Mit einer engeren Verzahnung der Fernwasserversorger möchte sich der Freistaat für die Herausforderungen des Klimawandels wappnen. "Der große Wassertank unter uns leert sich", sagte Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) am Freitag in Nürnberg mit Blick auf Grundwasser und Klimawandelfolgen. Der Norden Bayerns sei dabei stärker herausgefordert als der regenreichere Süden.
Damit Wasser als "Lebensmittel Nummer eins" auch künftig in bester Qualität und ausreichender Menge aus dem Wasserhahn fließen kann, soll laut Plänen des Umweltministeriums eine Verbundstruktur der Fernwasserversorger in Bayern aufgebaut werden. Die Kosten dafür bezifferte Glauber auf vier bis fünf Milliarden Euro in den kommenden Jahren.
So sollen regionale Verbundleitungen ausgebaut und zugleich bestehende Fernwassersysteme miteinander verbunden werden. "Die derzeitigen Inseln werden damit zu einem großen bayernweiten Netz", sagte der Minister. Mit mehreren hundert Kilometern neuer Fernleitungen solle so die ortsnahe öffentliche Wasserversorgung unterstützt und im Bedarfsfall entlastet werden.
In einem Projekt des Umweltministeriums mit den elf Fernwasserversorgern in Bayern soll die Sicherstellung der öffentlichen Wasserversorgung zunächst noch bis Ende 2024 untersucht werden. Dabei nimmt Bayern auch weitere Quellen in Blick. Eine überregionale Wasserspange könne etwa am Bodensee oder im Lechmündungsgebiet beginnen und über die fränkischen Regierungsbezirke bis nach Niederbayern führen, hieß es.
In einem ersten Teilprojekt soll ein überregionaler Verbund von Unterfranken und Oberfranken geschaffen werden. Hier liefen derzeit Gespräche mit den Beteiligten in den Regionen. Das Ministerium stützt sich dabei demnach auf Klimaprognosen bis zum Jahr 2065 und Analysen zu den Auswirkungen auf die verfügbaren Wassermengen. Oberstes Credo sei weiterhin, dass nicht auf Tiefengrundwasser zurückgegriffen werden müsse.
Aus Sicht der Grünen-Fraktion im Landtag sind die Prioritäten des Ministers falsch. Statt einer Vision für Milliarden Euro teure Bodensee-Überleitungen brauche man jetzt einen Turbo bei Wasserschutzgebieten, die Sicherung des Landschaftswasserhaushalts durch Schwammlandschaften und eine schnelle Stärkung des Ökolandbaus, teilte Patrick Friedl mit, Sprecher für Naturschutz.
Zugleich kündigte Glauber erneut einen Wassercent zur Finanzierung der Wasserversorgung im Freistaat an. Dieser werde in der nächsten Legislaturperiode eingeführt. Da sei er sich ganz sicher. Aus Sicht Glaubers ist der Wassercent für Haushalte leistbar. Bei einem Verbrauch von 40 bis 45 Kubikmetern Wasser mache er laut einer ersten Abschätzung fünf Euro im Jahr aus, sagte Glauber.
Im weniger regenreichen Norden Bayerns kostet frisches Leitungswasser bislang mehr als im Süden. Das ergibt eine Auswertung von Daten des Statistischen Landesamts. Rechnet man mit dem bayernweit durchschnittlichen Verbrauch von knapp 49 Kubikmetern pro Kopf und den Preisen des Jahres 2022 musste ein Zwei-Personen-Haushalt demnach in Mittelfranken rund 286 Euro für das Trinkwasser bezahlen. In Unterfranken waren es 274 und in Oberfranken etwa 273 Euro.
Am günstigsten war das Wasser in Schwaben mit 212 Euro gefolgt von der Oberpfalz mit 217 und Oberbayern mit 219 Euro. In Niederbayern wurden 225 Euro fällig. Alle Werte sind ohne Abwasserentgelte gerechnet - auch diese sind im regenärmeren Franken aber eher höher als im Rest Bayerns. Und auch beim Blick weiter in die Vergangenheit zeigt sich ein ähnliches Muster.
(dpa)