Absicht oder Unfall? Nach mindestens zwei Vorfällen, in denen manipulierte Steckdosen in Zügen der Deutschen Bahn und Go-Ahead gemeldet wurden, mahnt die Bundespolizei zu Vorsicht – wegen Stromschlaggefahr. Die beiden Unternehmen wollen die Steckdosen in ihren Zügen nun vermehrt kontrollieren, doch die tatsächliche Gefahr wird unterschiedlich eingeschätzt.
Zuletzt war es am Montag zu einem Vorfall auf der Bahnstrecke zwischen Nürnberg und Würzburg gekommen. Nach Angaben der Bundespolizeiinspektion Würzburg hatte ein Reisender eine manipulierte Steckdose entdeckt. Daraufhin wurde die Sitzgruppe im Zug abgesperrt und der Strom abgestellt. Nach der Fahrt wurde der Zug in eine Bahn-Werkstatt gebracht, wo die Untersuchungen noch laufen.
Nach Steckdosen-Manipulation: Bundespolizei sichtet Videomaterial
Die Bundespolizei sichtet zudem Videomaterial aus dem Zug, berichtet Polizeisprecher Stephan Hellwig. Doch die Auswertung sei noch nicht abgeschlossen.
Zuvor war es am 11. August in einem Zug des Betreibers Go-Ahead auf der Strecke zwischen Stuttgart und Karlsruhe schon einmal zu einem Vorfall gekommen. Dort hatte eine 35-Jährige beim Benutzen einer Steckdose einen Stromschlag erlitten, auch sie war offenbar manipuliert worden. Die Frau war vorsorglich ins Krankenhaus gebracht worden. Alarmierte Einsatzkräfte konnten in einem Abstellwerk in Stuttgart feststellen, dass an mehreren Steckdosen Manipulationen vorgenommen worden waren.
Manipulierte Zugsteckdosen sind keine Einzelfälle
Um Einzelfälle handelt es sich dabei offenbar nicht. Ende der vergangenen Woche sei auch in der Region – im Bereich Kempten – eine weitere manipulierte Steckdose gemeldet worden, berichtet Hellwig. Das Phänomen sei für die Behörden aber nicht neu. So habe es etwa im Jahr 2021 schon mehrere Fälle dieser Art gegeben.
Go-Ahead teilt auf Nachfrage unserer Redaktion mit, dass die Frau, die den Stromschlag erlitten hatte, keine ernsten Verletzungen davongetragen habe. Zu dem Vorfall und möglichen Täterinnen oder Tätern lägen bislang noch keine Erkenntnisse vor, berichtet der Sprecher von Go-Ahead in Augsburg, Winfried Karg.
Möglicherweise nur abgebrochene Ladegeräte?
Zu weiteren Vorfällen sei es bei den Zügen des Unternehmens in letzter Zeit nicht gekommen. Bei Go-Ahead will man die Ereignisse nicht überbewerten. Es sei nicht gesichert, dass es sich bei derlei Vorkommnissen um mutwillige Taten handle. "Den Ermittlungen der Polizei kann ich nicht vorgreifen, wir sehen es aber nicht so dramatisch", sagt Karg. So gebe es auch immer wieder ähnliche Fälle, bei denen zum Beispiel Stücke von abgebrochenen Ladegeräten in den Steckdosen zurückblieben, die den Zugpassagieren unabsichtlich kaputtgegangen seien. Das Betriebspersonal sei nichtsdestotrotz dazu angehalten, verstärkt auf die Steckdosen zu achten, so Karg.
Auch die Bahn teilt unserer Redaktion mit, dass die Steckdosen regelmäßig überprüft würden. Die Manipulation an Steckdosen in den Zügen des Konzerns sei "die absolute Ausnahme", sagt eine Sprecherin der Bahn in München. "Die Sicherheit unserer Fahrgäste hat oberste Priorität."
Manipulierte Steckdosen: Das rät die Bundespolizei
Wenn Zugreisende Unregelmäßigkeiten feststellen, rät die Bundespolizei dazu, die Steckdosen nicht anzufassen und das Zugpersonal in Kenntnis zu setzen. Wird tatsächlich eine Manipulation festgestellt, wird die Bundespolizei für die Ermittlungen hinzugezogen.