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Sprache: Das Genderverbot kommt – und was passiert dann?

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Das Genderverbot kommt – und was passiert dann?

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    Plakat auf einer Münchner Demo gegen das Genderverbot. Die Debatte ist emotional.
    Plakat auf einer Münchner Demo gegen das Genderverbot. Die Debatte ist emotional. Foto: Felix Hörhager, dpa

    Emotional, aufbrausend, temperamentvoll: All das sind Begriffe, die man gemeinhin nicht mit dem deutschen Beamtenwesen verbindet. Für die Debatte um das sogenannte Genderverbot gilt das schon eher. Nun sollen die bayerischen Beamten die umstrittene Regelung in ihren Behörden umsetzen. Einigen fehlen dafür zurzeit noch Informationen.

    In einem Schreiben, das unserer Redaktion vorliegt, fordert das Kultusministerium die Schulen auf, die amtliche Regelung des Rats für deutsche Rechtschreibung "konsequent" umzusetzen. "Mehrgeschlechtliche Schreibweisen durch Genderstern, Doppelpunkt, Gender-Gap oder Mediopunkt sind unzulässig." Geschlechtergerechte Texte sollen "verständlich und lesbar sein", schreibt das Kultusministerium. Damit bezieht sich das Ministerium beispielsweise auf Elternbriefe, Jahresberichte oder die Schulwebsite. Auch Behörden dürfen keine Genderzeichen verwenden.

    Viele Behörden machen sich keine großen Gedanken zum Genderverbot

    "Wie verständlich und lesbar das ist, wenn ich 'Schülerinnen und Schüler' und 'Lehrerinnen und Lehrer' jedes Mal ausformuliere, sei mal dahingestellt", sagt der Schulamtsleiter des Landkreises Augsburg, Thomas Adleff. "Die größte Herausforderung wird sein, sich im Sprachgebrauch wieder umzugewöhnen." Ein "Salto rückwärts im Kopf" werde das. Allerdings nur beim gesprochenen Wort. In den meisten offiziellen Schreiben sei bislang ohnehin nicht gegendert worden.

    Auch das Schulamt der Stadt Augsburg bleibt angesichts des Genderverbots gelassen. "In unserem Bereich verwenden wir durchgängig seit Langem geschlechterspezifische Einzelformen, Paarformeln oder geschlechtsneutrale Ausdrücke", sagt Schulamtsdirektor Markus Wörle. Heißt: Beim Augsburger Schulamt gab es noch nie Lehrer:innen, sondern bloß Lehrkräfte. Die Universität Würzburg hat hingegen noch gar keine Informationen über die Umsetzung des Verbots bekommen. Man werde sich damit auseinandersetzen, sobald ein konkretes Schreiben vorliege, heißt es von der Uni.

    Wer entgegen der Vorschrift gendert, wird ermahnt

    "Dienst nach Vorschrift" und "Das haben wir schon immer so gemacht": Zyniker würden sagen, die Reaktion war vorhersehbar. Allerdings könnte vor allem bei der Anpassung der Websites noch ein gutes Stück Arbeit auf die Schulen, Universitäten und Behörden zukommen. Schließlich können sich auf allen möglichen Unterseiten noch Genderzeichen befinden. Und wenn sich doch jemand weigert, auf die Sonderzeichen für eine geschlechtergerechte Sprache zu verzichten?

    Markus Söder hat jüngst verkündet, dass Eltern, denen ein solches Fehlverhalten auffällt, sich "Tag und Nacht" an das Kultusministerium wenden können. Das Kultusministerium reagiert darauf zurückhaltend. "Sollten einzelne Lehrkräfte auch zukünftig die oben genannten Sonderzeichen verwenden, sind die unmittelbaren Vorgesetzten zuallererst aufgerufen, das Gespräch zu suchen", heißt es aus dem Ministerium. Konsequenzen würden erst gezogen, "wenn gezielt und ganz bewusst mehrfach gegen die aktuell geltenden Regelungen verstoßen wird". Welche Konsequenzen das genau sind, ließ das Ministerium offen.

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