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Soziale Netzwerke
10.11.2023

Die gefährliche "Hot Chip Challenge" und andere Tücken von TikTok

Sieht harmlos aus, kann aber brandgefährlich sein: Der "Hot Chip" wurde in einer lustig gestalteten Verpackung in Sargform angeboten, samt schwarzem Einmal-Handschuh. Doch damit ist es jetzt vorbei.
Foto: Ela Celik, Imago

Gut eine Milliarde Menschen nutzen TikTok, vor allem Kinder und Jugendliche. Das Netzwerk verlockt aber auch zur Teilnahme an bizarren Mutproben – was nun Folgen hat.

Um Schlimmeres zu verhindern, braucht es manchmal auch etwas Glück. So wie bei Elke Ray, Schulleiterin am Gymnasium Ochsenhausen nahe Memmingen, die aus den Nachrichten von zwei 13 und 14 Jahre alten Mädchen aus Garmisch-Partenkirchen erfuhr. Die Teenager hatten sich an der sogenannten Hot-Chip-Challenge versucht, bei der die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einen Tortilla-Chip essen, von der Knabberei ein Video aufnehmen und dieses auf der Internetplattform TikTok hochladen. Die Herausforderung dabei ist: Nach Angaben des tschechischen Herstellers handelt es sich um den schärfsten Chip der Welt. Die Folgen in diesem Fall waren dramatisch: Die beiden Mädchen erlitten akute Atemprobleme und landeten in der Notaufnahme.

Nur zwei Tage zuvor hatte auch Elke Ray eine solche Chip-Packung in der Hand gehalten, konfisziert in einer 8. Klasse ihrer Schule, gerade noch rechtzeitig vor dem Verzehr. „Glücklicherweise hatten wir den Hinweis bekommen, dass bei uns in der Mittagspause eine solche Challenge stattfinden soll“, erzählt Ray. Der Vater einer Schülerin hatte die vermeintlich harmlose Mini-Speise nichts ahnend im Internet bestellt, weil er dachte, die Tochter wolle es für eine Halloween-Party. Von harmlos kann aber keine Rede sein. „In diesem Alter sind die Jugendlichen besonders gefährdet, weil sie sich beweisen wollen“, sagt Ray. „Dann können sie aber nicht unterscheiden, was noch eine spaßige Mutprobe ist und wann der Spaß aufhört.“

TikTok-Trend: Bundesweit mehren sich die Nachrichten von Kindern, die in die Klinik mussten

Wie schwer ihnen das fällt, lässt sich in Polizeimeldungen nachlesen. Bundesweit mehren sich die Nachrichten von Kindern und Jugendlichen, die mit Übelkeit, Erbrechen, Bluthochdruck und Atembeschwerden ins Krankenhaus kommen. Anfang September wurde aus den USA sogar der Tod eines Zehntklässlers gemeldet, der mit der Mutprobe zusammenhängen soll. Alle verführt von einer roten, lustig gestalteten Verpackung in Sargform. Inhalt: der Tortilla-Chip, eingeschweißt in Plastik mit der Aufschrift RIP (Rest in Peace), dazu ein schwarzer Einmal-Handschuh. Beworben von markigen Sprüchen wie „Hot Chip Challenge: eine Herausforderung für die Mutigsten“, und Hinweisen wie „Bereiten Sie eine erste Hilfe in Form von Milch und Brot vor“, die neutralisierenden Lebensmittel sollen das Brennen lindern. Üblicherweise könne es auch passieren, „dass Sie während des Verzehrs unscharf sehen, das Atmen schwerfällt“, heißt es. „Das ist aber beim Essen von Chili ganz normal.“

Normal mutet hier jedoch gar nichts an, denn die Mais-Chips sind nach Angaben des Produzenten mit der schärfsten Chilischote der Welt gewürzt, der Carolina Reaper. Chilischoten enthalten den Stoff Capsaicin, der einen Schmerzreiz auslöst, gemessen wird der Schärfegrad von Paprikafrüchten in der Einheit Scoville. Die Carolina Reaper weist einen Wert von 2,2 Millionen Scoville auf, Tabasco hat im Vergleich dazu nur 2500 Scoville. Der Tortilla-Chip soll also fast 900 Mal schärfer sein als Tabasco-Soße.

"Hot Chip Challenge" kann gefährlich werden

Zu viel Schärfe versetzt den Körper allerdings in einen Schockzustand und kann schlimmstenfalls tödlich sein, warnen Mediziner. Das Bundesinstitut für Risikobewertung spricht von der Gefahr „schwerwiegender Vergiftung bei kleinen Kindern durch die Aufnahme von Chili-Zubereitungen“, und das Hessische Ministerium für Verbraucherschutz stellt nach Untersuchungen der Chips fest: „Von TikTok bis zum Krankenwagen ist es da oft nicht weit. Das Ganze ist deshalb nichts anderes als gefährlicher Unfug.“ In Baden-Württemberg dürfen die "Hot Chips" schon nicht mehr verkauft werden. Ende vergangener Woche sprach auch das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit zunächst eine Warnung vor dem Verzehr aus – und legt nun nach. Auf Anfrage unserer Redaktion teilt die Behörde mit, dass die Ämter vor Ort gebeten worden seien, "das Produkt chargenunabhängig aus dem Verkehr zu nehmen".

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Der Hersteller rief mehrere Margen des "Hot Chip" zurück

Zwar hatte der Hersteller zuvor angekündigt, die Warnhinweise auf der Verpackung zu verbessern. Am Wochenende wurden dann allerdings mehrere Chargen wegen stark schwankender und teilweise extrem hoher Gehalte an Capsaicin zurückgerufen. Zwei Firmen aus Frankfurt und Gießen, die den "Hot Chip" produzieren, hatten auch nach Bayern geliefert, heißt es. Das Ende der gefährlichen Challenge dürfte somit nur eine Frage der Zeit sein.

Der Beliebtheit von TikTok dürften die negativen Schlagzeilen allerdings kaum schaden. Die rührt vor allem daher, dass Nutzerinnen und Nutzer dort selbst gedrehte Kurzvideos hochladen können. In Deutschland sind angeblich etwa vier Millionen Menschen im Moment auf TikTok aktiv. Insgesamt nutzen sogar knapp 20 Millionen Deutsche die chinesische Plattform, weltweit soll die Zahl der Nutzer bei gut einer Milliarde liegen. Begehrt ist sie vor allem bei Zehn- bis 16-Jährigen, und da mehrheitlich bei Mädchen, die sich Musikclips ansehen oder selber kurze Videos aufnehmen, die sich mit visuellen Effekten oder Filtern bearbeiten lassen.

Zum Erfolg tragen nicht zuletzt die Internet-Challenges bei. Auch die der harmloseren Art: So war während der Pandemie die Blinding-Lights-Challenge beliebt, bei der die ganze Familie tanzt, es gibt die Level-up-Challenge (Haustiere überwinden Hindernisse), die Cleansnap-Challenge (Aufräumen vermüllter Plätze), die Liegestütze-Challenge, wer am längsten auf einem Bein stehen kann und vieles mehr. 

Bei der Blackout-Challenge sollten sich Teenager strangulieren

Und dann gibt es noch die anderen Herausforderungen. Die nach dem Prinzip funktionieren: je krasser und gefährlicher, desto erfolgreicher. Wie die Blackout-Challenge, bei denen sich Teenager strangulieren, bis ihnen schwarz vor Augen wird. Oder die Mouth-Taping-Challenge, bei denen der Nachwuchs vor dem Schlafengehen den Mund mit Klebeband verschließt, was zu Sauerstoffmangel im Gehirn führen kann. Bei der Salt-Challenge wiederum schlucken die Jugendlichen so viel Salz wie möglich, sie beißen in Waschmittelkapseln (Tide-Pod-Challenge) oder ziehen sich Zimt durch die Nase (Cinnamon-Challenge). Neben der Hot-Chip-Challenge diente zuletzt die Deo-Challenge als Mutprobe, bei der die Teilnehmer die Aerosole bewusst einatmen oder so lange wie möglich auf dieselbe Hautstelle sprühen, was zu Kälteverbrennungen führen kann.

TikTok ist gerade bei Kindern und Jugendlichen extrem beliebt.
Foto: Karl-Josef Hildenbrand, dpa (Symbolbild)

Das klingt gruselig und ist es wohl auch. Darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die allermeisten Filmchen auf TikTok unbeschwerter Natur sind. „Die Videos sind in der Regel sehr kurz, kleine Häppchen für zwischendurch“, sagt Christa Gebel, Psychologin am JFF-Institut für Medienpädagogik in München, das in einer Studie den Nachwuchs zu Tiktok befragt hat. „Die Kürze der Clips hält sie am Ball“, sagt Gebel, „damit lässt sich spielen, was Ungewöhnliches kreieren, etwas, das heraussticht.“ Was zudem oft auf Musik basiert, wozu man tanzen, performen oder nur die Lippen bewegen kann, was den Teenagern Spaß macht und zum Gestalten anregt, und sie außerdem mit anderen Ländern und Kulturen verbindet. „Das hat unheimliches Potenzial, es gibt tolle und kreative Sachen zu entdecken“, findet Gebel. Dazu kommt die Vernetzung mit dem eigenen Freundes- oder Bekanntenkreis, aber auch mit Fremden. Spätestens hier können jedoch Probleme aufkommen.

„Fiese Kommentare spielen auf Tiktok eine große Rolle“, sagt Gebel. „Damit rechnen die Kids nicht, damit kommen sie nicht unbedingt klar, weil sie anfangs nur die erreichen wollten, mit denen sie vernetzt sind.“ Aus der je nach App-Einstellung erzeugten Öffentlichkeit empfinden gerade Mädchen einen Zwang, sich auf TikTok perfekt zu inszenieren. Einen hohen Druck, gut auszusehen, gut rüberzukommen, damit das Publikum nicht hämisch den Daumen senkt. „TikTok birgt insbesondere für Kinder und Jugendliche diverse Risiken“, warnt Gebel. Neben gefahrvollen Challenges und dem Zwang zur Selbstdarstellung gehören dazu auch Risiken in der Interaktion. Für wen ist man ansprechbar, von wem womöglich beeinflussbar oder wird gar zum Ziel sexueller Belästigung. „Die Frage ist, wie viel tun die Plattformen dafür, Kinder und Jugendliche vor diesen Risiken zu schützen?“ Ja, wie viel tun sie denn dafür?

EU-Kommissar Thierry Breton drohte mit einem Verbot von TikTok

Die Kritik an den Social-Media-Diensten wie Facebook, Instagram, Snapchat, X oder TikTok ist so alt wie die Angebote selbst. Der Fokus auf TikTok ist besonders intensiv, es geht um Spionagevorwürfe, Verbreitung von Fake- und Hassnachrichten und nicht zuletzt den Jugendschutz. Anfang des Jahres drohte EU-Kommissar Thierry Breton TikTok sogar mit einem Verbot. Es sei nicht hinnehmbar, dass Nutzer über scheinbar lustige und harmlose Features innerhalb von wenigen Sekunden zu gefährlichen und manchmal sogar lebensbedrohlichen Inhalten gelangten. Inzwischen gibt sich die Plattform neue Sicherheitsregeln, die Kontrollmöglichkeiten für Eltern werden erweitert und in den Standardeinstellungen die Bildschirmzeit für Jugendliche begrenzt. Die Bundeszentrale für Kinder- und Jugendmedienschutz lobte die Ankündigung, TikTok zeige sich in Gesprächen aufgeschlossen für neue „Vorsorgemaßnahmen des Dienstes“.

Medienpädagogin Gebel sieht trotzdem noch viel Raum für Verbesserungen, zum Beispiel bei den Voreinstellungen, ob das Alter bei der Anmeldung kontrolliert wird (offizielles Mindestalter ist 13 Jahre), ob jemand von Fremden angesprochen werden kann und einiges mehr. Wobei es auf Mitsprache und ein ausgewogenes Verhältnis ankommt. „Anbieter wie TikTok könnten sich grundsätzlich mehr Mühe geben, Jugendliche bei der Gestaltung der Plattform mit einzubeziehen. Damit sie ihren Schutzbedürfnissen besser entspricht, ohne aber ihre Teilhabe zu stark zu behindern.“

Auch Schulleiterin Elke Ray aus Ochsenhausen setzt neben Präventionsangeboten, Schulsozialarbeit und der Fürsorge der Eltern vor allem auf das Engagement der Jugendlichen. „Wenn wir die Schüler bei wichtigen Entscheidungen einbinden, dann merken sie: ,Ich habe Verantwortung für mich, aber auch für die Gemeinschaft.’ Wenn man das zulässt und es ihnen zutraut, dann passen sie auch aufeinander auf.“

Damit lässt sich zwar nicht jede leichtsinnige Mutprobe verhindern, wirksamer als Milch und Brot ist es aber allemal. (mit anf und sast)

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