Frau Saumweber, was sind denn die größten Fehler, die man bei seiner Ernährung machen kann?
JUTTA SAUMWEBER: Große Fehler sind ein hoher Alkoholkonsum und der häufige Verzehr von Fleisch. Auch hochverarbeitete Produkte, sprich Fertiglebensmittel, sollte man eigentlich nicht essen. Viele Menschen nehmen auch zu wenig Obst und Gemüse und zu wenige Ballaststoffe zu sich.
In Bayern ernähren sich einer aktuellen Studie zufolge etwa fünf Prozent der Menschen vegetarisch. Das ist deutlich mehr als noch vor ein paar Jahren, aber natürlich trotzdem wenig. Warum ist ein hoher Fleischkonsum so bedenklich?
SAUMWEBER: Rotes Fleisch wird mit der Entstehung von Krebs in Verbindung gebracht. Außerdem ist ein hoher Fleischkonsum aus Gesichtspunkten der Nachhaltigkeit problematisch. Deswegen wäre es schon vernünftig, den Verzehr von Fleisch auf ein bis zwei Mal pro Woche zu reduzieren.
Sie hatten gerade auch Fertigprodukte angesprochen. Wo liegen da die Probleme? In den vielen Zusatzstoffen?
SAUMWEBER: Oft haben diese Produkte sehr hohe Salzgehalte und sehr viele gesättigte Fettsäuren - man sollte aber vor allem ungesättigte Fettsäuren, etwa durch wertvolle Öle, zu sich nehmen. Und ja, die Zusatzlisten bei Fertigprodukten sind lang, es sind oft sehr viele Stoffe enthalten. Wobei die natürlich eingesetzt werden dürfen und auch geprüft sind. Aber dennoch: Es wird darüber diskutiert, welche negativen Auswirkungen hoch verarbeitete Lebensmittel auf die Gesundheit haben.
Viele dieser Produkte sind mit dem Nutri-Score gekennzeichnet, der den Verbrauchern zeigen soll, wie gesund das Lebensmittel ist. Was halten Sie davon?
SAUMWEBER: Eigentlich finde ich den Nutri-Score gut. Es gibt allerdings immer weniger Produkte, auf denen dieser Nutri-Score abgebildet ist, die Firmen gehen da aktuell wieder einen Schritt zurück. Der Score ist eigentlich dazu da, dass man Produktgruppen vergleichen kann. Wenn Sie sich ein Müsli kaufen wollen und von sechs Produkten im Regal nur auf einem ein Nutri-Score aufgedruckt ist, dann haben Sie keinen Vergleich.
Ist der Score also wenig aussagekräftig?
SAUMWEBER: Er ist schon aussagekräftig. Wenn man ein sehr zuckerhaltiges Produkt hat, dann wird es keinen grünen Nutri-Score bekommen, obwohl alle anderen Werte wie etwa die gesättigten Fettsäuren in Ordnung sind. Insofern hat die Eingruppierung schon eine Aussage. Nur fehlt eben oft die Vergleichbarkeit innerhalb einer Produktgruppe.
Sie hatten zuvor auch das Thema Ballaststoffe angesprochen. Warum sind sie denn so wichtig und mit welchen Lebensmitteln decke ich meinen Bedarf?
SAUMWEBER: Ballaststoffe sind sehr wichtig für die Verdauung und die Darmbewegung. Sie sind hauptsächlich in Vollkornprodukten enthalten. Aber auch Hülsenfrüchte, Haferflocken, Weizenkleie oder Leinsamen sind ballaststoffreich. Laut Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung sollten wir pro Tag etwa 30 Gramm Ballaststoffe zu uns nehmen. Der Durchschnitt der Bevölkerung in Deutschland schafft das aber nicht.
Wie erreicht man denn diese 30 Gramm?
SAUMWEBER: Zum Beispiel mit drei Scheiben Vollkornbrot und noch ein paar Haferflocken und Kleie. Und Obst und Gemüse enthalten ja auch noch Ballaststoffe.
Viele Menschen essen Obst und Gemüse vor allem, weil sie glauben, dass die darin enthaltenen Vitamine wichtig seien.
SAUMWEBER: Beim Gemüse geht es nicht nur um die Vitamine. Man hat außerdem den angesprochenen hohen Ballaststoffgehalt, viele sekundäre Pflanzenstoffe und Mineralstoffe. Das ist alles sehr wichtig. Zudem hat Gemüse wenige Kalorien, das ist gut fürs Körpergewicht. Wir sollten deswegen wirklich viel Gemüse essen, mehr noch als Obst, bestimmte Obstsorten wie Weintrauben oder Ananas enthalten mitunter viel Fruchtzucker . Was Gemüse nicht in hohem Maße hat, das ist Eiweiß. Das muss man sich auf anderem Wege holen. Etwa mit Hülsenfrüchten. Oder mit einer Handvoll ungesalzener Nüsse.
Auch Fisch liefert viel Eiweiß.
SAUMWEBER: Ja, das ist natürlich richtig. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt ein bis zwei Mal pro Woche fetten Seefisch. Besonders Makrele, Hering und Lachs sind da geeignet.
Lassen Sie uns noch über das Thema Zucker sprechen. Wie viel ist denn noch ok? Und merken wir eigentlich, wie viel Zucker wir essen? In vielen Produkten ist er ja ziemlich versteckt.
SAUMWEBER: Da gibt es natürlich viele Lebensmittel, auf die das zutrifft. Und oft sind es Lebensmittel, die gar nicht süß schmecken, zum Beispiel Tomatenketchup oder Rotkohlsalat aus dem Glas. Da ist relativ viel Zucker drin. Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt maximal 50 Gramm pro Tag, besser 25. Das ist eine kleine Menge. Mit einer Handvoll Gummibärchen ist man eigentlich schon drüber.
Zur Person: Jutta Saumweber ist Ernährungswissenschaftlerin und leitet bei der Verbraucherzentrale Bayern das Referat Lebensmittel und Ernährung.
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