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Verkehr: S-Bahn-Debakel: Münchens OB Dieter Reiter sieht rot

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S-Bahn-Debakel: Münchens OB Dieter Reiter sieht rot

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    Münchens Oberbürgermeister ist wütend. Der Grund: Die zweite S-Bahn-Stammstrecke wird massiv teurer und kommt Jahre später als geplant.
    Münchens Oberbürgermeister ist wütend. Der Grund: Die zweite S-Bahn-Stammstrecke wird massiv teurer und kommt Jahre später als geplant. Foto: dpa / Sven Hoppe

    „Unglaublich“, „unsäglich“, „eine Unverschämtheit“ – der Zorn des Münchner Oberbürgermeisters Dieter Reiter (SPD) über die Hiobsbotschaften zur geplanten zweiten Stammstrecke für die S-Bahn in München kennt fast keine Grenzen. Er richtet sich in erster Linie gegen die bayerische Staatsregierung und die Bahn, aber auch gegen Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP).

    Seit Bayerns Bauminister Christian Bernreiter (CSU) vergangene Woche angekündigt hat, dass sich das gigantische Bauprojekt von ursprünglich geschätzten 3,85 auf voraussichtlich bis zu 7,2 Milliarden Euro verteuern wird und mit der Fertigstellung möglicherweise erst im Jahr 2037 statt wie bisher geplant 2028 zu rechnen sei, ist in München Feuer unterm Dach. Bei einer Pressekonferenz mit

    S-Bahn-Stammstrecke: Reiter will wissen, was die Ursachen der Kostenexplosion sind

    Der Deutschen Bahn wirft Reiter vor, keinerlei Auskunft über die Ursachen der Kostenexplosion zu geben. „Für mich das absolut ärgerlichste ist, dass die Bahn sich jetzt versteckt. Das ist einigermaßen unglaublich“, sagte Reiter. Dem Bauminister hält er vor, dass er „seine Sicht der Dinge bis heute nicht belegt.“ Bernreiter hatte, wie berichtet, zwar eine Schätzung über die zu erwartende

    Dieter Reiter (SPD), Oberbürgermeister von München,  ist sauer auf die Bahn und die Staatsregierung.
    Dieter Reiter (SPD), Oberbürgermeister von München, ist sauer auf die Bahn und die Staatsregierung. Foto: Matthias Balk, dpa

    Der Hintergrund ist umstritten: Angeblich liegen auch im bayerischen Bauministerium keine belastbaren Angaben über die Zahlen vor, die der Kalkulation der Bahn zugrunde liegen. Nach Darstellung der Bahn allerdings trifft das nicht zu. Eine Sprecherin betonte: „Wir stehen im regelmäßigen Austausch mit unseren Projektpartnern. Dies umfasst auch die Zeit- und Kostenpläne des Projekts, die wir aktuell überprüfen.“

    "Eine Unverschämtheit, wie man hier mit Bürgern umgeht“

    Für Reiter liegt das Ergebnis auf der Hand. „Es ist eine Unverschämtheit, wie man hier mit den Bürgerinnen und Bürgern umgeht“, sagte der Münchner OB und forderte insbesondere eine Erklärung für die Zeitverzögerung von bis zu zehn Jahren. „Das ist mehr als die ursprünglich geplante Gesamtbauzeit“, sagte Reiter und fügte sarkastisch hinzu: „Hat man unter München vielleicht einen Vulkan entdeckt?“ Um Klarheit zu schaffen, müsse die Staatsregierung die Bahn jetzt zwingen, ihre Daten zu nennen. Leider habe man dazu auch von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) bisher „wenig bis gar nix gehört“.

    Nach Aussagen Reiters und von Brunns hätte eine Verzögerung beim Bau der zweiten S-Bahn-Röhre unter der Münchner Innenstadt erhebliche Auswirkungen auf andere Projekte in der Landeshauptstadt, aber auch im weiteren Umland von München. „Auch die Regierungsbezirke Schwaben und Niederbayern sind tangiert“, sagte von Brunn und nannte als Beispiel die geplante Express-S-Bahn nach Augsburg, deren Einrichtung direkt mit der zweiten Stammstrecke verknüpft sei.

    Kritik wegen Stammstrecke an Bundesverkehrsminister Volker Wissing

    Ins Visier nahmen die beiden SPD-Politiker auch den Bundesverkehrsminister. Wissing habe vergangene Woche, obwohl er in München war und hier auch Zeit für einen Restaurantbesuch gehabt habe, einen Gesprächstermin mit Bernreiter, Söder und der Bahn kurzfristig platzen lassen. Ganz unverständlich, so Reiter, sei das zwar nicht. Schließlich wollte Wissing für die Versäumnisse seiner CSU-Vorgänger „nicht allein die Haue abkriegen.“ Aber jetzt sei nun mal er zuständig und müsse sich kümmern. Anders als sein Vorgänger Andreas Scheuer (CSU) könne Wissing sich in Finanzierungsfragen auch nicht mehr auf Differenzen mit dem Bundesfinanzminister hinausreden. Er gehöre schließlich derselben Partei an wie der aktuelle Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP).

    Wie es mit dem Mega-Projekt weiter geht, ist nach wie vor ungeklärt. Der Fahrgastverband Pro Bahn warnte am Montag davor, zugunsten der zweiten Stammstrecke andernorts zu sparen. „Es darf nicht sein, dass der Rest Bayerns für den Tunnel-Größenwahn der Staatsregierung bluten muss, die Regionalisierungsmittel müssen zu hundert Prozent für die Bestellung der Regionalverkehre genutzt und nicht in Prestigetunnel umgeleitet werden“, forderte der Pro-Bahn-Landesvorsitzende Lukas Iffländer.

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