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Wirtschaft: Warum geht es Bayern so gut?

Wirtschaft

Warum geht es Bayern so gut?

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    Generatorenwerk von Siemens in Erfurt: Der Wirtschaft in Bayern geht es gut.
    Generatorenwerk von Siemens in Erfurt: Der Wirtschaft in Bayern geht es gut. Foto:  Martin Schutt/Archiv (dpa)

    Anfang 2009 hatte Andreas Kopton das richtige Bauchgefühl. Zu einem Zeitpunkt allgemeiner Wirtschafts-Tristesse zeigte sich der Präsident der schwäbischen Industrie- und Handelskammer (IHK) provokativ optimistisch für die weitere konjunkturelle Entwicklung, was ihm allerlei Spott einbrachte.

    Schließlich befand sich Deutschland im Würgegriff der von den USA ausgehenden Finanzmarktkrise. Banken bebten und die Autoindustrie brauchte wie Finanzhäuser staatliche Unterstützung. Damals stichelte Kopton: „Die Leute gehen ganz normal einkaufen.“ Viele Menschen könnten die immer neuen negativen Wirtschaftsnachrichten nicht mehr hören. Der Unternehmer psychologisierte: „Es nervt die Verbraucher. Manchmal glaube ich, sie gehen aus Trotz los und kaufen ein.“ So ähnlich sollte es kommen. In

    Experten vermelden die längste wirtschaftliche Hoch-Phase seit langem

    Kopton spricht von einem weiterhin „soliden Wachstumskurs“ – eine Einschätzung, die der IHK-Präsident aus der jüngsten Konjunktur-Umfrage der Kammer unter knapp 600 Betriebsinhabern ableitet. So sagt der Unternehmer: „Es ist alles im Lot in der schwäbischen Wirtschaft.“ Kopton kann sich gut vorstellen, dass das Konjunktur-Hoch acht, neun, ja vielleicht sogar insgesamt zehn Jahre andauert. Ein derart langer Aufschwung wäre völlig untypisch. Schon bisher vermelden schwäbische IHK-Konjunktur-Experten die längste wirtschaftliche Hoch-Phase seit 1974. Seit damals ermitteln sie auf vergleichbare Weise solche Daten für die Region.

    Dass Kopton als Berufs-Optimist von einer Verlängerung für den Aufschwung träumt, verwundert nicht. Aber auch der erfahrene IHK-Standort- und Konjunktur-Experte Peter Lintner, der in der Vergangenheit stets ein wenig auf die Euphorie-Bremse trat, sagt jetzt: „Die Lage ist hervorragend. Es gibt keinen Hinweis auf einen Abschwung in den nächsten fünf bis sechs Monaten.“

    Damit ist der Realist Lintner in das Lager der Optimisten gewechselt, nicht aber ohne zu warnen, dass die Unternehmer nach wie vor Risiken für die weitere wirtschaftliche Entwicklung sehen. So befürchtet fast jeder zweite Firmen-Chef, nicht ausreichend Fachkräfte in Zeiten der Vollbeschäftigung zu finden. Und die Angst wächst, dass die Arbeitskosten durch hohe Tarifabschlüsse über Gebühr steigen und die internationalen Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe verschlechtern. In die Abteilung „Risiken“ gehören auch steigende Energiepreise und „marktwirtschaftsfeindliche“ Reformen der Bundesregierung wie die Rente mit 63 und der Mindestlohn.

    Warum läuft es wirtschaftlich so prächtig in Bayern?

    Hier profitiert die Exportwirtschaft davon, dass sie international breiter als in den 90er Jahren aufgestellt ist. Einbrüche im Handel mit Russland werden derzeit mit Erfolgen in der Eurozone und den USA wettgemacht. Viele Unternehmer rechnen auch wieder mit stabileren China-Geschäften, wo sich die Konjunktur zuletzt auf sehr hohem Niveau merklich abgekühlt hatte.

    Natürlich hilft es Firmen, dass Bürger mit einem sicheren Arbeitsplatz kräftig einkaufen gehen. Längst ist der Konsum im Gegensatz zu den 90er Jahren zu einer stabilen Stütze der Konjunktur geworden, auch dank der Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank. Kopton glaubt: „Viele haben Spaß daran, sich etwas zu kaufen. Was sollen sie auch sonst mit ihrem Geld machen.“

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