Startseite
Icon Pfeil nach unten
Bayern
Icon Pfeil nach unten

Warum Bayerns Weg bei der Digitalisierung an Schulen richtig ist

Kommentar

Tablets an Schulen ja, aber nur unter einer Bedingung...

Sarah Ritschel
    • |
    • |
    An Modellschulen wurde jahrelang getestet, wann digitaler Unterricht Sinn ergibt.
    An Modellschulen wurde jahrelang getestet, wann digitaler Unterricht Sinn ergibt. Foto: Ulrich Wagner

    Die Kreidezeit in der Erdgeschichte endete vor 66 Millionen Jahren. Es ist ein beliebter, nur halb lustig gemeinter Scherz unter Digitalisierungs-Befürwortern, dass sie an Bayerns Schulen bis heute andauert. Mit dem neuen Schuljahr aber meißelt der Freistaat eine Botschaft in den Tafelkreideberg: Unsere Schulen werden digital. Jetzt aber wirklich. Bis zum Jahr 2028 sollen jede Schülerin und jeder Schüler ab der fünften Klasse ein eigenes digitales Endgerät haben, am Dienstag geht es los. Der Staat finanziert pro Tablet 350 Euro, den Rest bezahlen die Eltern. Das ist eine gute Nachricht - trotz der Tatsache, dass manches Nachbarland die Schuldigitalisierung teilweise schon wieder rückabwickelt.

    Eins vorneweg: Damit die digitalen Endgeräte sinnvoll genutzt statt entnervt weggeräumt werden, braucht es die nötige Infrastruktur. Bayern darf die ohnehin klammen Kommunen beim Ausbau des Wlan-Netzes nicht allein lassen, genauso wenig wie bei der Wartung der Geräte. Sonst bleiben die gleichwertigen digitalen Lernmöglichkeiten weit entfernt.

    Wenn die Technik stabil ist und das pädagogische Konzept auch, sind subventionierte Tablets und Notebooks mehr als ein großzügiges Geschenk des Staates. Schülerinnen und Schüler lernen, mit solchen Geräten zu arbeiten, statt nur darauf zu spielen oder stumpfsinnige Videos zu schauen.

    Jedes zweite Kind zwischen sechs und elf Jahren hat ein Handy

    Etwa die Hälfte der Eltern in Deutschland kauft laut einer Umfrage der Meinungsforscher von Yougov ihren Kindern im Alter zwischen sechs und elf Jahren das erste Handy, ein weiteres Drittel im Alter von zwölf bis 14 Jahren. In der Schule aber kann man Kindern zeigen, wie Influencer oder die AfD sie damit manipulieren wollen. Sie lernen, wo sie verlässliche Informationen bekommen und dass man nicht alles glauben darf, was die KI salbadert. Mütter und Väter können froh sein, wenn Lehrkräfte ihnen einen Teil dieser Aufklärungsarbeit abnehmen.

    Kritiker der 1:1-Ausstattung befürchten aber, dass Kinder endgültig viereckige Augen bekommen, wenn sie auch noch in der Schule vor dem Bildschirm sitzen. Doch nicht der Digitalunterricht ist das Problem, sondern das Daddeln daheim. Die Eltern haben es selbst in der Hand, diese Sorge in Luft aufzulösen, indem sie dafür sorgen, dass ihre Kinder draußen spielen und in Vereinen Freunde treffen.

    Nirgendwo mehr Digitalunterricht als in Dänemark

    Richtig eingesetzt, können digitale Hilfsmittel den Lerneffekt fördern. Ausgewählte Pilotschulen haben lange getestet, welche Apps helfen, neuen Stoff zu üben, den die Lehrkraft vorher erklärt hat. Und sie fanden heraus, wann das Tablet besser im Schulranzen bleibt, weil es keinen Mehrwert bringt. Man sollte den bayerischen Lehrkräften vertrauen, dass sie das richtige Maß finden.

    Letztlich muss die Devise sein: Tablets und Notebooks ja, aber eben nur dann, wenn es pädagogisch sinnvoll ist. Bayern plant nicht, Heft, Stifte und Bücher zu verbannen. Deshalb ist es irreführend, als Gegenargument für Digitalisierung das Beispiel Dänemark anzuführen. Dort ruft das Bildungsministerium Lehrkräfte auf, wieder „Räume für analoges Lernen zu schaffen“. Was man wissen muss: Nirgendwo auf der Welt setzten Lehrkräfte so sehr auf digitale Hilfsmittel wie in Dänemark. Ein Großteil der Schüler arbeitete zuletzt überhaupt nicht mehr mit Papier und Stift. Jetzt empfiehlt das Land, Bildschirme nur einzusetzen, wenn es didaktisch sinnvoll ist. Das ist genau der Weg, den Bayern jetzt beschreitet. Ein Mittelweg zwischen analog und digital.

    Diskutieren Sie mit
    3 Kommentare
    Marianne Böhm

    Wann sind den Tablets und Notbooks in Schulen pädagogisch sinnvoll..? Eines ist sicher es wird keine Analphabeten mehr geben, es wird keiner mehr die Schule abschließen ohne schreiben und lesen zu können. Ich denke die Zeit ist für unsere Gesellschaft noch nicht gekommen um in digitalisierten Dimensionen zu denken.. Wir haben Jahrzehnte verschlafen.. Wenn der Schäfer dümmer wie die Herde Schafe ist.. passiert so etwas.

    Michael Bauer

    Wie sagte doch der aktuelle Wirtschaftsminister - oder besser besagt, sein untergebener Chef der Bundesnetzagentur , als er darauf hingewiesen wurde, dass es im aktuellen Stromnetz Spitzen gäbe: Dann sollen sie halt bei Stromspitzen produzieren - und wenn wenig Strom da sei, die Arbeit niederlegen Wie sieht es eigentlich mit der Bildung aus: Sollen unsere Kids nur dann lernen, wenn Strom da ist: ohne Strom keine IPAD, kein WLAN

    |
    Thomas Keller

    Die Tablets sind batteriegetrieben, der Wifi-Router verbraucht etwa 7-10W... Ich habe z.B eine Powerbank mit Solarzelle, diese wird aber wohl nicht an die überteuerten Tablets der Marke Apple passen... Was mir persönlich nicht gefällt ist die Markenbindung und die Hersteller sich in die Schulen einkaufen und später nur dies und das Produkt bedient werden kann. Tastschreiben lernen kann ich mit Gratis-Software ebenso, für die Grundzüge der Textverarbeitung kann ich ein freies Softwarepaket nutzen. Das Ganze kann sogar auf diesem Rechner laufen, Baujahr 2015... Es sollte sichergestellt sein das die Software die im Unterricht eingesetzt wird auch pädagogischen Standards entspricht und getestet wurde. Ein simples Kaufen und Hinstellen bringt leider nichts.

    Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.

    Registrieren sie sich

    Sie haben ein Konto? Hier anmelden