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Betreuungsbedarf: Studie: Bayern bei Ganztagsangeboten nur Schlusslicht

Betreuungsbedarf

Studie: Bayern bei Ganztagsangeboten nur Schlusslicht

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    Sporttaschen und Schulranzen hängen an der Garderobe vor einem Klassenzimmer.
    Sporttaschen und Schulranzen hängen an der Garderobe vor einem Klassenzimmer. Foto: Christian Charisius, dpa (Symbolbild)

    Bayern gehört im bundesweiten Vergleich der Angebote zur Ganztagsbetreuung von Grundschülern und der Nachfrage nach einer aktuellen Studie zu den Schlusslichtern. 59 Prozent der Eltern im Freistaat gaben den Angaben zufolge an, einen Betreuungsbedarf zu haben, demgegenüber stand aber nur eine Betreuungsquote von 36 Prozent. Dies geht aus der Studie "Kindertagesbetreuung Kompakt" hervor, die im Auftrag des Bundesfamilienministeriums erstellt wurde. Bundesweit liegt der Bedarf an einer

    Auch bei Kindern unter drei Jahren schneidet Bayern allenfalls mittelmäßig ab: Demnach steht hier einer Betreuungsquote von 30,5 Prozent ein Bedarf von 42,4 Prozent gegenüber. Das heißt, fast zwölf Prozent der Eltern, die einen Betreuungsplatz für ihre Kinder suchen, gingen leer aus. Schlusslichter sind hier Bremen und das Saarland mit Differenzen von mehr als 20 Prozent. Spitzenreiter ist Sachsen, hier lag der Unterschied bei nur 5,2 Prozent.

    Beim Ausbau der Betreuungsplätze schneidet Bayern gar nicht so schlecht ab: Im Bereich der frühkindlichen Betreuung - also der unter Dreijährigen - verzeichnet die Studie im Vergleich zu 2021 ein Plus von 6,1 Prozent. 129.208 Kinder waren demnach 2022 in einer Betreuung. Zum Vergleich: 2006 waren es gerade einmal 27 234.

    Zudem wurden 2022 den Angaben zufolge 427 584 Kinder über drei Jahren in Bayern in einem Kindergarten betreut, ein Plus von 2,1 Prozent im Vergleich zu 2021. Für Kinder im Grundschulalter weist die Untersuchung für 2022 170.000 Kinder in Ganztagsschul- und Hortangeboten aus, 2021 waren es 169.000 und 2006 nur 51.000.

    Während das für den Ganztag an Schulen zuständige Kultusministerium die Studie nicht kommentieren wollten, hieß es aus dem für die Kitas zuständigen Sozialministerium: Aktuell würden in Bayern 56 Prozent Grundschulkinder auch am Nachmittag betreut. Der Bund berücksichtige in seiner Studie "nach unserem Kenntnisstand" die in der Mittagsbetreuung betreuten Kinder nicht und beziffere die Betreuungsquote damit auf nur 36 Prozent. Sozialministerin Ulrike Scharf (CSU) betonte zudem: "Bis 2028 schaffen wir 130 000 neue Betreuungsplätze für Grundschulkinder in Bayern - ein wuchtiges Signal für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf."

    Grüne und FDP forderten umgehend einen massiven Ausbau der Betreuungsangebote: "Hier muss sich dringend etwas ändern", sagte Johannes Becher (Grüne). Familien bräuchten eine verlässliche Betreuung und qualitativ hochwertige Bildung, um Familie und Beruf gut vereinbaren zu können. "Die Staatsregierung darf die Kommunen bei dieser großen Aufgabe nicht im Regen stehen lassen."

    Der Ausbaubedarf sei schon deshalb gegeben, weil ab 2026 der Rechtsanspruch für einen Ganztagsplatz greife, betonte Matthias Fischbach (FDP). Es sei inakzeptabel, dass nur knapp mehr als die Hälfte der Familien in Bayern mit Betreuungsbedarf tatsächlich einen entsprechenden Platz erhielten.

    Unterdessen warnte der Bayerische Jugendring (BJR) vor einem Kollaps in der Ganztagsbetreuung wegen Finanzierungslücken. Nach Berechnungen des BJR fehlen in Bayern mindestens 100 Millionen Euro, um die derzeitigen und perspektivischen Bedarfe annähernd zu decken.

    Datengrundlage für die Studie sind den Angaben zufolge die amtliche Kinder- und Jugendhilfestatistik nach dem SGB VIII (KJH-Statistik), die Statistik der Kultusministerkonferenz zu den Allgemeinbildenden Schulen in Ganztagsform (KMK-Statistik) und die DJI-Kinderbetreuungsstudie (KiBS) des Deutschen Jugendinstituts (DJI) aus dem Jahr 2022.

    (dpa)

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