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Verkehr: So wirkt sich das Dieselfahrverbot auf die Münchner Luft aus

Verkehr

So wirkt sich das Dieselfahrverbot auf die Münchner Luft aus

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    Die Umweltzone wurde in München jüngst ausgeweitet.
    Die Umweltzone wurde in München jüngst ausgeweitet. Foto: Sven Hoppe, dpa (Symbolbild)

    Wenn man in München zeigen will, wie sich zu viel Straßenverkehr negativ auf die Umgebung auswirkt, dann fährt man zur Landshuter Allee. Der Straßenname verspricht zwar Bäume und Grün, doch nirgendwo in der Landeshauptstadt leiden die Anwohnerinnen und Anwohner mehr unter dem heftigen Verkehr als an diesem Teil des Mittleren Rings. Die Landshuter Allee gehört zu den schmutzigsten Straßen der Republik. Woher die Schadstoffe kommen, belegt der Luftreinhalteplan der Stadt: "Maßgeblich von Kraftfahrzeugen, insbesondere von Diesel-Kfz", heißt es darin, letztere werden "Hauptverursacher" genannt.

    Nach einer Klage wurde die Stadt per Gerichtsurteil gezwungen, zügig dafür zu sorgen, dass sich die Lage verbessert. Daher gilt seit Februar nicht nur in der Münchner Innenstadt, sondern auch auf dem Mittleren Ring ein Fahrverbot für ältere Euro-4-Diesel-Fahrzeuge. Betroffen davon sind etwa 70.000 zugelassene Autos im Großraum München. Und im Raum stand zudem die Drohung: Würden die Luftwerte nicht besser, müssten ab Oktober auch Diesel der Schadstoffklasse Euro 5 draußen bleiben. Das wären noch mal rund 70.000

    Grenzwerte für Stickstoffdioxid am Mittleren Ring nur noch knapp überschritten

    Noch Anfang des Jahres hatte es teils scharfe Diskussionen um das Fahrverbot gegeben. Es werde quasi 140.000 Dieselfahrerinnen und -fahrern die Nutzung ihres Eigentums verboten, ließ der Automobilclub Mobil in Deutschland wissen. Dabei würde "ein Milliardenschaden für viele Menschen in München und Umgebung entstehen, der weder verhältnismäßig noch sozialverträglich ist". Dagegen, kündigte der Verein an, werde man juristisch vorgehen.

    Doch nun drehte sich die Lage. Die neuesten Analysen der Stadt zeigen, dass die EU-Grenzwerte von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter des ätzenden Reizgases Stickstoffdioxid im Schnitt nur noch an zwei Stellen des Mittleren Rings überschritten werden – und das auch nur minimal: Das sind wieder die Landshuter Allee (Durchschnittswert 44 Mikrogramm) und die Tegernseer Landstraße (42 Mikrogramm). Prognosen zufolge sollen die Grenzwerte aber auch dort im nächsten Jahr nicht mehr gerissen werden. Alle anderen Messstationen lieferten sowieso unproblematische Werte.

    So sieht der Berufsverkehr am Mittleren Ring aus.
    So sieht der Berufsverkehr am Mittleren Ring aus. Foto: Matthias Balk, dpa

    Oberbürgermeister Dieter Reiter fiel offensichtlich ein Stein vom Herzen: "Das ist eine richtig gute Nachricht für München", teilte der Sozialdemokrat mit und fügte hinzu, seine Vorhersage habe sich bewahrheitet: Die Maßnahmen würden Wirkung zeigen. Die Münchnerinnen und Münchner, die an den viel befahrenen Straßen wohnen, könnten aufatmen. Seine Kollegin, die grüne Bürgermeisterin Katrin Habenschaden, sieht das ähnlich: "Münchens Luft ist so sauber wie seit vielen Jahren nicht. Das hat positive Auswirkungen auf die Gesundheit von zehntausenden Menschen, die entlang der besonders stark belasteten Straßen leben", sagte sie. Darum stimmte der Münchner Stadtrat auch der Beschlussvorlage zu, weitere Fahrverbote vorerst auszusetzen. Voraussichtlich im Mai 2024 soll eine Entscheidung getroffen werden, ob weitere Restriktionen nötig sind.

    Der ADAC nennt andere Gründe für die verbesserten Luftverhältnisse: "Es lässt sich schwer analysieren, ob allein das Dieselfahrverbot in München für die sinkende Schadstoffbelastung verantwortlich ist. Ich bezweifle das, schließlich geht der Trend seit längerem in diese Richtung und es werden auch die Fahrzeuge selbst kontinuierlich umweltfreundlicher", sagte der Südbayern-Sprecher Alexander Kreipl unserer Redaktion.

    ADAC ist gegen Fahrverbote für Diesel

    Dem Autoklub bereiten vor allem die Pendler Sorgen. Seit die Umweltzone auf den Mittleren Ring ausgeweitet worden sei, hätten diese teils Probleme, zur Arbeit zu kommen. Und Autofahrer etwa aus Augsburg oder von der A96 aus Richtung Lindau kommend müssten "an die 30 Kilometer Umweg in Kauf nehmen, wenn sie weiter auf die Autobahn Richtung Salzburg wollen". Darum, so der Sprecher, sei zu befürchten, dass Ausweichverkehr in angrenzende Wohngebiete die Folge ist.

    Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) und der Verkehrsclub Deutschland, auf deren Druck zunächst das Fahrverbot zustande kam, kritisierten die jüngste Entscheidung des Stadtrats. Trotz der verbesserten Werte müssten nach Meinung der beiden Verbände auch Euro-5-Diesel mit einem Fahrverbot belegt werden. Dass dies nun erst einmal nicht geschehe, bezeichneten sie als "Wahlkampfmanöver". DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch kündigte rechtliche Mittel an: "Es ist ein Skandal, dass sich SPD und Grüne im Angesicht der Landtagswahlen nur für die eigene Wiederwahl und nicht für einen effektiven Gesundheitsschutz interessieren."

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