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Steuerbetrug: Schuhbeck und die Frage nach dem ominösen Dritten

Steuerbetrug

Schuhbeck und die Frage nach dem ominösen Dritten

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    Starkoch Alfons Schuhbeck beim Prozessauftakt am Landgericht München I.
    Starkoch Alfons Schuhbeck beim Prozessauftakt am Landgericht München I. Foto: Sven Hoppe, dpa (Archivbild)

    Die bayerische Küche ist eine Festtagsküche, hat Alfons Schuhbeck vor Gericht gesagt. Nicht die fettige "Hiaslküche", als die sie oft dargestellt werde. Der einstige Starkoch selbst erlebt als Angeklagter vor dem Landgericht München I gerade nun wirklich keine Festtage, vielmehr hat er sich selbst die Finger schmutzig gemacht. Was er tat, hinterlässt hässliche Flecken auf seiner Biografie.

    Schuhbeck hat gestanden, in seinem Restaurant Orlando Umsätze manipuliert und über Jahre hinweg Geld aus der Kasse abgezweigt zu haben. "Ich wollte nicht wahrhaben, dass ich unternehmerisch gescheitert bin", so erklärte der 73-Jährige am Mittwoch seine Motivation und sein jahrelanges Verwirrspiel. Doch je länger das Verfahren läuft, desto mehr dürfte sich die Frage stellen, ob es einen ominösen Dritten gibt, der sich ebenfalls an den Einnahmen aus Schuhbecks Imperium bediente und Geld am Finanzamt vorbeischleuste. Einen oder mehrere vielleicht sogar.

    In beiden Restaurants von Alfons Schuhbeck verschwand Geld

    Er könne nicht ausschließen, dass noch jemand anders die Software auf einem USB-Stick genutzt habe, mit der er selbst die Umsätze seines Restaurants fälschte, hatte Schuhbeck in seinem Teil-Geständnis am zweiten Prozesstag verlesen. Ihm zufolge gab es mehrere Sticks. Außerdem bezog er sich in seiner Erklärung nur auf das Lokal Orlando. Laut Staatsanwaltschaft ist aber auch in seinem zweiten Restaurant, dem Sternetempel Südtiroler Stuben, Geld verschwunden. Allein von dort fehlen nach Angaben der Steuerbehörden 1200 Rechnungsnummern. Er selbst habe dort aber keine storniert, so der frühere Top-Koch.

    Ob er etwas am Computer manipuliert habe? Auf diese Nachfrage des Gerichts räumte er leise ein: "Das weiß ich nicht mehr." Als ehemaliger Eigentümer des Restaurants übernehme er die Verantwortung, sagte Schuhbeck, der stolze 33 Jahre lang seinen Michelinstern hielt. Er könne sich aber nicht erklären, "wie es zu den Summen gekommen sein soll, die mir die Staatsanwaltschaft bei den Südtiroler Stuben vorwirft".

    Richterin Andrea Wagner entscheidet über die Strafe für Schuhbeck.
    Richterin Andrea Wagner entscheidet über die Strafe für Schuhbeck. Foto: Sven Hoppe, dpa (Archivbild)

    Ein IT-Mitarbeiter, der neben Schuhbeck angeklagt ist und schon gestanden hat, das Tool zum Steuerbetrug programmiert zu haben, entlastet seinen ehemaligen Chef zumindest in einer Hinsicht. Der USB-Stick habe nur an Schuhbecks Büro-PC funktioniert, von unterwegs konnte der Koch demnach nicht auf das Programm zugreifen. Und laut Süddeutscher Zeitung ist mittlerweile bekannt, dass auch die Datumsangaben in den Abrechnungen nicht gefälscht werden konnten. "Er kann es an den Tagen, an denen er nicht da war, nicht gewesen sein", zitiert die Zeitung die Richterin. "Aber wer war es denn dann? Wer konnte noch an der Kasse herumfuhrwerken? Und warum hat Herr Schuhbeck nichts dagegen unternommen?" Bis zum heutigen Freitag sollen Schuhbecks Verteidiger Antworten liefern.

    Fest steht: Der frühere Gastro-Mogul und TV-Koch stand als Eigentümer beider Restaurants in der Verantwortung. Am Ende wird sich das Strafmaß dadurch entscheiden, wie viele Taten man ihm zweifelsfrei nachweisen kann. Insgesamt geht es um Steuerhinterziehung in Höhe von 2,3 Millionen Euro.

    Eine erste Strafe folgte schon auf das Geständnis. Der Bayerische Rundfunk (BR) streicht Schuhbecks Kochsendungen aus dem Programm. Vom BR hieß es, es handele sich um fünf Folgen von "Alfons & Ali - Genuss hoch 3". Diese sollten eigentlich ab 16. Oktober immer sonntags ausgestrahlt werden. Auch die neuen Folgen von "Schuhbecks Küchenkabarett" ab 20. November sind gestrichen.

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