Der Widerstand gegen das von Markus Söder (CSU) geplante Genderverbot wächst. Mittlerweile haben mehr als 6400 Menschen einen offenen Brief aus dem Umfeld der bayerischen Hochschulen unterzeichnet, der den Ministerpräsidenten auffordert, es Schulen, Hochschulen und Verwaltungen selbst zu überlassen, wie sie ihre Sprache gestalten. In dem Brief, der online unterzeichnet werden kann, heißt es: „Ein Verbot ist ein Rückschritt und widerspricht unseren grundgesetzlich verankerten Prinzipien der Gleichbehandlung.“
Bayerns Ministerpräsident hatte in seiner Regierungserklärung Anfang Dezember gesagt: „Mit uns wird es kein verpflichtendes Gendern geben. Im Gegenteil: Wir werden das Gendern in Schule und Verwaltung sogar untersagen.“
Drei Viertel der Bayern befürworten Genderverbot
Unter den Gegnerinnen und Gegnern eines pauschalen Genderverbots sind einige prominente Namen. Der bayerische Regisseur Marcus H. Rosenmüller steht auf der Unterschriftenliste, ebenso der aus Talkshows bekannte Münchner Politik-Professor und Sicherheitsexperte Carlo Masala und Dietmar Süß, Professor für Zeitgeschichte an der Universität Augsburg und bundesweit gefragter Experte für die politische Entwicklung Deutschlands und Gastautor etwa bei den Medien Zeit und Süddeutsche Zeitung. Dazu der Regisseur Dominik von Gunten, tätig am Augsburger Staatstheater, der unter anderem „Robin Hood“ auf der Freilichtbühne Altusried mit 500 Mitwirkenden inszenierte. Dem gegenüber steht eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey für unsere Redaktion: Drei Viertel der Bayern befürworteten darin ein Genderverbot.
Die Verfasserinnen und Verfasser des Briefs beziehen sich auch auf das deutsche Recht. Seit 1. Januar 2019 ist in Deutschland gesetzlich anerkannt, dass es mehr als zwei Geschlechter gibt. Als die Änderung im Personenstandsgesetz in Kraft trat, galt das als Revolution. Seitdem kann bei Kindern, „die weder dem weiblichen noch dem männlichen Geschlecht zugeordnet werden“, auch „divers“ ins Geburtenregister eingetragen werden. Genau um diese Menschen und jene, die sich nicht mit ihrem biologischen Geschlecht identifizieren, geht es beim Gendern. Durch Sonderzeichen wie Sternchen oder Doppelpunkte innerhalb eines Wortes sollen auch sie in der Sprache abgebildet sein.