Rund um Altusried sind am Samstag hunderte Motorradfahrer unterwegs. Denn ein Gelände nahe der Gemeinde nördlich von Kempten ist Veranstaltungsort eines Rocker-Treffens. Ausrichter ist der Trust MC Allgäu. Was steckt hinter der Gruppierung? Sind die Rocker gefährlich? Wie schätzt die Polizei die Szene ein? Die wichtigsten Fragen zum großen Rockertreffen in Altusried.
Rocker-Treffen am Samstag in Altusried - was ist da los?
Am heutigen Samstag, 30. Juni, findet auf einem Gelände zwischen Altusried und Dietmannsried ein Treffen des Rockerclubs Trust MC statt. Erwartet werden nach Schätzungen der Polizei bis zu 1000 Motorradfahrer aus ganz Bayern und darüber hinaus. Die Veranstaltung mit Musik ist bei der Gemeinde angemeldet und unter Auflagen genehmigt.
Was ist der Trust MC Germany?
- Der Trust MC (MC steht für Motorradclub) gilt neben den Hells Angels, Bandidos, Gremium, und Outlaws als eine der größeren Rockergruppierungen in Bayern.
- Im Freistaat hat der 1984 gegründete Rockerclub auch seinen Schwerpunkt.
- Die Polizei schätzt die Zahl der Mitglieder auf derzeit rund 250. Im Jahr 2018 ging man noch von etwa 300 Mitgliedern aus. Ganz genaue Zahlen liegen den Behörden allerdings nicht vor.
- Der Trust MC hat nach eigenen Angaben 34 Chapter in Deutschland, also Ortsgruppen. Auch ein Chapter "Trust MC Allgäu" - dieses organisiert das Treffen - gibt es. Dazu kommen sogenannte Support-Clubs und Chapter in Belgien, Polen und Thailand.
- Das "Colour" des Trust MC, also der Aufnäher auf dem Rücken der Kutten, zeigt ein Eisernes Kreuz mit einer weißen Faust darin.
Ist der Trust MC gefährlich oder kriminell?
Rockerclubs werden von den Ermittlungsbehörden vor allem unter dem Gesichtspunkt möglicher Organisierter Kriminalität betrachtet. Der Trust MC ist allerdings weder dem Verfassungsschutz noch der Polizei bislang durch Straftaten aufgefallen. So erwarte man auch für das Wochenende beim Treffen im Allgäu "allenfalls Verkehrsdelikte", wie es hieß.
Wie ist die Lage bei der Rocker-Kriminalität in Bayern?
Polizei und Verfassungsschutz haben Rockergruppierungen grundsätzlich recht genau im Blick. "Einzelne Mitglieder solcher Gruppierungen begehen Straftaten, deren Tatmotiv häufig im direkten Zusammenhang mit der Zugehörigkeit und Solidarität zur jeweiligen Greuppierung steht", heißt es etwas sperrig im aktuellen bayerischen Verfassungsschutzbericht. "Typische Delikte im Rockermilieu sind Drogenhandel, Rotlicht- und Gewaltkriminalität", sagt ein Kemptener Ermittler.
Tatsächlich sorgten in den vergangenen Jahren auch tätliche Auseinandersetzungen bis hin zu Tötungsdelikten im Rocker-Milieu für Unruhe. Vor zehn Jahren etwa tobte im Raum Ulm/Neu-Ulm ein regelrechter Rocker-Krieg. Vier Gruppen, "Bandidos", "Red Legion", "Black Jackets" und "Rock Machine" lieferten sich einen Machtkampf in der Rotlicht- und Türsteherszene. Es gab Prügeleien und sogar Schießereien, 2012 wurde in Neu-Ulm ein 31-Jähriger auf offener Straße niedergeschossen und getötet.
Auch im aktuell laufenden Memminger Prozess um eine Brandstiftung im Anwesen der Olympiasiegerin Ulla Salzgeber in Bad Wörishofen 2013 führt eine Spur in die gewaltbereite Rockerszene.
In den vergangenen Jahren sei es es in Bayern in der Rocker-Szene allerdings deutlich ruhiger geworden, heißt es beim Landesamt für Verfassungsschutz. Dabei dürften auch die Corona-Einschränkungen ein Rolle gespielt haben, die Veranstaltungen, Treffen oder größere Ausfahrten erschwerten.
Wie hat sich die Polizei auf das Treffen des Trust MC im Allgäu eingestellt?
Die Polizei ging am Freitag von einem friedlichen Verlauf der Veranstaltung aus. Allerdings werde man durchaus Präsenz zeigen, hieß es.