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"Tatort" München: Abschied vom Münchner "Tatort": Das Ende eines gschlamperten Verhältnisses

"Tatort" München

Abschied vom Münchner "Tatort": Das Ende eines gschlamperten Verhältnisses

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    Nicht mehr lange, dann wird zammpackt: Miroslav Nemec (links als Ivo Batic) und Udo Wachtveitl (als Franz Leitmayr).
    Nicht mehr lange, dann wird zammpackt: Miroslav Nemec (links als Ivo Batic) und Udo Wachtveitl (als Franz Leitmayr). Foto: Tobias Hase, dpa

    Das Prinzip "Durchhalten und weitermachen bis zum bitteren Ende" zieht sich durch alle Ebenen der Gesellschaft. Ob Fußballspieler, Konzernlenker, Politiker oder Schauspielerinnen – die Frage, wann der richtige Zeitpunkt zum Aufhören ist, stellt sich irgendwann. Und nur die wenigsten schaffen den richtigen Moment.

    Auch Udo Wachtveitl und Miroslav Nemec spürten schon seit geraumer Zeit, dass die Fragen von Medienleuten nach ihrem Ausscheiden aus dem Münchner "Tatort" in den vergangenen Jahren zugenommen haben. Erst im März sagten die beiden, die fast wie Winnetou und Old Shatterhand als eine Art polizeiliche Blutsbrüder gelten, in einem Interview mit unserer Redaktion: "Wir sind ja keine 30 mehr. Und irgendwann taucht am Firmament die Frage auf, wie lange wir noch über Zäune springen wollen und fragen, was jemand von Dienstagnacht auf Mittwochmorgen gemacht hat."

    Für 2024 und 2025 sind noch weitere "Tatort"-Folgen geplant

    An diesem Dienstag war es nun so weit. Der Bayerische Rundfunk verkündete, dass Nemec und Wachtveitl nach mehr als drei Jahrzehnten aus der beliebten ARD-Reihe ausscheiden werden. Ihr 100. Fall soll der letzte für die Kommissare Ivo Batic und Franz Leitmayr sein. Bis dahin ist allerdings noch etwas Zeit. Und so sind für 2024 und 2025 noch weitere Filme geplant, "bevor sich die Kommissare nach dann 35 Jahren endgültig vom Dienst verabschieden".

    Tatsächlich ist das ein guter Zeitpunkt. Denn nach wie vor sind sie beim Fernsehpublikum beliebt und erreichen mit wenigen Ausnahmen gute Quoten. „Die zwei waren für mich immer ein Garant, dass man diesen ‚Tatort‘ gucken kann“, schreibt beispielsweise ein User auf Facebook. „Wenn Tatort – dann gehörten diese beiden Kommissare mit zu meinen Lieblingen, schade“, schließt sich ein anderer an.

    Man kann sogar durchaus sagen, Wachtveitl und Batic haben dem Münchner "Tatort" seit 1991 zu neuem Ansehen verholfen. Denn zuvor suchte der BR jahrelang vergeblich nach einem neuen Konzept und geeigneten Darstellern. Verschiedene Kommissare wurden damals beim Publikum ausprobiert. Die wurden aber nach wenigen Fällen wieder in den Ruhestand geschickt. Erinnert sei an dieser Stelle an Günther Maria Halmer, der 1985 den Kommissar Sigi Riedmüller darstellte, zwei Jahre später ging der von Hans Brenner gespielte Kriminalhauptkommissar Karl Scherrer. Horst Bollmann brachte es als Ermittler Brandenburg auf zwei Einsätze.

    Batic und Leitmayr sind zu grauen Eminenzen des Fernsehkrimis geworden

    Dann übernahmen Wachtveitl und Nemec. Die beiden Schauspieler erarbeiteten sich schnell einen Status, von dem viele Kolleginnen und Kollegen träumen: eine Art Festanstellung in der bekanntesten Krimireihe Deutschlands. Wachtveitl nannte sein ",Tatort'-Engagement" mit einem Augenzwinkern "das längste gschlamperte Verhältnis, das ich je hatte".

    Während Nemec als Batic auf sein Bauchgefühl hört, gilt Wachtveitl alias Leitmayr eher als Kopfmensch. Beide Männer sind privat zudem Single und haben eher Pech mit Frauen, was daran liegen mag, dass sie durchaus ihre Ecken und Kanten haben und der Beruf natürlich im Mittelpunkt ihres Film-Daseins steht.

    So eroberte sich der jugendlich inszenierte "Tatort" München ein immer größeres Publikum. Die beiden TV-Kommissare, die bei ihrem Start 1991 eher jugendhaft-lässig inszeniert wurden, sind aber inzwischen zu grauen Eminenzen des Fernsehkrimis geworden. Sie sind die dienstältesten nach Ulrike Folkerts, die als Lena Odenthal noch zwei Jahre früher beim "Tatort" antrat. Nemec ist 69 Jahre alt, Wachtveitl 65.

    Udo Wachtveitl ist auf den Abschied schon eingestellt

    Insofern gibt es nur mehr zwei Fragen: Wie verabschiedet man sich aus einem so stabilen gschlamperten Verhältnis? Ein dramatischer Tod? "Also, einfach so in Pension gehen werden wir nicht. Wir werden etwas finden, das zu unserer Art passt, das Leben zu betrachten. Und wenn es ein passender Tod ist, dann lasse ich vielleicht sogar mit mir handeln", sagte Wachtveitl im Interview mit unserer Redaktion. 

    Die Frage der Nachfolge ist bislang den offiziellen Angaben zufolge auch noch nicht geklärt. BR-Sprecherin Gesine Pucci sagte am Mittwoch ausweichend: "Ich möchte darauf mit den Worten von Bettina Ricklefs, der BR-Programmbereichsleiterin Spiel-Film-Serie, antworten: ,Wer nach Ende dieser Ära ab 2026 neu in das Team des Tatort München kommt, wird in Ruhe entschieden und zu gegebener Zeit bekannt gegeben.'"

    Wachtveitl ist auf den Abschied schon eingestellt. Er könne noch gut trennen zwischen sich und der "Tatort"-Rolle, sagte der Münchner in einer Dokumentation zum 30. Dienstjubiläum. "Ich gehe nicht abends im Viertel rum und schau, ob da noch Leichen irgendwo rumliegen." Er habe sich vorbereitet auf die Zeit danach. Und auch Nemec ist pragmatisch: Im Moment begreife man das Ganze vielleicht noch nicht so richtig. "Wir haben ja noch Dreharbeiten vor uns. Insofern bin ich im Moment nicht auf Abschied eingestellt, sondern auf Arbeit."

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