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Wetter und Klima: Heißer Sommer in der Region: Wie viel Hitze ist normal?

Wetter und Klima

Heißer Sommer in der Region: Wie viel Hitze ist normal?

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    Im Sommer 2023 gab es in der Region schon eine ganze Reihe heißer Tage. Ein Blick in die historischen Daten zeigt: Juni und Juli sind überdurchschnittlich warm.
    Im Sommer 2023 gab es in der Region schon eine ganze Reihe heißer Tage. Ein Blick in die historischen Daten zeigt: Juni und Juli sind überdurchschnittlich warm. Foto: Silvio Wyszengrad

    Diesen Sommer zeigt die Sonne, was sie kann. Es wurde warm, heiß, oft lagen die Temperaturen deutlich über 30 Grad. Die einen genießen dieses Wetter. Andere leiden in Dachgeschosswohnungen, schwitzen in verglasten Bürogebäuden oder sorgen sich um ihre Gesundheit, weil ihnen die Hitze körperlich zusetzt. Und an manchen nagt mit Blick auf den Klimawandel die Frage: Ist das noch normal? Schließlich ist der bisherige Sommer unbestreitbar warm. Aber ein warmer Sommer an sich ist noch keine Nachricht. Etwa in Facebook-Kommentarspalten weisen viele Menschen ja nur allzu gern darauf hin: Heiße Sommer, das gab es schon früher. Ist dieser Sommer bereits außergewöhnlich? 

    Um das einschätzen zu können, hilft ein Blick auf historische Daten. Wir haben für das bisherige Jahr die Tagesdurchschnittstemperaturen an den Messstationen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in der Region mit dem langjährigen Mittelwert verglichen. Es zeigt sich: Zuletzt waren die meisten Tage deutlich heißer als üblich. Juni und Juli liegen deutlich über dem Schnitt.

    "Der Juni hatte gut drei Grad zu viel", sagt auch Gudrun Mühlbacher, Leiterin des für Bayern zuständigen Regionalen Klimabüros des DWD. "Zu viel", verglichen mit dem langjährigen Mittel – das ist ein Begriff der Klimaforschung. Er bezeichnet den Durchschnittswert eines 30-Jahre-Zeitraums, in der Regel von 1961 bis 1990. Meist werden Wetterdaten mit diesem Zeitraum verglichen, weil er vom Klimawandel noch nicht stark betroffen war.

    Der Juni 2023 in Augsburg war etwa 3 Grad wärmer als normal

    Die Durchschnittstemperatur in Augsburg lag im Juni 2023 bei 18,4 Grad – über den kompletten Tagesverlauf gerechnet, es zählen also ebenso die kühleren Temperaturen in der Nacht hinzu wie die Hitze am Nachmittag. Im Schnitt war ein Juni zwischen 1961 und 1990 deutlich kühler: 15,3 Grad. Eine derart starke Abweichung sei schon ungewöhnlich, sagt Mühlbacher.

    Im bisherigen Sommer 2023 wichen die Tagesdurchschnittstemperaturen beispielweise um den 20. Juni besonders stark vom Mittelwert ab, ebenso um den 9. Juli – zeitweise waren die Tage mehr als sieben Grad wärmer als der Vergleichswert. Vor allem um den 20. Juni und um den 9. Juli war es in diesem Sommer besonders warm. Das gilt für Augsburg, aber in der ganzen Region sieht es ähnlich aus. Eindeutig kältere Phasen als im langjährigen Mittel gab es in diesem Sommer bisher nicht.

    Auffällig ist, dass häufig gleich mehrere Tage am Stück extrem heiß waren. So lagen die Durchschnittstemperaturen vom 18. bis zum 22. Juni sowie vom 7. bis zum 11. Juli jeweils für fünf Tage über 20 Grad. Dass Hitzewellen im Schnitt länger dauern, als das früher der Fall war, ist eine Auswirkung des Klimawandels. "Es sieht so aus, dass die Stationarität von Großwetterlagen zunimmt", erklärt Mühlbacher. Hochdruckgebiete und auch Tiefdruckgebiete bleiben also länger an einem Ort. Warum genau das so ist, werde noch erforscht, sagt Mühlbacher. "Aber dass es so ist, ist messbar." Das Phänomen betrifft nicht nur Hitzewellen, sondern kann etwa auch dazu führen, dass Regionen besonders stark von Starkregen getroffen werden, weil die Regenfront nur langsam abzieht.

    Klimawandel in der Region: Die Alpen erhitzen sich besonders schnell

    Eine Besonderheit in der Region ist der Alpenraum. Grundsätzlich sind die Temperaturen in höher gelegenen Gebieten niedriger, extreme Hitze ist also seltener. Doch es ist nicht so, dass die Region deshalb weniger vom Klimawandel betroffen wäre. "Das Gegenteil ist der Fall", erklärt Mühlbacher. "So wie es aussieht, erwärmt sich der alpine Bereich sogar schneller." Und das führe zu einer Vielzahl an Problemen. Bei den Alpen handelt es sich um ein spezielles Ökosystem, an das beispielweise viele Pflanzen angepasst sind. Diese kommen mit veränderten Bedingungen nicht klar – und sterben möglicherweise aus. Auch höhere Gefahr durch Lawinenabgänge, Felsstürzen und Murenabgänge, Überschwemmungen durch abtauende Gletscher und nicht zuletzt wirtschaftliche Schäden durch nicht mehr nutzbare Skigebiete gehören zu den Folgen.

    Dass das Wetter schwankt, ist an sich normal – doch Langzeitbeobachtungen des Klimas zeigen einen Trend

    Nun sagen einzelne Tage und Monate, was den Klimawandel angeht, noch nicht besonders viel aus. "Das ist der Unterschied zwischen Wetter und Klima", sagt Mühlbacher. Was das Wetter angeht, gibt es immer Schwankungen. Ein kälterer Monat, auch mal ein kompletter unterdurchschnittlich warmer Sommer, all das sei weiter möglich. Und das Jahr 2023 war bisher nicht durchgehend zu warm. Der April, erklärt Mühlbacher, sei beispielsweise etwa kälter als im langjährigen Mittel gewesen – gerade zum Monatsbeginn gab es Frost und Schnee.

    Beim Klima geht es im Unterschied zum Wetter um Beobachtungen über lange Zeiträume. Und die zeigen: "Die mittleren Werte ändern sich, und auch die Extreme." In den vergangenen Jahren wurden immer neue Hitzerekorde aufgestellt. Das wärmste Jahr in Augsburg seit Beginn der Aufzeichnungen war 2022 – es löste das Jahr 2018 ab. Ein Blick auf lange Zahlenreihen bietet ein klares Bild: Die letzten zehn Jahre lagen allesamt über dem langjährigen Mittel. "Viele erinnern sich noch an den Jahrhundertsommer 2003", sagt Meteorologin Mühlbacher. "Was damals noch als extrem galt, ist inzwischen die neue Realität."

    Wie sehr die Klimaveränderungen in der Region von den Emissionen abhängen, zeigen wir mit unserem Projekt "Klimaausblick". Für jeden Landkreis haben wir eine Tabelle mit Prognosen erstellt. Sie zeigen, wie sich das Klima in Ihrer Heimat entwickeln wird: Auf welche Temperaturen wir uns bis Mitte und bis Ende des Jahrhunderts einstellen müssen, wie lange künftig die Hitzeperioden dauern werden und wie stark die Zahl der Frosttage abnimmt. Die Diagramme finden Sie hier.

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