Der Zensus, eine Bevölkerungszählung in Deutschland, ist wichtig. Wie viele Menschen hierzulande leben oder wie sie wohnen – diese Daten bilden die Grundlage für viele Entscheidungen. Eigentlich hätte der letzte Zensus bereits zum Jahr 2021 stattfinden sollen, denn seit 2011 soll es alle zehn Jahre eine Zensusrunde geben. Aufgrund der Corona-Pandemie wurde die Zählung jedoch um ein Jahr verschoben, auf 2022.
Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hat nun am Freitag in Fürth gemeinsam mit dem Präsidenten des Bayerischen Landesamts für Statistik, Thomas Gößl, die Zahlen für Bayern vorgestellt. Zuvor hatte für Schlagzeilen gesorgt, dass weniger Menschen in Deutschland leben als angenommen. Noch im Januar war das Statistische Bundesamt davon ausgegangen, dass es zum Jahresende 2023 schätzungsweise rund 84,7 Millionen Menschen im Land gab. Durch den Zensus 2022 stellte sich heraus, dass es knapp 83 Millionen waren, zum Stichtag 15. Mai 2022. Ein Überblick über die Ergebnisse der Erhebung:
- Bevölkerung: In 5989 Gemeinden Deutschlands (56 Prozent) gab es am 15. Mai 2022 mindestens ein Prozent weniger Einwohnerinnen und Einwohner als bisher ausgewiesen. In insgesamt sieben Bundesländern ist die Abweichung der Bevölkerungszahl nach unten sogar größer als 1,6 Prozent. Unter ihnen befindet sich Bayern mit einem Wert von - 2,2 Prozent, also knapp 300.000 Einwohnerinnen und Einwohnern weniger. Zum Stichtag lebten rund 13 Millionen Menschen im Freistaat, im Vergleich zu vor elf Jahren ein Plus von etwas mehr als fünf Prozent. Der Großteil des Zuwachses geht laut Herrmann auf Zuzug aus dem Ausland zurück.
- Alter und Geschlecht: Das durchschnittliche Alter der Bevölkerung in Bayern lag bei 43,7 Jahren und damit knapp unter dem bundesweiten Durchschnitt (44,3 Jahre). Im Vergleich zum Zensus 2011, ist das Durchschnittsalter in Bayern um mehr als ein Jahr gestiegen (42,5 Jahre). Der Anteil an Männern (49,4 Prozent) und Frauen (50,6 Prozent) war weitgehend ausgewogen. Den größten Anteil von Kindern und Jugendlichen gab es in den Regierungsbezirken Schwaben und Oberbayern.
- Familienstand: Ein Großteil der Menschen in Bayern lebte am Stichtag in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft oder war verheiratet. Insgesamt waren das 44 Prozent. 42 Prozent waren ledig. Deutlich geringer dagegen der Anteil der Geschiedenen: Er lag bei etwa sieben Prozent.
- Staatsangehörigkeiten: Es lebten acht Prozent weniger Ausländerinnen und Ausländer in Bayern als angenommen. Am 15. Mai 2022 waren es dem Zensus zufolge knapp 1,9 Millionen. Die häufigsten Staatsangehörigkeiten waren nach der deutschen (11,2 Millionen) die türkische mit 171.000 Menschen – gefolgt von rumänischen (169.000) und kroatischen Staatsbürgern (119.000).
- Wohnen: Am Zensus-Stichtag gab es in Bayern 3,1 Millionen Wohngebäude und darin insgesamt 6,4 Millionen Wohnungen. Seit dem Zensus 2011 ist die Zahl der Wohnungen in Wohngebäuden bayernweit um rund 648.000 gestiegen. Rund ein Drittel der Wohngebäude wurde mit Gas beheizt, gut ein weiteres Drittel mit Öl.
- Mietpreise: Erstmals wurde die Miete für alle Wohnungen erhoben. Die durchschnittliche Nettokaltmiete lag in Bayern bei 8,74 Euro pro Quadratmeter, bei einer durchschnittlichen Wohnfläche von rund 101 Quadratmetern. "Die Spanne der durchschnittlichen Nettokaltmiete pro Quadratmeter ist jedoch enorm und bewegt sich von 5,99 Euro in Oberfranken bis hin zu 10,95 Euro in ganz Oberbayern und sogar 12,89 Euro in München", sagte Innenminister Herrmann. Die teuerste Gemeinde war Neubiberg im Landkreis München mit einer durchschnittlichen Nettokaltmiete von 13,84 Euro pro Quadratmeter.