildungsplatz gefunden haben." Details etwa zur Höhe der Umlage soll das Bündnis erst noch klären, das sich dreimal im Jahr treffen soll, wie Kiziltepe ankündigte. Unklar ist auch die Ausgangszahl, die zugrundegelegt werden soll, wenn es darum geht, festzustellen, ob tatsächlich 2000 Plätze zusätzlich geschaffen wurden.

    In Berlin bilden laut Kiziltepe nur etwa 10 Prozent der Betriebe aus. "Im Bundesdurchschnitt sind das 20 Prozent." Im Koalitionsvertrag sei deshalb festgehalten, dass eine Ausbildungsplatzumlage eingeführt werde, wenn die angepeilte Zahl zusätzlicher Plätze nicht erreicht werde. "Diese Umlage ist eine faire Maßnahme, um damit auch die Betriebe zu unterstützen, die ausbilden."

    Die Ausbildungsplatzumlage war in den Koalitionsverhandlungen eine Forderung der SPD, auf die sich die CDU eingelassen hat. Aus der Berliner Wirtschaft kam dagegen immer wieder der Hinweis, viele Ausbildungsplätze könnten gar nicht besetzt werden, oft seien Ausbildungsplatzsuchende wegen mangelnder Schulbildung nicht qualifiziert genug. Deutliche Kritik an der in Aussicht gestellten Ausbildungsplatzumlage übte mehrfach die Industrie- und Handelskammer (IHK) Berlin. Zustimmung für die Pläne gab es dagegen von Gewerkschaftsseite.

    Kritik, es gebe einfach nicht genügend qualifizierte Jugendliche, wies Giffey ausdrücklich zurück: Die Geschichte, das seien alles unfähige, junge Leute, die gar nicht ausbildungsfähig seien, stimme einfach nicht. Es sei aber ganz klar, dass der Fachkräftemangel und der Mangel an ausgebildeten jungen Menschen zu den größten Wachstumshemmnissen in Berlin zählten, so die Wirtschaftssenatorin. Deswegen sei die geplante gemeinsame Kraftanstrengung für mehr Ausbildung ein ganz entscheidender Punkt.

    Das Problem sei, Angebot und Nachfrage auf dem Ausbildungsmarkt zusammenbringen zu müssen. Giffey wies darauf hin, dass zwar viele Jugendliche leer ausgegangen seien, allerdings auch etwa 9 Prozent der Plätze in Berlin im vergangenen Jahr nicht besetzt werden konnten.

    Für dieses sogenannte Mismatch müsse eine Lösung gefunden werden. "Wir müssen den jungen Leuten Angebote machen, wir müssen sie informieren, welche Möglichkeiten es gibt, über die neuen Berufsfelder", sagte Giffey. Gerade in Zukunftsfeldern wie Berufen rund um Klimatechnologie und Solarbranche gibt es aus Giffeys Sicht viel Potenzial.

    Im Rahmen des Bündnisses soll es deshalb auch um Themen wie verbesserte Berufsorientierung der Jugendlichen, mehr Möglichkeiten für praktische Berufserfahrungen in den Schulen und Qualitätssicherung in der Ausbildung gehen.

    Die Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg warnten, beim Bündnis für Ausbildung dürfe es nicht darum gehen, einer Ausbildungsplatzabgabe den Weg zu bereiten. Stattdessen müssten Wirtschaft und Politik gemeinsam daran arbeiten, dass die Berliner Unternehmen 2000 zusätzliche Ausbildungsplätze anbieten könnten. "Damit Jugendliche schneller einen Ausbildungsplatz finden, brauchen sie vor allem eine bessere Schulbildung", so der stellvertretende UVB-Hauptgeschäftsführer Alexander Schirp.

    Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) kritisierte die aus seiner Sicht fehlende Ausbildungsbereitschaft der Berliner Wirtschaft. Die stellvertretende Vorsitzende des DGB Berlin-Brandenburg forderte, statt unverbindlicher Absichtserklärungen seien wirkungsvolle Maßnahmen für mehr und bessere Ausbildung nötig. "Mit der Ausbildungsumlage, für die die Arbeitssenatorin jetzt den Gesetzentwurf erarbeitet, hätten wir ein gutes Instrument", sagte Techen, die es für falsch hält, sie erst 2025 einzuführen. Die bisherige Entwicklung am Ausbildungsmarkt dämpften ihre Erwartungen, dass die Situation in eineinhalb Jahren deutlich besser sei.

    Ähnlich sieht das die Linke im Berliner Abgeordnetenhaus: "Anstatt auf freiwillige Anstrengungen der Unternehmen für mehr Ausbildungsplätze zu setzen, sollte der Senat endlich die Ausbildungsplatzumlage einführen", so der Linke-Sprecher für Arbeit und Wirtschaft, Damiano Valgolio. "Dieses Instrument sorgt effektiv und nachweislich für mehr betriebliche Ausbildung." Obwohl der rot-grün-rote Vorgängersenat fertige Eckpunkte für die Umlage vorgelegt habe, werde die Einführung nun für zwei Jahre gestoppt.

    (dpa)

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