Am Wochenende ist eine Debatte um Corona-Fallzahlen des Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) zur Inzidenz bei Geimpften und Ungeimpften entbrannt. Denn das LGL erfasst alle Fälle, bei denen der Impfstatus nicht bekannt ist, als "ungeimpft".
Zunächst ist bei der Bewertung des Infektionsgeschehens zu bedenken, dass Experten derzeit von einer merklichen Untererfassung bei den Corona-Zahlen ausgehen. Gesundheitsämter und Kliniken kommen demnach mit der Meldung von Fällen zumindest in einzelnen Regionen nicht mehr hinterher. Auch dem RKI fällt die Beurteilung der Lage schwer. Zudem wurden teilweise Intensivpatienten aus Bayern in andere Bundesländer verlegt.
Bei unbekanntem Impfstatus zählen Fälle in Bayern als ungeimpft
Nun ist eine Debatte um die Berechnung der Inzidenz bei Ungeimpften und Geimpften durch das LGL entbrannt. Die Behörde bestätigte am Sonntag Zahlen aus einem Bericht der Welt, demzufolge bei der Berechnung für den 24. November von gut 72.000 Personen, die als ungeimpft behandelt wurden, bei mehr als 57.000 der Impfstatus unbekannt war.
Das LGL verteidigte allerdings sein Vorgehen. Zum einen weise man auf die Einbeziehung der unbekannten Fälle hin, betonte LGL-Präsident Walter Jonas. Zum anderen habe sich herausgestellt, dass die Fälle mit zunächst unbekanntem Impfstatus "nach später vorliegenden Daten in der weit überwiegenden Anzahl der Fälle ungeimpft waren". Daher hätte ein bloßes Weglassen der fehlenden Werte "zu völlig falschen Inzidenzverhältnissen geführt".
Kritik am Vorgehen des LGL bei Zählung von Fällen mit unbekanntem Impfstatus
Der FDP-Landtagsabgeordnete Matthias Fischbach kritisierte die Vorgehensweise dagegen und forderte eine Regierungserklärung von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und lückenlose Aufklärung. Die Stellungnahme des LGL bezeichnete er als "fadenscheinig". Es sei "inakzeptabel", dass verschwiegen werde, wie groß der Anteil der Personen mit unklarem Impfstatus sei.
Zudem demonstrierten am Wochenende erneut Gegner der Corona-Maßnahmen. Bei einer Kundgebung am Samstag in Ansbach kamen dabei sehr viel mehr Menschen als erwartet. Wie ein Pressesprecher der Polizei am Sonntag sagte, musste die Zahl der Ordner kurzfristig erhöht werden. In der Spitze sollen bis zu 1800 Menschen am Samstag an der Demonstration teilgenommen haben - angemeldet waren 250. (dpa)