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Afrikanische Schweinepest rückt Bayern näher: Was tun?

Tierseuche

Afrikanische Schweinepest auf dem Vormarsch: Wie wappnet man sich in Bayern?

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    In Hessen gibt es inzwischen elf Fälle der Afrikanischen Schweinepest (Symbolbild).
    In Hessen gibt es inzwischen elf Fälle der Afrikanischen Schweinepest (Symbolbild). Foto: Lino Mirgeler, dpa

    Die sogenannte Weiherheide am Rande des Kesseltals: Erst vor wenigen Tagen wechselte in der Dämmerung eine Rotte mit 15 Sauen in hohem Tempo über den Wildacker und verschwand im Schutz des Waldes. Für den Jäger ging es viel zu schnell, um zum Schuss zu kommen. Aber vielleicht bringt ja ein Ansitz an diesem schwülwarmen Abend Erfolg. Nein, nicht die Spur eines Wildschweins.

    Richard Kraus, Jäger aus Fronhofen, einem Ortsteil von Bissingen im Kreis Dillingen, zeigt Bilder seiner Wildkameras, die er an Kirrungen, einer Lockfütterung, platziert hat. Sie dokumentieren, dass die Sauen meist tief in der Nacht zu den Futterstellen kommen. „Die Jagd auf die schlauen Borstentiere ist mühsam“, sagt Kraus, Pächter mehrerer Reviere in den Landkreisen Dillingen und Donau-Ries.

    Sie wird in diesen Tagen noch zwingender, da die Afrikanische Schweinepest (ASP) bis auf 40 Kilometer an Bayern herangerückt ist. In Hessen sind inzwischen elf Schweinepest-Fälle nachgewiesen worden, die allesamt bei Wildschweinkadavern im Landkreis Groß-Gerau festgestellt wurden. Bayerns Wirtschafts- und Jagdminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) warnt daher vor schwerwiegenden Folgen für die Land- und Forstwirtschaft im Freistaat. „Vorbeugender Schutz und große Anstrengungen aller Beteiligter sind jetzt das Gebot der Stunde.“ Zur Seuchenprävention müssten umgehend die jagdlichen Maßnahmen intensiviert werden, um einen Ausbruch der Schweinepest in den bayerischen Schwarzwildbeständen zu verhindern. „Ich appelliere an die Jägerschaft, den Wildschwein-Abschuss nochmals zu forcieren und auch Frischlinge zu erlegen“, betont Aiwanger. Nur so könne die Übertragungswahrscheinlichkeit gesenkt werden. Jägerinnen und Jäger müssten in ihren Revieren wachsam sein und Fallwild in Absprache mit der zuständigen Kreisverwaltungsbehörde von den Veterinärämtern auf das Virus untersuchen lassen.

    Schon ein infiziertes Stück Fleisch kann ausreichen, um die Seuche einzuschleppen

    Aber auch die Bevölkerung muss für das Thema sensibilisiert werden, sagt Aiwanger, der selbst Jäger ist. „Der Faktor Mensch ist bei der Übertragung der ASP auf Wild- und Hausschweine ein großes Risiko.“ Speisereste sollten deshalb nur in fest verschlossenen Müllbehältern entsorgt werden. Werden infizierte, achtlos weggeworfene Fleisch- oder Wurstwaren vom Schwarzwild gefressen, kann dies bereits ausreichen, die Seuche einzuschleppen. Er appelliert zudem an Waldspaziergänger, jeglichen Kontakt mit einem verendeten Wildschwein zu vermeiden und Hunde an die Leine zu nehmen. Selbst kontaminierte Kleidung oder Schuhe könnten die Krankheit übertragen. Aiwanger: „Das Virus ist im Boden wochenlang infektiös.“ Bei infizierten Kadavern wiederum reichen kleinste Mengen an Blut oder bluthaltigem Gewebe aus, um die Seuche zu verbreiten.

    Alarmiert ist der Bayerische Bauernverband. „Alle schweinehaltenden Betriebe sind gefordert, Biosicherheits- und Hygienemaßnahmen zu ergreifen“, sagt Irene Pfeiffer, Referentin für Tierhaltung und Tierschutz. Besonders zur Vorsicht aufgerufen seien Schweinehalter, die auf die Jagd gehen und mit Schwarzwild in Berührung kommen. „Eine wichtige Botschaft ist jedoch auch, dass die Afrikanische Schweinepest für Menschen völlig ungefährlich und der Verzehr von Schweinefleisch weiterhin bedenkenlos möglich ist.“ Bei Schweinen allerdings verläuft die Erkrankung fast immer tödlich. Bricht die Seuche in einem schweinehaltenden Betrieb aus, muss der gesamte Bestand getötet und unter strengen Auflagen beseitigt werden.

    Ein Hinweisschild zur Afrikanischen Schweinepest (ASP) ist an einem Schutztor an der deutsch-polnischen Grenze angebracht.
    Ein Hinweisschild zur Afrikanischen Schweinepest (ASP) ist an einem Schutztor an der deutsch-polnischen Grenze angebracht. Foto: Patrick Pleul, dpa

    Im Jagdjahr 2022/23 wurden in Bayern 63.000 Sauen erlegt. Im Jahr davor waren es immerhin 93.000. Richard Kraus sieht die Jägerinnen und Jäger in der Verantwortung. Durch den Einsatz von Nachtziel- und Nachtsichtgeräten sei der Abschuss zwar erleichtert worden. „Ich habe jedoch den Eindruck“, sagt der Hegeringleiter im Kesseltal, „dass die Sauen noch vorsichtiger geworden sind und später ziehen.“ Die Abschussprämie von 70 Euro pro erlegtes Wildschwein sei sicher ein Motivationsschub für eine schärfere Bejagung gewesen. „Doch bei alledem sollte weiter waidgerecht gejagt und der Muttertierschutz beachtet werden.“ Der Präsident des Bayerischen Jagdverbandes, Ernst Weidenbusch, betont, durch das disziplinierte und engagierte Handeln der Jägerschaft konnte einer Einschleppung der Afrikanischen Schweinepest aus Hessen bisher ein Riegel vorgeschoben werden.

    Sollte die Afrikanische Schweinepest bei einem Wildschwein nachgewiesen werden, wird um den Fundort im Umkreis von 15 Kilometern ein „gefährdetes Gebiet“ festgelegt. Diese sogenannte Restrisikozone wird durch mobile Zäune abgegrenzt. In diesem Bereich ist die Jagd auf alle Tierarten verboten, um möglicherweise infiziertes Schwarzwild nicht aufzuschrecken, zu versprengen und in Bewegung zu bringen. 

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