Die Termine von Clemens Baumgärtner dürften in diesen Tagen so dicht beieinander liegen wie die Hendl auf den Spießen der Wiesn-Wirte. Dennoch sagt der scheidende „Wiesn-Chef“, er hätte den Job sehr gerne weitergemacht. „Ärgern tut‘s mich, dass es aufhört“, gesteht der 48-Jährige. Aber hinnehmen müsse man es dennoch.
Am Samstag wird in München das 189. Oktoberfest eröffnet und zum vorerst letzten Mal leitet der CSU-Mann die Geschicke der Wiesn. Nach fünf Jahren will Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) wieder einen Sozialdemokraten im Amt des Wirtschaftsreferenten. Ab 2025 soll Ingolstadts Bürgermeister Christian Scharpf den Job übernehmen. Unterdessen strebt Baumgärtner in seiner Heimatstadt längst nach höheren Ämtern.
Münchner Wiesn-Chef will Oberbürgermeister werden
Der Rechtsanwalt will den Münchner Oberbürgermeister (OB) bei der bevorstehenden Wahl im Jahr 2026 ablösen. Keine leichte Aufgabe, ist die Landeshauptstadt doch seit vier Jahrzehnten fest in SPD-Hand und der OB in Umfragen nicht gerade unbeliebt. Andererseits wäre Baumgärtner nicht der Erste, der sein Amt als Wiesn-Chef als Sprungbrett für wichtigere Positionen im Münchner Rathaus nutzt. Bei Reiter war es 2014 nicht anders gewesen.
Als scheidender Wirtschaftsreferent nimmt Baumgärtner unter anderem für sich in Anspruch, die Internationale Automobilausstellung oder Tech-Stars wie den Smartphone-Hersteller Apple nach München geholt zu haben. Doch man gewinnt den Eindruck, am meisten hänge sein Herz am bekanntesten Volksfest der Welt.
Wiesn-Chef würde gerne einmal selbst anzapfen
Womöglich war es ihm vorgezeichnet, Fürsprecher der Wiesnwirtinnen und -wirte zu werden. Er sei schon als Dreijähriger auf dem Oktoberfest gewesen, sagt der gebürtige Münchner mit der blauen Hornbrille. Viele weitere Besuche dürften während seines Jura-Studiums an der Ludwig-Maximilians-Universität dazugekommen sein. Heute ist Baumgärtner verheiratet und hat zwei Kinder.
Würde er tatsächlich Oberbürgermeister, fiele ihm beim Oktoberfest endlich auch die „Lizenz zum O‘Zapfa“ zu. Er dürfte dann den Bieranstich vornehmen und die erste Maß dem bayerischen Ministerpräsidenten in die Hand drücken. Bei der Anzahl der Schläge läge die Messlatte hoch: OB Reiter brauchte zuletzt nur zwei Hiebe, bis das Festbier aus dem Fass strömte.
„Anzapfen dad i saugern“, schwärmt Baumgärtner, wenn man ihn darauf anspricht. „Und ich verspreche, es werden nicht mehr als drei Schläge.“ Aber davor müssen ihn die Münchner erstmal wählen.
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