Natürlich war es reiner Zufall. Aber der sorgt ja bekanntlich öfter mal im Leben für besondere Situationen. So war das vor knapp sechs Jahren auch bei den „Fleißigen Bienen“. Der Name steht für ein Team von gut 20 Frauen aus Neuburg an der Donau, das sich seit 17 Jahren mit verschiedenen Aktionen für das Leserhilfswerk unserer Zeitung, die Kartei der Not, engagiert.
Es war Herbst 2017. Die „Fleißigen Bienen“ verkauften wieder einmal Kaffee und Kuchen bei der Hutschau in Neuburg. Eine der Frauen, Angela Meilinger, kam dabei mit einer ehemaligen Arbeitskollegin von Daniela Schadt, der Lebensgefährtin des damaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck, ins Gespräch. Sie erzählte ihr vom sozialen Engagement der „Fleißigen Bienen“ für die Kartei der Not und unter anderem auch von der jährlich großen Plätzchenback-Aktion zu Weihnachten. Die Journalistin aus Nürnberg meldete sich dann einige Wochen später überraschend bei Angela Meilinger und bestellte für 50 Euro Plätzchen, die zu Daniela Schadt ins Schloss Bellevue nach Berlin geliefert werden sollten.
Die Gründerin der Kartei der Not besuchte die "Fleißigen Bienen"
Gebacken, getan – die Plätzchen wurden zu Deutschlands First Lady geliefert, die auf die 50 Euro noch einmal so viel drauflegte. Zum einen, weil die „wunderbaren Plätzchen, mit denen sie mir eine große Freude gemacht haben“, offenbar gemundet hatten, wie Daniela Schadt schriftlich mitteilte. Zum anderen gefiel ihr vielleicht auch der Spitzname der Damenriege. Schließlich hatte sie damals als Schirmherrin der Aktion „Deutschland summt!“ auch etwas mit den kleinen Nutztieren zu tun.
Die Plätzchen kamen aber nicht nur im Schloss Bellevue gut an. Sie sind nach wie vor auch in und um Neuburg sehr begehrt. Wie viele Zentner Teig die „Fleißigen Bienen“ in der Küche der Volkshochschule in Neuburg seit der Premiere 2007 bereits zu Plätzchen verarbeitet haben, lässt sich wohl nur schätzen. Neben warmen Socken, Marmelade oder Christbaumschmuck, alles natürlich selbst gemacht, waren die leckeren Plätzchen immer schon der Renner. Dies über Jahre hinweg im Stand auf dem Weihnachtsmarkt am Schrannenplatz in Neuburg und zuletzt erstmals auf der Schlossweihnacht im Hof des Residenzschlosses.
Und wieder reiner Zufall: Gleich im allerersten Jahr auf dem Weihnachtsmarkt besuchte die Gründerin der Kartei der Not, Ellinor Holland, den Stand. Sie hatte bei der Einweihung des vom Leserhilfswerk unserer Zeitung finanzierten Kinderplaneten im Neuburger Krankenhaus vom Stand der „Fleißigen Bienen“ erfahren und wollte ihnen dann unbedingt einen Besuch abstatten.
Das Team ist auf 23 Frauen angewachsen
Im Stand tat damals gerade Christine Schauwecker Dienst. Die heute 86-Jährige, die zuvor schon zehn Jahre für Unicef sozial aktiv gewesen war, ist quasi die Gründerin der „Fleißigen Bienen“. Sie begann mit einigen Frauen 2006 bei der Hutschau von Ute Patel-Mißfeldt auf deren Anregung hin ihr Engagement für die Kartei der Not, stark unterstützt vor allem auch von der damaligen Stadträtin Brigitte Bößhenz. „Ich hab mich schon immer irgendwie sozial engagiert, ich hab das gebraucht“, sagt Christine Schauwecker heute.
Vor gut sechs Jahren übergab sie das Kommando dann an Anne Siwig, die nun mit Angela Meilinger das auf 23 Frauen angewachsene Team zusammenhält. Die Jüngste von ihnen – und die Einzige in dieser Altersklasse – ist Angela Meilingers Tochter Amelie mit 24 Jahren. Das Gros ist zwischen 55 und 65 Jahre alt und einige, die teils bereits von Beginn an dabei sind, schon über 80 Jahre. „Wir sind ein guter, lustiger Haufen, das macht wirklich Spaß“, sagt Anne Siwig, die im Führungsduo eher der „Bettelvogt“ ist, während ihr Angela Meilinger als Computer-affine Büroarbeiterin zur Seite steht.
Dass die Kartei der Not nur im Verbreitungsgebiet der Zeitung hilft, ist für die „Fleißigen Bienen“ am wichtigsten
Mit ihrer ehrenamtlichen Arbeit vor allem zur Weihnachtszeit und in ihrem Café auf der Hutschau, die heuer wieder in Neuburg stattfindet, bei der Weinbörse, der Gesundheitsmesse sowie weiteren, spontanen Sommeraktionen haben die „Fleißigen Bienen“ mittlerweile 111.276,51 Euro an Spenden für die Kartei der Not gesammelt. Zu wissen, dass mit diesem Geld ausschließlich im Verbreitungsgebiet der Zeitung geholfen wird, ist den Frauen dabei das Wichtigste. „Denn auch bei uns gibt es genügend Hilfsbedürftige“, sagt Anne Siwig.
Und da gehe es oft um die Hilfe im Kleinen, wie etwa einen Schulranzen, um Dinge, die für viele ganz normal und für andere eine finanzielle Herausforderung sind. Einmal, erzählt sie, habe eine Frau für das Hutschau-Café drei Kuchen gespendet. Einfach so, aus Dankbarkeit, weil die Kartei der Not den Rollstuhl für ihre Tochter finanziert habe, was die Krankenkassen abgelehnt hätten. „Zu wissen, dass meine Plätzchen zum Beispiel einer alleinerziehenden Mutter einen Ausflug mit ihrem Kind ins Legoland ermöglicht haben, ist für mein Engagement Bestätigung genug“, sagt Angela Meilinger. „Ich brauche wegen meiner ehrenamtlichen Hilfe auch kein Feedback von außen. Ich muss es mir selbst geben können, weil ich ganz einfach helfen will“, ergänzt Anne Siwig.
Silberdistel als besonderes Zeichen der Wertschätzung für Neuburger Damenteam
Ein kleines, wenngleich auch ganz besonderes Zeichen der Wertschätzung ihrer ehrenamtlichen Arbeit bekommt das Damenteam nun in Form der Silberdistel überreicht. Damit zeichnet unsere Zeitung seit vielen Jahren Menschen aus, die sich in vorbildlicher Weise für andere und für unsere Heimat engagieren – wie eben die „Fleißigen Bienen“ aus Neuburg an der Donau.
Das ist die Silberdistel:
Auszeichnung: Mit der Silberdistel ehrt unsere Redaktion seit vielen Jahren Menschen aus der Region für ihr besonderes bürgerschaftliches Engagement.
Handwerk: Der Preis besteht aus einer Urkunde und einer kunstvoll in Silber gearbeiteten Distelblüte, die eigens in der „Alten Silberschmiede“ in Augsburg angefertigt wurde.
Vorschläge: Jede Leserin und jeder Leser kann Vorschläge für unsere Auszeichnung machen. Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner finden sich in unseren Lokalredaktionen. (AZ)