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Verkehr: Radfahrer demonstrieren am Wochenende für mehr Sicherheit

Verkehr

Radfahrer demonstrieren am Wochenende für mehr Sicherheit

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    Hat Augsburg das Potenzial zur Fahrradstadt?
    Hat Augsburg das Potenzial zur Fahrradstadt? Foto: Klaus Reiner Krieger

    Die Corona-Krise hat gezeigt, dass Entscheidungen in der Verkehrspolitik manchmal schnell und unbürokratisch getroffen werden können. In vielen bayerischen Städten wie München und Nürnberg wurden beispielsweise sogenannte Pup-up-Radwege eingerichtet – gelb markierte, zusätzliche Fahrradspuren. Auch in Schwaben gibt es einen, er befindet sich in Stadtbergen im Kreis Augsburg. Damit sich aber nicht nur coronabedingt auf den bayerischen Straßen etwas ändert, sondern weiterhin der Radverkehr gestärkt wird, gehen Aktivisten am Wochenende auf die Straße.

    Bei einer Protest-Aktion radeln am Wochenende in über 90 Städten in Deutschland Eltern mit ihren Kindern für einen besseren Radverkehr.
    Bei einer Protest-Aktion radeln am Wochenende in über 90 Städten in Deutschland Eltern mit ihren Kindern für einen besseren Radverkehr. Foto: Frank Rumpenhorst, dpa (Symbolfoto)

    Die Aktion heißt „Kidical Mass – Platz da für die nächste Generation“, an der vor allem viele Familien teilnehmen wollen. Am Samstag und Sonntag möchten sie in 95 Städten in ganz Deutschland Schleifen mit dem Rad fahren und damit auf ihre Forderung aufmerksam machen, dass „sich Kinder sicher und selbstständig mit dem Fahrrad in Städten bewegen können“. In Schwaben finden Veranstaltungen in Augsburg, Memmingen und Marktoberdorf statt.

    Keine kritische Masse in Memmingen? Nun passiert etwas

    Urs Keil, 41 Jahre alt, macht am Samstag in Memmingen von 14.30 Uhr an mit seinen beiden Kindern mit, am Marktplatz werden am Wochenende einige Hundert Teilnehmer erwartet. Der Familienvater ist Leiter des Tiefbauamts der Stadt und seit 2015 Radverkehrsbeauftragter. Streng genommen richten sich die Forderungen der Demonstrationen auch an ihn, als Mitarbeiter der Stadt. Er sagt: „Die Radwege in Memmingen sind meist in einem guten Zustand.“

    Er steht mit dem Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC), einer der Veranstalter der Demonstration, in Kontakt und findet die Aktion gut. „Es wurde in Memmingen immer wieder bemängelt, dass es keine kritische Masse jüngerer Menschen gibt. Nun passiert etwas.“ Als Kritik an der städtischen Verkehrspolitik will Keil die Aktion nicht sehen. „Sie ist eher ein Hinweis, dass wir bei den Planungen der Infrastruktur an die junge Generation denken“, sagt er.

    Der Anteil des Radverkehrs in Memmingen liege zwischen 25 und 30 Prozent, was Keil als vergleichsweise hoch einschätzt. Dennoch gebe es den ein oder anderen Radweg, der anders ausgeschildert werden muss. Dass sich Fußgänger und Radfahrer einen Streifen teilen, sei nicht mehr zeitgemäß. Die Konkurrenz unter den Verkehrsmitteln auf den Straßen und Wegen sei da. „Der Platz ist begrenzt“, sagt Keil.

    Augsburg will Fahrradstadt werden

    Eine weitere Stadt in Schwaben, die mehr für den Radverkehr tun will und den Titel Fahrradstadt verliehen bekommen möchte, ist Augsburg. Bei den „Kidical Mass“-Protesten starten Eltern und Kinder am Sonntag um 14 Uhr vom Königsplatz aus. In Augsburg läuft – unter anderem angetrieben vom ADFC – ein Bürgerbegehren namens „Fahrradstadt jetzt“.

    Einer der Aktivisten ist Arne Schäffler, 58, der sich seitens des ADFC für das Bürgerbegehren einsetzt. Er sagt: Die „Kidical Mass“-Demonstration am Sonntag habe einen besonderen Fokus und unterstütze die Anliegen des Radbegehrens. „Wir wollen, dass sich Kinder selbstständig in der Stadt bewegen können, ohne Angst zu haben. Städtische Radwege müssen sicher gestaltet werden.“ Gerade junge Menschen würden davon profitieren, wenn sie viel mit dem Fahrrad fahren.

    Radverkehr in Augsburg: Längere Ampelzeiten und mehr Stellplätze

    Für einen besseren Radverkehr ist nach den Worten Schäfflers wichtig, dass es längere Ampelzeiten und mehr Stellplätze gibt. Besonders rundum und in der Augsburger Innenstadt seien zu wenige Abstellmöglichkeiten für Fahrräder vorhanden. Auf einen Auto-Stellplatz passten zum Beispiel bis zu 40 Räder, sagt Schäffler.

    Das Augsburger Bürgerbegehren hat fast alle Unterschriften zusammen, 14000 sind nötig. Eine Kernforderung ist, dass die Stadt durchgängige Radwege schafft. „Besonders Frauen und Kinder haben Angst, wenn der Fahrrad-Streifen plötzlich aufhört“, sagt Schäffler. Außerdem sollen Radfahrer an Ampeln Flächen erhalten, um sich aufzustellen.

    Damit sich eine Stadt Fahrradstadt nennen könne, müsse sie über eine durchgehende Radwege-Führung verfügen, sagt Arne Schäffler. Der Anteil derjenigen, die mit dem Rad fahren, dürfe nicht ausschlaggebend sein. „Es geht um die Qualität der Radwege“, sagt Schäffler.

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