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Sind Feiertage noch zeitgemäß? Was Augsburgs Bischof dazu sagt

Interview

Was der Augsburger Bischof zur Debatte um die Feiertage sagt

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    Der katholische Augsburger Bischof Bertram Meier sagt: „Wir wollen den Menschen den christlichen Glauben nicht aufdrücken oder gar eintrichtern, wir wollen ihn anbieten.“
    Der katholische Augsburger Bischof Bertram Meier sagt: „Wir wollen den Menschen den christlichen Glauben nicht aufdrücken oder gar eintrichtern, wir wollen ihn anbieten.“ Foto: Ralf Lienert

    Herr Bischof, vielfach ist zu beobachten, dass die Kenntnis über das, was an Christi Himmelfahrt oder Pfingsten gefeiert wird, überhaupt nicht mehr vorhanden ist. Warum sollte man dennoch an christlichen Feiertagen festhalten?
    BISCHOF BERTRAM MEIER: Es hilft wenig, darüber zu klagen, dass das Verständnis für manches Fest verloren gegangen ist. Ich sehe unsere Aufgabe vielmehr darin, die Inhalte des Festes neu zu erklären und durch Feiern erfahrbar zu machen. Gerade Pfingsten halte ich für sehr aktuell: Es geht um den Geburtstag der Kirche und um die Erfahrung des Heiligen Geistes. Oft haben wir heute den Eindruck, von allen guten Geistern verlassen zu sein. Wir brauchen den guten Geist der Gemeinschaft und wir brauchen den Geist des Friedens. Das ist auch heute vermittelbar und sehr aktuell.

    In Deutschland sind Christen inzwischen in der Minderheit. Warum sollte die nicht christliche Mehrheit also christliche Feiertage begehen?
    MEIER: Wir wollen den Menschen den christlichen Glauben nicht aufdrücken oder gar eintrichtern, wir wollen ihn anbieten. Hinter den christlichen Festen steht ja auch ein bestimmtes Menschenbild, das auf jüdisch-christlichen Wurzeln gründet. Diesen Wurzeln fühlen wir uns verpflichtet. Europa ist ohne das Christentum nicht denkbar. Unsere Feste sind deshalb auch eine Kulturfrage. Doch wir wollen auch keinen „christlichen Gottesstaat“. Selbst wenn Menschen anderer Kulturen und Religionen zu unserem Land gehören und sich bei uns einbringen, sollten wir ihnen das Angebot unserer Feste machen. Es geht ja nicht nur um einzelne Feiertage, es geht um den Rhythmus der Woche, damit wir gemeinsam auch Tage der Ruhe und der Erholung haben und sich nicht jeder individuell seine Work-Life-Balance erst schaffen muss. Unser Festkalender dient daher auch der sozialen Gemeinschaft. Viele Arbeitnehmer sind dankbar, wenn wir uns für die Sonn- und Feiertagskultur einsetzen.

    Wären Sie denn auch offen für die Abschaffung eines Feiertags?
    MEIER: Wenn wir einen christlichen Feiertag abschaffen wollten, täte es mir sehr leid. Doch ich weiß von anderen, auch mehrheitlich katholischen Ländern, dass etwa auf einen Donnerstag fallende Feiertage auf den jeweils nächsten Sonntag verlegt wurden.

    Und wären Sie offen für „neue“ Feiertage anderer Religionsgemeinschaften?
    MEIER: Bei aller Offenheit für die allgemeine Etablierung von Feiertagen anderer Religionen erinnere ich daran, dass einer möglichen Realisierung sensible und differenzierte Debatten vorausgehen müssen, dass man die Menschen „mitnimmt“. Einen guten Schritt in die Richtung eines respektvollen interreligiösen Dialogs sehe ich darin, dass zum Beispiel der Tag der offenen Moschee in Deutschland auf den Tag der Deutschen Einheit gelegt wurde.

    Zur Person

    Bertram Meier, am 20. Juli 1960 in Buchloe geboren, wurde am 6. Juni 2020 zum neuen katholischen Augsburger Bischof geweiht. Im September 2020 wurde er zum Vorsitzenden der Unterkommission für den Interreligiösen Dialog und Mitglied der Ökumenekommission der Deutschen Bischofskonferenz gewählt.

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