Um die oft langen Wartezeiten auf Arzttermine ist ein heftiger Streit entfacht. „Die Diskriminierung der gesetzlich Versicherten gegenüber Privatpatienten bei der Terminvergabe werden wir nicht länger hinnehmen“, sagt Stefanie Stoff-Ahnis, Stellvertretende Vorstandsvorsitzende des Spitzenverbands der Gesetzlichen Krankenkassen. Dr. Klaus Holler, Sprecher des Bayerischen Facharztverbandes, warnt dagegen Patienten und Politiker vor „falschen Heilsversprechen der Krankenkassen“ und sagt: „Nirgendwo auf der Welt ist die Wartezeit auf einen Facharzttermin kürzer als in Deutschland.“ Und weiter: „Nirgendwo auf der Welt subventionieren zehn Prozent privatversicherte Patienten die Behandlung von neunzig Prozent der gesetzlich versicherten Patienten quer und stellen damit auch deren Versorgung sicher – außer in Deutschland.“
Doch es herrsche eine „Zweiklassenmedizin“, sagt die Präsidentin des Sozialverbands VdK, Verena Bentele gegenüber unserer Redaktion: „Eine deutliche Ungleichbehandlung zwischen privat und gesetzlich Versicherten ist leider Realität. Dies zeigt sich nicht nur bei der Terminvergabe, sondern auch in der Behandlungsqualität und dem Zugang zu bestimmten medizinischen Leistungen.“ Die beiden Vergütungssysteme müssen aus ihrer Sicht zusammengeführt werden. „Die medizinische Notwendigkeit muss bei der Terminvergabe im Mittelpunkt stehen und nicht die Versicherungszugehörigkeit.“ Als Lösung schlägt sie eine Bürgerversicherung vor, in der alle Menschen unabhängig von ihrem Einkommen oder Beruf in einem gemeinsamen solidarischen System versichert sind.
Bayerns Gesundheitsministerin lehnt eine Bürgerversicherung ab
Eine Bürgerversicherung lehnt Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) ab. Denn, dass die Solidargemeinschaft von einer Einheitsversicherung finanziell profitiere, sei für sie „reines Wunschdenken“. Gleichwohl kann es auch nach Erkenntnissen ihres Ministeriums „durchaus oft einige Monate dauern, bis gesetzlich krankenversicherte Bürgerinnen und Bürger einen Facharzttermin bekommen“. Deshalb sollte beispielsweise die von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) abgeschaffte Neupatientenregelung wieder eingeführt werden, um die Vergütungsanreize für die Aufnahme von Neupatienten zu erhöhen. Außerdem hält die Ministerin eine „effektive Patientensteuerung beim Zugang zu ambulanten ärztlichen Leistungen“ für notwendig. „Dazu liegen derzeit unterschiedliche Vorschläge auf dem Tisch. So könnte zum Beispiel über ein verpflichtendes Hausarztmodell nach dänischem Vorbild diskutiert werden – mit einem gleichzeitigen Ausbau der Videosprechstunden.“
Auch beim Bayerischen Hausärzteverband favorisiert man ein hausarztzentriertes Modell: „80 Prozent der medizinischen Beratungsanlässe werden durch die hausärztliche Versorgungsebene abschließend versorgt“, betont Verbandsvorsitzender Dr. Wolfgang Ritter. Nur bei etwa 20 Prozent sei eine weiterführende Behandlung beim Facharzt überhaupt nötig. „In der Realität gehen aber zum Beispiel Patientinnen und Patienten mit Halsschmerzen direkt zum HNO-Arzt und Patientinnen und Patienten mit Rückenschmerzen direkt zum Orthopäden.“ Das bedeute, dass „die ungesteuerte Inanspruchnahme von spezialisierten Fachrichtungen“ zu einer Verminderung der Kapazitäten für benötigte Termine führe.
Nachsorgetermine zu erhalten ist schwierig
Auf Kapazitätsengpässe stoßen auch immer wieder Patienten nach einer Operation, sagt Carola Sraier von der unabhängigen Patientenberatung in Schwaben. Viele erhielten keine Nachsorgetermine bei niedergelassenen Fachärzten. Und noch ein großes Problem gebe es: Immer mehr Praxen setzen bei der Terminvergabe auf Onlinebuchungen – gerade für ältere Patienten sei dies eine extrem hohe Hürde.
Nur mal so ein Beispiel: Ich habe im November 2024 bei meiner Hautarztpraxis in Dillingen angerufen, um einen Termin für eine Hautkrebsvorsorge zu machen. Den Termin habe ich jetzt im August 2025!! Wenn meine Tochter, Beamtin und privat versichert, bei der Praxis anruft, bekommt sie einen Termin in maximal einer Woche. Ist das noch normal und vor allem gerecht? Ich bin bei meiner Krankenkasse freiwillig versichert und bezahle mehr als meine Tochter.................................
Es hindert Sie niemand daran, in eine Privatkasse zu wechseln.
Hier wird doch nur wieder populistische Agitation betrieben. Fakt ist doch, dass lediglich ca. 10-14% aller Versicherten privat versichert sind. Wenn folglich diese zwangsweise gesetzlich versichert werden würden, was würde sich ändern? Problem ist doch nicht der Privatpatient, sondern zum einen die Bezahlung der Ärzte durch die Krankenkassen und zum anderen, noch gravierender, der Mangel an Ärzten, insb. Fachärzten etc. Aber Objektivität, Ursachenforschung etc. scheint nicht mehr geboten zu sein! Man sollte einmal darüber nachdenken, wenn ein Arzt nur Minuten für eine bezahlte Beratung durch die Krankenkasse im Monat für Patienten hat, was bzw. wie er sich folglich verhält. Auch Ärzte haben Kosten! Und eine möglich Folge könnte sein, dass mehr und mehr kommerzielle Ärztehäuser entstehen werden, welche definitiv dann nur noch nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten geführt werden würden.
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