Dass Krippen und Kindergärten in Bayern zu wenig Personal haben, merken Eltern schon lange an allen Ecken und Enden: Gruppen werden zusammengelegt, Öffnungszeiten reduziert, pädagogische Angebote fallen genauso aus wie Fortbildungen für das Personal. Nun zeigt eine Umfrage unter Leitungskräften, wie schlimm es tatsächlich um die Betreuung der Kleinen im Freistaat bestellt ist: Demnach haben 94 Prozent der Befragten nach eigener Wahrnehmung im vergangenen Jahr mit zu wenig Personal gearbeitet. Fast ein Fünftel gab an, dass ein Großteil des Jahres, das heißt an mehr als 60 Prozent der Tage, noch nicht einmal eine Minimalbesetzung vorhanden war.
"Der Personalmangel wurde seit langem prognostiziert, jetzt ist er da - und es wird noch schlimmer", erläuterte Sarah Heße, Leiterin der Fachgruppe Sozial- und Erziehungsdienste im Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV), der die Umfrage im Rahmen des Deutschen Kitaleitungskongresses (DKLK) am Donnerstag in München vorstellte. Für die "DKLK-Studie 2023" wurden knapp 5400 Kitaleitungen aus ganz Deutschland befragt, rund 1000 davon kamen aus Bayern.
Bundesweit ist es demnach um die Betreuungssituation schlecht bestellt, doch Bayern liegt teils noch unter dem Durchschnitt. So gaben rund 91 Prozent der Leitungen von Krippen für Kinder unter drei Jahren an, dass das Verhältnis von Fachkräften zu Kindern unter der offiziellen Empfehlung liege - bundesweit sind es nur gut 83 Prozent. Bei Kindern über drei Jahren schätzen in Bayern mehr als vier Fünftel der Leitungen das Verhältnis als schlechter denn empfohlen ein.
"Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Pädagoginnen und Pädagogen ihre Arbeit aufgrund von Überbelastung nicht mehr ordnungsgemäß erfüllen können, und das hat gravierende Auswirkungen", betonte Heße. In 85 Prozent der Einrichtungen mussten laut Umfrage pädagogische Angebote entfallen, was fast einen genauso hohen Anteil der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unzufrieden macht - und nicht nur zu Einbußen bei der Förderung der Kinder, sondern aufgrund der erhöhten Belastung auch zu deutlich mehr Fehlzeiten beim Personal führt.
In gut 58 Prozent der Kitas wurden zudem Elterngespräche abgesagt oder Gruppen zusammengelegt, fast die Hälfte reduzierte die Öffnungszeiten, während es zugleich Beschwerden der Eltern über zu wenig Personal hagelte. In einem Drittel der Einrichtungen wurden Notgruppen gebildet, jede zehnte Einrichtung musste aufgrund der Personalnot gar schließen. Um die Sache irgendwie noch zu retten, gab ein Drittel der Kita-Leitungen an, dass der Träger heute Mitarbeiter einstellt, die vor einigen Jahren nicht eingestellt worden wäre.
- Pressemitteilung
(dpa)