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Weltsynode 2024: Sind Kirchenreformen realistisch?

Bischofskonferenz

Bewegt sich die Kirche doch?

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    Die Positionen katholischer Bischöfe, in Deutschland wie weltweit, zu umstrittenen Themen wie dem der Frauenweihe liegen oft weit auseinander.
    Die Positionen katholischer Bischöfe, in Deutschland wie weltweit, zu umstrittenen Themen wie dem der Frauenweihe liegen oft weit auseinander. Foto: Karl-Josef Hildenbrand, dpa (Symbolbild)

    Bewegt sie sich doch? In welche Richtung genau? Und: Wie weit ist sie zu gehen bereit? Seitdem Papst Franziskus der katholischen Kirche eine Erneuerung aufgetragen hat, sind das viel diskutierte Fragen in aller Welt. Zumindest zu einem kleinen Teil der Antworten werden der Augsburger Bischof Bertram Meier und sein Passauer Mitbruder Stefan Oster beitragen. Mit ihnen gehören gleich zwei bayerische Bischöfe zu den fünf Diözesanbischöfen aus Deutschland, die im Oktober an der sogenannten Weltsynode in Rom teilnehmen. Die berät, bereits in zweiter Runde nach 2023, vier Wochen lang über mögliche Reformen. Weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

    Gläubige appellierten an den Augsburger Bischof Bertram Meier

    Gerade engagierte deutsche Katholikinnen und Katholiken haben hohe Erwartungen – und den Bischöfen einige Forderungen mit auf die Reise gegeben: eine „volle Gleichberechtigung für Frauen in allen Funktionen“ der Kirche etwa, einen „freiwilligen Zölibat“ oder mehr Mitsprache von Laien bei Entscheidungen, die sich „nicht in reinem Beraten erschöpft“. So der jüngste Appell der Reformkräfte Gemeindeinitiative.org und Wir sind Kirche. Die Initiative Maria 2.0 Augsburg übergab Bertram Meier einen Brief. In dem heißt es, „dass uns die jüngere Generation davonläuft“, dass auch ältere Gläubige die Hoffnung auf Reformen aufgegeben und sich abgewendet hätten, dass die Zeit dränge.

    Am Dienstag stellen sich Meier und Oster im Rahmen der laufenden Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Fulda den Fragen der Presse zur Weltsynode. Auf dem Podium sitzen zudem die Bischöfe Felix Genn (Münster), Franz-Josef Overbeck (Essen) und der Bischofskonferenz-Vorsitzende Georg Bätzing (Limburg), alle deutschen Synodenbischöfe also. Sie bilden das Spektrum der Reformbereitschaft im deutschen Episkopat ab, von abwehrend über zurückhaltend bis nachdrücklich einfordernd. Beim Reformprozess „Synodaler Weg“ in Deutschland war es vor allem eine Gruppe katholisch-konservativer bayerischer Bischöfe – Gregor Maria Hanke (Eichstätt), Rudolf Voderholzer (Regensburg) und Oster –, die mehrfach auf die Bremse trat, weil sie sich um Tradition und Lehre sorgte. Sie warnte vor einer Kirchenspaltung. Meier sah sich zunehmend in der Rolle eines Vermittlers.

    Bischof Bätzing wünscht sich die Weihe von Frauen zu Diakoninnen

    Am Dienstagmittag betont Oster, dass die Kirche missionarisch sein müsse. Meier sagt mit Blick auf das Verhältnis von Vatikan und Ortskirchen: „Es muss nicht alles in der Zentrale entschieden werden.“ Und Bätzing spricht von der „grundlegenden und zukunftsentscheidenden Frage der Integration von Frauen auf allen Ebenen des kirchlichen Lebens“. Man dürfe dieser Frage nicht ausweichen, die Weltsynode werde darauf Antwort geben müssen – „sonst läuft sie unter den Erwartungen, die der Heilige Vater selber in der Welt hat aufkommen lassen, unten durch“. Und nochmals deutlicher: „Ich wünsche mir sehr, dass die katholische Kirche es ermöglicht, dass Frauen die Diakonatsweihe empfangen können.“ Es wäre eine Art Vorstufe zur Weihe von Frauen zu Priesterinnen.

    Bätzings Worte sind bemerkenswert. Denn das Thema war aus dem Programm der Weltsynode ausgeklammert worden. Von Papst Franziskus. Anfang Juli erklärte der Luxemburger Kardinal Jean-Claude Hollerich, „Generalrelator“ der Versammlung: Man werde sich nicht mit der Weihe von Frauen zu Priesterinnen befassen, weil dieses Thema nicht von der „ganzen Welt“ aufgebracht worden sei. Gleichermaßen sagte er, nicht alles sei mit der zweiten Synoden-Sitzung beendet. Der Augsburger Bischof Meier verweist am Dienstag auf die Unterschiede der fünf Bischöfe auf dem Podium – und das Lehramt. Er versuche „alles“, um Frauen in seinem Bistum auch in hohe Leitungsämter zu bringen – „aber bei einer Weihe bin ich, ehrlich gesagt, im Moment etwas skeptisch“.

    Synodenteilnehmer Thomas Schwartz: Rechenschaftspflicht wäre großer Schritt nach vorne

    Das Leitwort der Weltsynode mit ihren fast 400 überwiegend männlichen Teilnehmern, mehrheitlich Bischöfe, lautet: „Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Teilhabe und Sendung“. Es geht um ein neues Miteinander, unter anderem bei der (Aus-)Wahl neuer Bischöfe. Mit Zweidrittelmehrheiten gefasste Beschlüsse werden schließlich dem Papst vorgelegt. Die Kirche ist keine demokratische Organisation – es liegt an ihm, was er umsetzen wird.

    Auch Thomas Schwartz nimmt an der Weltsynode teil: Er ist Hauptgeschäftsführer des katholischen Osteuropa-Hilfswerks Renovabis mit Sitz in Freising.
    Auch Thomas Schwartz nimmt an der Weltsynode teil: Er ist Hauptgeschäftsführer des katholischen Osteuropa-Hilfswerks Renovabis mit Sitz in Freising. Foto: Bernhard Weizenegger (Archivbild)

    „Ich erhoffe und erwarte mir konkrete Hinweise bei den Themen Machtstrukturen und Miteinander“, sagt Thomas Schwartz, in Augsburg lebender Hauptgeschäftsführer des in Freising ansässigen Osteuropa-Hilfswerks Renovabis im Gespräch mit unserer Redaktion. „Wenn zum Beispiel die Einführung einer Rechenschaftspflicht für Entscheidungen gelänge, würde die Kirche einen großen Schritt nach vorne tun.“ Dabei geht es laut Schwartz, der als „Gast“ an der Weltsynode teilnimmt, darum, dass kirchliche Entscheidungsträger – Bischöfe oder Pfarrer – ihre Entscheidungen künftig begründen und sich daran messen lassen müssten.

    Die ausgeklammerten Reizthemen, wie die Rolle der Frau, würden „natürlich weiter auf der Agenda bleiben“; sie bedürften jeweils eigener Foren. Ausgeklammert wurden sie auch, so Schwartz, „damit man sich nicht an ihnen festbeißt – und einen Durchbruch beim überaus wichtigen Thema der künftigen Art des Miteinander-Sprechens und -Entscheidens gefährdet“.

    Die katholische Reformbewegung Wir sind Kirche versucht es am Dienstagnachmittag nach der Pressekonferenz der Bischöfe in Fulda erneut mit einem Appell: „Wenn sie gute Bischöfe sein wollen, müssen sie in Rom die gesamte Kirche Deutschlands vertreten, und nicht nur ihre je eigenen theologischen Ansichten“, erklärt sie.

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    1 Kommentar
    Sabine Hofmann

    Ausgerechnet Betram Meier und Stefan Oster. Das hätte man sich auch schenken können. dass uns die jüngere Generation davonläuft“, in diesem Satz zeigt sich die grundlegende Fehleinschätzung. Aus meinem Bekannten- und Feundeskreis, hauptsächlich katholisch sind mittlerweile fast alle Kinder aus der Kirche ausgetreten und die Enkelgeneration wurde nicht mehr getauft, von 12 gerade mal einer. Man hätte die Einheit nutzen müssen um die Kirche neu aufzusetzen, das war damals schon überfällig. Die Idee der viri probati stammt aus dem Jahr 1974, Regionalsynode in Würzburg.. Was ist seitdem passiert? Weniger als nichts. "Es muss nicht alles in der Zentrale entschieden werden". Aha. Soweit ich mich erinnere war das schon das Motto beim II Vatikanum, 1965.

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