Startseite
Icon Pfeil nach unten
Bayern
Icon Pfeil nach unten

Zoo: Münchner Tierpark droht die Pleite - wie geht es dem Augsburger Zoo?

Zoo

Münchner Tierpark droht die Pleite - wie geht es dem Augsburger Zoo?

    • |
    Die Löwen müssten im Falle einer Pleite als Erstes abgegeben werden, sagt der Chef des Münchner Tierparks Hellabrunn.
    Die Löwen müssten im Falle einer Pleite als Erstes abgegeben werden, sagt der Chef des Münchner Tierparks Hellabrunn. Foto: Roland Weihrauch, dpa (Archiv)

    Max und Benny sind Trubel gewohnt, sind die beiden Löwen im Münchner Tierpark Hellabrunn doch ständig unter Beobachtung tausender Besucher, müssen quasi im Minutentakt als Fotomotiv her- und das Geschrei aufgeregter Kinder aushalten. Doch in letzter Zeit ist es ruhiger geworden um das Brüderpaar – coronabedingt durften schließlich wochenlang gar keine Besucher in den Zoo. Ab nächster Woche sind es immerhin wieder 4400 pro Tag. Und doch viel zu wenige, klagt Hellabrunn-Chef Rasem Baban. Er sieht düstere Zeiten auf den Tierpark zukommen.

    „Wenn wir jetzt nicht mehr Besucher reinlassen dürfen, muss ich Ende September Insolvenz anmelden“, sagte er und brachte dann auch noch Max und Benny mit ins Spiel, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. „Ohne Hilfe müssen wir im September als Erstes unsere Löwen abgeben. Ausgerechnet das Wappentier des Freistaates. Das kann doch nicht wahr sein!“, sagte er der Bild.

    Der Tierpark Hellabrunn ist von der Insolvenz bedroht. Auch der Augsburger Zoo hat finanzielle Probleme.
    Der Tierpark Hellabrunn ist von der Insolvenz bedroht. Auch der Augsburger Zoo hat finanzielle Probleme. Foto: Tierpark Hellabrunn

    Der Tierpark hat laut Baban tägliche Kosten in Höhe von 50.000 Euro. Um zu überleben, brauche der als Aktiengesellschaft geführte Tierpark – Mehrheitseigner ist die Stadt München – 8600 Besucher täglich. Mit den künftig erlaubten 4400 Besuchern sei das Ende des Zoos vorhersehbar. „Das bleibt ein schleichender Tod und sehr enttäuschend“, sagte Baban.

    Augsburger Zoo fehlen zwei Millionen Euro - in München droht Insolvenz

    Wie in Geschäften gilt ab kommendem Montag auch für Zoos in Bayern eine Beschränkung von maximal einem Besucher pro zehn Quadratmeter. „Wir bitten um fünf Quadratmeter pro Besucher. Das reicht an der frischen Luft doch absolut aus, die meisten sind eh Familien, die keinen Abstand halten müssen“, erklärte Baban – und erhält mit diesem Wunsch auch Unterstützung aus Augsburg. „Die aktuellen Regeln sind ungerecht“, schimpft Barbara Jantschke, Chefin des Augsburger Zoos.

    Auch hier seien schon jetzt erhebliche Verluste aufgelaufen. „Stand heute fehlen uns rund 1,8 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr – die werden wir nicht mehr reinholen“, erklärt Jantschke. Bei einer Deckelung auf künftig maximal 2000 Besucher fehlten die Spitzenauslastungen, etwa an Sonn- und Feiertagen. Hinzu komme, dass man derzeit nur einen Teil der Attraktionen anbieten könne – so seien Raubtierhäuser und Volieren geschlossen, die Besucher zahlten nur einen ermäßigten Preis.

    Ganz so schwarz wie ihr Kollege in München sieht sie die Lage in Schwabens größtem und als städtische GmbH firmierenden Tierpark allerdings nicht. „Unsere Tiere haben genug zu Fressen – bei uns sind es im Wesentlichen die geplanten Investitionen, bei denen wir sparen müssen.“ So hätte im Herbst mit der gut eine Million Euro teuren Überdachung des Schimpansen-Geländes begonnen werden sollen. Daraus werde voraussichtlich erst mal nichts.

    Bayerische Staatsregierung lehnt Rettungsprogramm für Zoos ab

    Auch der Bau eines neuen Wirtschaftsgebäudes für zwei Millionen Euro und die Modernisierung des großen Spielplatzes für eine halbe Million stehe nun auf der Kippe. Für Jantschke ein herber Tiefschlag: „Seit ich vor 18 Jahren hier angefangen habe, haben wir den Zoo auf solide Beine gestellt und zukunftsfähig gemacht – das wurde innerhalb weniger Monate alles kaputt gemacht“, sagt sie. „Das frustriert und bereitet mir schlaflose Nächte.“

    Barbara Jantschke leitet den Augsburger Zoo.
    Barbara Jantschke leitet den Augsburger Zoo. Foto: Schöllhorn (Archiv)

    Nicht gut zu sprechen ist sie in diesem Zusammenhang auch auf die Bayerische Staatsregierung. Während andere Bundesländer, darunter Nordrhein-Westfalen, ihre Zoos in der coronabedingten Notlage finanziell unterstützen würden, käme vom Freistaat Bayern nichts. „Das macht mich sauer“, sagt Jantschke.

    In München fühlt man sich derweil für die Rettung der bayerischen Zoos, die mehrheitlich den Städten gehören, nicht zuständig. Ein Sprecher des bayerischen Wirtschaftsministeriums sagte auf Anfrage unserer Redaktion, dass sowohl der Bund als auch der Freistaat Bayern die Kommunen mit jeweils zwei Milliarden Euro zusätzlich unterstützen. Mit diesem „Kommunalpaket“ stünde den Kommunen „eine ordentliche Kante Geld zur Verfügung, um damit wirtschaften zu können“. Trotzdem haben viele Kommunen mit Milliardenlöchern in den Kassen zu kämpfen. Ein eigenes Programm für die Zoos, wie es die SPD im Landtag gefordert hatte, lehne die Staatsregierung ab.

    Gute Nachrichten für Dauerkartenbesitzer des Tierparks

    Einen Lichtblick gibt es derweil für die Besucher des Augsburger Zoos. Ab Montag müssen sich Inhaber von Dauer- oder Familiensparkarten nicht mehr vorab im Internet anmelden und eine Freikarte besorgen. „Sie dürfen einfach so zu uns kommen“, betonte Zoo-Chefin Jantschke. Das gleiche gelte auch für Kinder unter drei Jahren, Begleitpersonen von Behinderten und Mitglieder des Freundeskreises.

    Lesen Sie dazu auch:

    Das Elefantenhaus im Zoo Augsburg ist fertiggestellt!

    Wir wollen wissen, was Sie denken: Die Augsburger Allgemeine arbeitet daher mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Was es mit den repräsentativen Umfragen auf sich hat und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden