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Tourismusstatistik: Der Tourismus in der Region erholt sich von der Pandemie

Tourismusstatistik

Der Tourismus in der Region erholt sich von der Pandemie

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    In der Region gibt es zahlreiche Möglichkeiten, einen Urlaub zu verbringen, Treiber bleibt das Allgäu.
    In der Region gibt es zahlreiche Möglichkeiten, einen Urlaub zu verbringen, Treiber bleibt das Allgäu. Foto: Karl-Josef Hildenbrand, dpa (Symbolbild)

    Legoland, Thermen, romantische Städte und natürlich viele Berge: Von den Landkreisen Donau-Ries und Neuburg-Schrobenhausen im Norden bis ins Allgäu und zum Bodensee im Süden sind diverse Möglichkeiten geboten, sich die Freizeit zu verdingen. Der Tourismus in der Region litt aber unter der Pandemie – und konnte sich 2022 größtenteils noch nicht vollends davon erholen.

    Die Pandemiemaßnahmen für touristische Betriebe wurden erst im Laufe des Jahres 2022 zurückgefahren, die letzten Maßnahmen liefen gar erst im April dieses Jahres aus. Vor allem in Nord- und Mittelschwaben zeigt sich ein prekäres Bild. Die Landkreise Dillingen an der Donau, Neu-Ulm, Aichach-Friedberg und Augsburg verzeichneten 2022 Einbußen von fast oder mehr als zehn Prozent gegenüber den Jahren 2018 und 2019, teilweise sogar noch deutlicher. Dazu hatte aus dem Süden der Region das Unterallgäu etwas mehr als 15 Prozent einbüßen müssen.

    Lediglich vier Kreise und kreisfreie Städte konnten 2022 einen leichten Anstieg an Übernachtungen im Vergleich zum jeweiligen Durchschnittswert der Jahre 2018 und 2019 verzeichnen: Landsberg am Lech und Kempten im Allgäu konnten knapp ein Prozent mehr Gäste als vor der Pandemie begrüßen. Im Ostallgäu wurden 3,64 Millionen Übernachtungen gezählt, 2018 und 2019 waren es im Mittel noch 3,56 Millionen Übernachtungen. Augsburg hatte mit rund 910.000 Übernachtungen einen mehr als sechsprozentigen Anstieg gegenüber der beiden präpandemischen Jahre.

    Die statistisch schwächsten Landkreise der Region liegen in Nordschwaben

    Gabi Dreisbach, im Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) in Bayern stellvertretende Vorsitzende der Kreisstelle Augsburg, sagt: "Die Stadt Augsburg hat über die Pandemie enorm viele Hotelbetten dazubekommen." Die Leute kämen unter, wo auch immer sie wollten. Gleichzeitig sei aber das touristische Angebot nicht größer geworden, was sich vor allem in den Übernachtungszahlen im Augsburger Land bemerkbar mache: "Dort bringen die Tagesgäste nichts, die Kunden sind hauptsächlich Geschäftsreisende." Die seien etwa zu Messen in Augsburg zu Gast und übernachteten häufig in Hotels im Umland: "Ohne Americana und Grindtec fällt da aber einiges weg."

    Generell ist es um den Tourismus in Augsburg Stadt und Land im regionalen Vergleich nicht gut bestellt, blickt man zwecks Vergleichbarkeit auf die Übernachtungszahlen pro 1000 Einwohner: Die statistisch schwächsten Landkreise der Region liegen in Nordschwaben, der Landkreis Augsburg ist mit jährlich durchschnittlichen 1302 Übernachtungen pro 1000 Einwohnern über die Jahre 2018 bis 2022 das touristisch schwächste Gebiet.

    Das liegt auch an der Lage, sagt Gabi Dreisbach: "Die Stadt Augsburg ist der Hotspot, da kann man aber auch nur einen oder zwei Tage verbringen, das war es dann auch." Was sie sich wünsche, wären mehr Angebote für Privatpersonen: "Zum Beispiel die Messe in Augsburg hat genug Platz. Wir brauchen etwas, wofür Menschen auch einmal 150 oder 200 Kilometer fahren – und dann eben auch hier übernachten." Zudem gebe es im Landkreis selbst kaum Angebote. Je nachdem, wo man sich befinde, müsse man zu anderen touristischen Angeboten wie der Therme in Bad Wörishofen oder dem Legoland in Günzburg eine lange Strecke zurücklegen – "und die liegen eben außerhalb des Landkreises."

    Legoland als touristischer Treiber in Bayerisch-Schwaben

    In Bayerisch-Schwaben ist der Landkreis Günzburg mit einem Wert von 6110 Übernachtungen pro 1000 Einwohnern auch das besucherstärkste Gebiet. Der entscheidende Faktor liegt für Georg Ringler, Dehoga-Vorsitzender in der Kreisstelle Günzburg, auf der Hand: "Das Legoland ist der Treiber." Das sei auch der Grund, weshalb ausländische Gäste mehr als ein Viertel der Gesamtzahl der Übernachtungen im Landkreis ausmachen – der zweithöchste Wert in der Region nach Memmingen mit fast 30 Prozent.

    Um den Freizeitpark herum habe der Landkreis dazu mit Partnerhotels auch über die Kreisgrenzen hinaus eine nachhaltige Tourismus-Infrastruktur geschaffen und ein zweites Standbein erschlossen: "Was hier wächst, ist der Fahrradtourismus. Die Wege hier sind sehr gut ausgebaut, vor allem entlang der Täler von Günz, Kammel und Mindel." Auch der Wander- und Radweg entlang der Donau erfreue sich großer Beliebtheit.

    Das Allgäu zieht vor allem inländische Touristen an

    Absoluter Tourismustreiber in der Region bleibt aber der Süden, die meisten Landkreise konnten zumindest grob das präpandemische Niveau an Übernachtungszahlen wiederherstellen. Lediglich das Unterallgäu und Lindau am Bodensee mussten Einbußen von mehr als zehn Prozent hinnehmen. Die attraktivste Region, gemessen an Übernachtungen pro 1000 Einwohnern, ist dabei das Oberallgäu mit einem Wert von fast 35.000 Übernachtungen.

    Die Marke "Allgäu" habe in den vergangenen Jahren massiv an Bekanntheit und Beliebtheit gewonnen, sagt Armin Hollweck, Dehoga-Vorsitzender der Kreisstelle Oberallgäu: "Touristen denken beim Allgäu genau genommen an das Oberallgäu, mit Bergen, grünen Wiesen und grasenden Kühen." Das zog auch während der Pandemie verhältnismäßig stabil Reisende an, das Oberallgäu ist häufig Ziel von Inlandsurlauben: Ausländische Besucher machten zwischen 2018 und 2022 gerade einmal sieben Prozent der gesamten Übernachtungen aus, Hollweck macht als Hauptquellmärkte den Stuttgarter Raum und das Ruhrgebiet aus. In der Region kann lediglich der Landkreis Dillingen an der Donau mit 5,6 Prozent einen geringeren Wert vorweisen.

    Neben Wandergebieten in und um Oberstdorf oder Bad Hindelang ziehen vor allem Balderschwang und das dortige Skigebiet die Urlauber an, in den vergangenen fünf Jahren gab es dort im Durchschnitt 425.917 Übernachtungen pro 1000 Einwohner. Hollweck sagt: "Da gibt es quasi eine Schneesicherheit: Wenn die anderen Regionen noch keinen Schnee haben, liegt er in

    Die Region könnte zukünftig zu den touristischen Klima-Gewinnern gehören

    Die Region im Allgemeinen bewertet Bernhard Joachim als solide und diverse Urlaubsregion. Der Geschäftsführer des Tourismusverbandes Allgäu/Bayerisch-Schwaben sagt, dass in der Region Urlaub ganzjährig möglich sei: "Die Winterurlaubsmonate machen rund die Hälfte der Tourismus-Wertschöpfung im Allgäu aus, Wandern kann man sowieso, das Rad ist fester Bestandteil eines Urlaubsaufenthaltes." Trotz der Sorge, dass sich die Krisen der vergangenen Jahre auch touristisch auswirken, sei die Region gestärkt hervorgegangen: "Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Gäste hat sich in den vergangenen Jahren um rund sieben Prozent erhöht."

    Vor der Pandemie sei die Entwicklung jahrelang stets rückläufig gewesen, "die Pandemie hat vor allem inländisch bewirkt, dass neue und speziell jüngere Gäste kamen." Auch die Energiekrise sei kaum zu spüren gewesen, und im Zuge des Klimawandels könnten das Allgäu und Bayerisch-Schwaben laut Joachim "so blöd es klingt in der Zukunft zu den Klima-Gewinnern gehören". In den vergangenen Jahren sei in Winterwanderwege und Sonnenterrassen investiert worden, genauso wie in nahtlos übergehende Radwege vom Norden im Ries bis in den Süden ins Allgäu: "Wenn wir keinen Winter haben, können wir ruckzuck auf Sommer schalten."

    Touristisches Potenzial sieht Bernhard Joachim in der Region dennoch: "Gerade in Bayerisch-Schwaben gibt es viele kleine romantische Städte, die es zu entdecken gilt." Immer mehr Menschen würden für ihren Urlaub auch auf das Flugzeug verzichten und die eigene Umgebung besser kennenlernen wollen, wovon die ganze Region profitieren könne: "Unsere Aufgabe ist es da, die Menschen für den Urlaub vor der eigenen Haustür zu sensibilisieren."

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