Auf Fotos sieht man Alfons Schuhbeck oft mit ausgebreiteten Armen – offen, jovial, vielleicht auch ein wenig vereinnahmend. Denn an Alfons Schuhbeck kommt man nicht vorbei. Nicht nur, dass der Sternekoch allgegenwärtig in Funk, Fernsehen und Presse ist, auch unternehmerisch lässt er nichts anbrennen.
Am Platzl in der Münchner Innenstadt herrscht er über ein kleines Imperium: das Restaurant „Schuhbecks’“, einen Partyservice, eine Kochschule, einen Gewürz- und einen Schokoladenladen, ein Wein-Bistro und eine Eisdiele. In den Wintermonaten betreibt er außerdem die Dinnershow „Theatro“. Dazu erscheinen regelmäßig Kochbücher, in denen er zum Nachkochen seiner ungewöhnlichen Kreationen wie Apfelstrudeleis, Bier-Tiramisu oder Knödel-Wurstsalat animiert.
Schuhbeck wird bei Sicherheitskonferenz von Polizei aufgehalten
Man möchte also nicht meinen, dass es Menschen in Deutschland gibt, die Alfons Schuhbeck noch nicht kennen. Darum musste der Kochmeister wohl selbst staunen, als er bei der Sicherheitskonferenz im Januar dieses Jahres nicht durch die Polizeisperre kam. Da stand er vor dem Hotel „Bayerischer Hof“ und musste den Polizisten erst einmal erklären, wer er ist, während er längst in der Küche erwartet wurde, um die Polit-Prominenz zu bekochen.
Heute feiert der kulinarische Tausendsassa seinen 65. Geburtstag, und wenn er bei seinem ursprünglich gelernten Beruf geblieben wäre, könnte er wohl in Rente gehen. Denn Schuhbeck lernte zunächst den Beruf des Fernmeldetechnikers, „weil meine Eltern meinten, Post oder Bahn seien was Krisensicheres“. Während er tagsüber Kabel verlegte, tingelte er abends und an den Wochenenden mit seiner Band „Die Scalas“ durchs Chiemgau.
Gastwirt adoptierte Alfons Schuhbeck
Dabei führte ihn der Weg auch ins „Kurhausstüberl“ in Waging am See, das dem Bürgermeister des Ortes, Sebastian Schuhbeck, gehörte. Der Gastwirt überredete den jungen Mann, in die Gastronomie zu wechseln, und adoptierte den als Alfons Karg Geborenen, um einen Nachfolger zu haben. Seine Ausbildung erhielt Alfons Schuhbeck auf der Hotelfachschule in Bad Wörishofen, danach ging er nach Salzburg, Genf, Paris, London und München. Dort arbeitete er bei Feinkost Käfer, Alois Dallmayr und im legendären „Aubergine“ von Eckart Witzigmann. 1980 übernahm er das „Kurhausstüberl“ und machte aus der ehemaligen Gaststätte des Campingplatzes ein Spitzenrestaurant, das Feinschmecker und Prominenz aus Salzburg und München an den beschaulichen Waginger See zog. 1983 bekam Schuhbeck einen Michelin-Stern, den er sich bis heute erhalten hat, 1989 wurde er als Koch des Jahres ausgezeichnet. Seit 2003 ist er wieder zurück in München.
Schuhbecks Erfolgsrezept: positiv Denken
So viel zu den Daten, die die rasante Karriere des Alfons Schuhbeck markieren. Doch wie steht es um seine Küche, was ist das Erfolgsrezept? Schuhbeck selbst sieht es so: „Ich lege nie die Hände in den Schoß, denke immer positiv und grüble nicht viel darüber, warum eine Tür zugegangen ist, sondern schaue, wo die nächste aufgehen könnte.“ Diese positive Denkart ist das eine, das andere sind natürlich die Gerichte, die er auf den Tisch bringt: ungewöhnliche Kreationen, in denen er die bodenständige bayerische Küche überraschend kombiniert. Die Weißwürste werden paniert und herausgebacken, das Blaukraut mit Schokolade verfeinert und die Ente erhält ihre Würze durch Sternanis, der Schweinebraten durch Ingwer.
An Rente denkt Schuhbeck noch nicht
Die Welt der Gewürze ist seit einigen Jahren Schuhbecks große Leidenschaft. Mit asiatischen und afrikanischen Aromen reichert er jetzt seine Rezepte an. „Da haut’s euch den Dampf raus“, preist er dann eine seiner Kreationen an, in der Chili und Ingwer eine Liaison eingehen. Manchen geht er mit diesen Sprüchen auf die Nerven, aber viele lieben ihn dafür, für diese unverblümte, bayerisch-charmante Art, mit der er den Menschen begegnet. Auch wenn man das Gefühl hat, er sei ständig in Fernseh- und Rundfunkstudios unterwegs, täglich geht er in seinem Restaurant von Tisch zu Tisch. Diese Gepflogenheit wird er wohl auch in den nächsten zehn Jahren beibehalten, denn erst kürzlich hat er den Pachtvertrag für sein Lokal um zehn Jahre verlängert. An Rente denkt der Mann vorerst nicht.