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Verkehr: Fahrschüler müssen derzeit länger auf ihre Prüfungen warten

Verkehr

Fahrschüler müssen derzeit länger auf ihre Prüfungen warten

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    Peter Hitzler von der Fahrschule Tischmacher in Dillingen hat genug vom ewigen Verschieben der Fahrprüfungen.
    Peter Hitzler von der Fahrschule Tischmacher in Dillingen hat genug vom ewigen Verschieben der Fahrprüfungen. Foto: Laura Mielke

    Johannes Ramold ist seine Ungeduld anzuhören. "Langsam habe ich keine Lust mehr zu warten", sagt der 21-Jährige. Schon vor Wochen hätte er seine praktische LKW-Prüfung abschließen sollen. "Vier Mal wurde sie jetzt schon vom Tüv abgesagt und verschoben, das kann einfach nicht sein", klagt Ramold. Als Grund für die verschobenen Prüfungen wurde ihm mal die Pandemie genannt, mal Krankheit oder Urlaub.

    Fahrlehrer Peter Hitzler kann den Frust seines Fahrschülers gut verstehen. "Pünktlich um 12 Uhr am Freitagmittag bekomme ich seit vier Wochen von der Prüfstelle dieselbe E-Mail dafür, dass nicht alle meiner beantragten Prüfungen durchgeführt werden können", erzählt

    Hitzler leitet die Fahrschule Tischmacher in Dillingen. Zu Beginn der Pandemie hatte er noch Verständnis dafür, dass die Prüfungen verschoben werden. Schließlich mussten sich alle erst einmal auf die neuen Umstände einstellen. Doch die Verzögerungen halten an. Das ist es, was Hitzler nicht verstehen kann.

    In ganz Deutschland müssen Fahrschulen und Prüflinge warten

    Mit seiner Meinung ist er nicht allein. "Das Problem ist uns bekannt, es ist ein landesweiter Notstand", sagt Georg Meier vom Landesverband bayerischer Fahrlehrer. Ihm zufolge kommt einiges zusammen: Weil die Fahrschulen im Lockdown schließen mussten, konnten sie nicht alle praktischen Prüfungen abarbeiten. Auch bei den Theorieprüfungen kam es zwischenzeitlich zum Stau, da aufgrund der Kontaktbeschränkungen weniger Menschen im Saal sitzen durften. Gleichzeitig melden sich immer neue Prüflinge bei den Fahrschulen an.

    Dazu kommt eine neue Regelung, die die Lage zusätzlich verschärft: Seit Anfang 2021 müssen praktische Fahrprüfungen zehn Minuten länger dauern. Grund für die gesetzliche Neuregelung waren die vergleichsweise hohen Unfallzahlen bei Fahranfängern und jungen Erwachsenen. Für den Prüfungsalltag bedeutet das: Fahrprüfer können am Tag eine Prüfung weniger durchführen. Vorher hat ein Prüfer bis zu zwölf Menschen am Tag geprüft - jetzt sind es maximal neun. Innerhalb einer Woche können die Mitarbeiter des Tüvs also nur noch 45 statt bisher 60 Prüfungen abnehmen.

    Georg Meier vom Landesverband der Fahrlehrer weiß, dass auch der Tüv an dieser Regelung nichts ändern kann. "Man hat man es aber versäumt, ausreichend Reserven zu schaffen. Beispielsweise für ausfallende Prüfer", betont er. Das sagt auch Peter Hitzler, der Fahrlehrer aus Dillingen. Für ihn hat der Tüv ein personelles Problem.

    Der Tüv stellt die Prüfer für Fahrprüfungen

    In der Zentrale des Tüv Süd ist die Problematik bekannt. "Den ersten Lockdown konnten wir in Bayern und Baden Württemberg gut abarbeiten, dann kam aber schon der nächste", erläutert Luca Vincenzo, Pressesprecher des Tüv Süd. Er beobachtet das aber nicht nur für Süddeutschland, sondern in der ganzen Bundesrepublik. Seine Kollegen würden "wie wild" arbeiten, mehr Prüfungen anbieten und auch Angestellte aus dem Fahrzeugprüfungsbereich würden zur Unterstützung eingesetzt.

    Dazu komme, dass man zwar aufgrund der neuen Gesetzgebung mehr Prüfer ausgebildet habe, diese Ausbildung aber durch die Pandemie verzögert sei. "Im Normalfall gibt es genug Angestellte, aber in kleinen Prüfstätten mag es der Fall sein, dass es auch mal knapp wird, weil die Kollegen sowohl Fahrprüfungen als auch Fahrzeugprüfungen machen."

    Die langen Wartezeiten bei der Fahrprüfung haben weitreichende Konsequenzen

    Fahrlehrer Hitzler hat sich selbst bereits mehrmals an die zuständige Tüv-Stelle in Augsburg gewandt, geändert hat sich bisher jedoch nichts, sagt er. Seit über einem Monat könne die Hälfte der wöchentlich von ihm gemeldeten Prüfungen nicht wahrgenommen werden. Für die Fahrschüler heißt das, dass sie so lange Fahrstunden nehmen müssen, bis sie die Prüfung abschließen können. Je länger sich der Termin also nach hinten verschiebt, desto teurer wird es.

    Dazu kommt: Den Führerschein machen nicht nur Jugendliche, die zum Beginn der Volljährigkeit ein Stück Unabhängigkeit gewinnen wollen, sondern auch Menschen, die beruflich darauf angewiesen sind. "Wir haben viele, die einen Gutschein vom Arbeitsamt als Weiterbildungsmaßnahme haben, damit sie aus der Arbeitslosigkeit kommen. Gerade für die ist diese Situation frustrierend", berichtet Fahrlehrer Hitzler. Er habe auch bereits Fälle mitbekommen, in denen Bewerber von Arbeitgebern abgelehnt wurden, weil sie ihren Führerschein nicht rechtzeitig erhalten haben.

    Wer dieses Schild sieht, weiß: Hier ist ein Fahranfänger unterwegs.
    Wer dieses Schild sieht, weiß: Hier ist ein Fahranfänger unterwegs. Foto: Holger Hollemann, dpa

    Viele Menschen sind für ihren Job auf einen Führerschein angewiesen

    Hitzler stellt angesichts der Probleme das aktuelle System in Frage. "Die Fahrschüler sind bei den Prüfungen auf den Tüv angewiesen. Das ist eine Monopolstellung, die man eventuell mal überdenken sollte", sagt er. Wer bei der Fahrzeugprüfung lange auf einen Termin warten müsse, könne sich an einen anderen Anbieter wenden. Für die Fahrerlaubnisprüfung gibt es diese Möglichkeit nicht. "Das ist schon unfair", sagt sein Fahrschüler. Schließlich müsse man die Prüfung gleich zu Beginn des Führerscheins bezahlen und dann warten. Andere Betriebe, betont er, könnten sich solch ein Vorgehen nicht leisten.

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