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Tarifverhandlungen und Krankenhausreform: Marburger Bund kündigt Ärztestreik an

Medizinergewerkschaft

Marburger Bund kündigt neuen Ärztestreik an – Bayern könnte Schwerpunkt werden

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    Die Tarifverhandlungen zwischen kommunalen Arbeitgebern und der Organisation Marburger Bund stocken. Im Januar 2025 gibt es einen Ärzte-Streik.
    Die Tarifverhandlungen zwischen kommunalen Arbeitgebern und der Organisation Marburger Bund stocken. Im Januar 2025 gibt es einen Ärzte-Streik. Foto: Marcus Brandt, dpa

    Der Marburger Bund hat für Anfang des kommenden Jahres einen unbefristeten Ärztestreik in den kommunalen Krankenhäusern Deutschlands angekündigt. Mit einer deutlichen Mehrheit von 92 Prozent stimmten die Mitglieder der Medizinergewerkschaft in einer Urabstimmung für den Arbeitskampf.

    Ziel des Streiks, der am 15. Januar 2025 beginnen soll, ist es, den Druck auf die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) zu erhöhen. Es geht in den Forderungen laut einer entsprechenden Mitteilung um eine Gehaltserhöhung von 8,5 Prozent sowie verbesserte Schicht- und Dienstmodalitäten.

    Ärztestreik im Januar 2025: Bislang keine Einigung in den Verhandlungen

    Bereits seit etwa sechs Monaten laufen die Gespräche zwischen der Ärztegewerkschaft und der VKA. Ein Durchbruch blieb bisher aus. Die Mitglieder des Marburger Bundes fordert nicht nur eine signifikante Lohnerhöhung, sondern auch eine grundlegende Neuregelung der Arbeitszeiten, insbesondere im Hinblick auf Schichtdienste und Bereitschaftszeiten.

    Die Vorsitzende Susanne Johna kommentierte das Abstimmungsergebnis als „ein klares Signal“ an die Arbeitgeber, endlich ernsthaft in die Verhandlungen einzutreten. Sollte dies nicht geschehen, werde der Streik unbefristet fortgesetzt. Die Arbeitgeberseite hält die Forderungen indes für „überzogen und nicht finanzierbar“.

    Schon mehrmals rief der Marburger Bund Mediziner im Jahr 2024 zu Streiks auf, im Frühling demonstrierten Ärzte der Unikliniken für bessere Arbeitsbedingungen:

    Marburger Bund organisiert neuen Ärztestreik – Schwerpunkt in Bayern

    Von den bundesweit rund 61.000 Ärzten in kommunalen Krankenhäusern sind mehr als die Hälfte im Marburger Bund organisiert. Süddeutschland wird voraussichtlich den Schwerpunkt des Streiks bilden, da besonders in Bayern zahlreiche Krankenhäuser in kommunaler Trägerschaft sind.

    Schon im September 2024 zeigten sich die Dimensionen des Protests: Bei dem Ärztestreik im Freistaat waren etwa 20.000 Ärzte und Ärztinnen aufgerufen, ihre Arbeit ruhen zu lassen. Damals mussten Notdienstpläne für mehr als 50 Kliniken ausgehandelt werden, insbesondere in den beiden größten Städten München und Nürnberg.

    Das Klinikum Nürnberg, eines der größten kommunalen Krankenhäuser Deutschlands, steht symbolisch für die finanziellen Herausforderungen der betroffenen Einrichtungen. Lokalpolitiker betonen, dass die hohen Kosten von Krankenhäusern die Haushalte der Kommunen überstrapazieren.

    Ärztestreik in kommunalen Krankenhäusern: Kundgebung auch in München

    Zusätzlich zum Streikbeginn sind Mitte Januar Protestveranstaltungen geplant, in München wird eine solche laut dem Marburger Bund am 17. Januar 2025 abgehalten. Der Landesverband Bayern des Marburger Bundes lädt interessierte Mitglieder ein, um vor Ort ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen. Auch überbordende Bürokratie ist der Interessenvertretung ein Dorn im Auge:

    Die geplanten Arbeitsniederlegungen werfen zwangsläufig Fragen zur Patientenversorgung auf: Um die medizinische Grundversorgung sicherzustellen, verhandelt der Marburger Bund Notdienstvereinbarungen mit den betroffenen Kliniken. Bereits im September war deutlich geworden, dass diese Pläne zwar die Versorgung bei akuten Notfällen sicherstellen, dennoch Einschränkungen bei planbaren Operationen und Behandlungen mit sich bringen.

    Wie viel verdienen Ärzte? Unterschiede zwischen privat und kommunal

    Ärzte im Allgemeinen sind übrigens laut dem Jobportal Stepstone mit einem Mediangehalt von knapp 95.000 Euro brutto pro Jahr die bestverdienende Berufsgruppe in Deutschland. In kommunalen Kliniken sind die Vergütungen jedoch in der Regel niedriger: Das Einstiegsgehalt belaufe sich auf knapp 5300 Euro brutto im Monat, ab dem sechsten Arbeitsjahr nach jährlichen Gehaltserhöhungen knapp 6800 Euro.

    Demonstrierende Mediziner ziehen im Januar 2024 mit Schildern durch die Stuttgarter Innenstadt.
    Demonstrierende Mediziner ziehen im Januar 2024 mit Schildern durch die Stuttgarter Innenstadt. Foto: Oliver Willikonsky/Oliver Willikonsky - dpa

    Zusätzlich zum Grundgehalt gibt es für die über 60.000 Ärztinnen und Ärzte in den kommunalen Kliniken Zuschläge für Nacht-, Sonn- und Feiertagsarbeit. Hinsichtlich der Arbeitsbelastung und -zeit sind die Anforderungen jedoch gemeinhin strapaziös, warum die Beteiligten für bessere Arbeitsbedingungen kämpfen – auch zum Wohle der Patienten und Patientinnen.

    Derweil tritt 2025 die Krankenhausreform von Karl Lauterbach in Kraft – für den Marburger Bund ein „Etikettenschwindel“.

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