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Silberdistel: Auszeichnung für Klaus Schedele - den Herrn der Waagschale

Silberdistel

Auszeichnung für Klaus Schedele - den Herrn der Waagschale

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    Als Wiegemeister des Memminger Fischertagsvereins bestimmt Klaus Schedele (links), welche Forelle aus dem Stadtbach Königswürden verdient.
    Als Wiegemeister des Memminger Fischertagsvereins bestimmt Klaus Schedele (links), welche Forelle aus dem Stadtbach Königswürden verdient. Foto: Ralf Lienert

    Der traditionelle Memminger Fischertag, bei dem jedes Jahr tausende Besucher ausgelassen feiern, bedeutet für Klaus Schedele vor allem eines: viel Arbeit. Denn der 51-Jährige hilft hinter den Kulissen der Großveranstaltung mit, seit er ein junger Bursche war. Bei dem Heimatfest „jucken“ etwa 1200 Memminger Männer mit Holzgabelnetzen, die sie „Bären“ nennen, in den Stadtbach, um die Forellen darin zu fangen. Derjenige, der die schwerste erwischt, wird zum Fischerkönig gekrönt. Doch dazwischen hat Schedele diese Königsforelle in den Händen. Denn er protokolliert als Wiegemeister auf dem Marktplatz genau das Gewicht aller Fische, die dort mit der Hoffnung auf den Königsthron zum offiziellen Wiegen abgegeben werden. Ein wichtiges Amt, geht es dabei doch oft nur um ein paar Gramm. Als Anerkennung für sein ehrenamtliches Engagement bekommt Klaus Schedele nun die Silberdistel unserer Zeitung.

    Schedele ist praktisch hineingeboren in die Tradition

    Und das ist ihm eigentlich gar nicht recht. Denn er sieht sich nur als kleines Rädchen im Memminger Fischertagsverein, der jedes Jahr den Fischertag und im Vier-Jahres-Rhythmus die weit über die Region hinaus bekannten Wallenstein-Spiele ausrichtet. Annehmen will er die Silberdistel deshalb nur stellvertretend für alle, die im Verein ehrenamtlich aktiv sind – und sie dann in dessen Geschäftsstelle aufbewahren. „Nur so hat der Preis einen Sinn“, sagt er – und freut sich gleichwohl im Namen aller sehr über die Auszeichnung.

    Verdient hat er sie allemal, hilft er doch seit jungen Jahren im Verein überall da mit, wo man ihn „brauchen kann“. Ob als Stadelbeauftragter für den Fuhrpark, der bei den Fischertags- und Wallenstein-Umzügen zum Einsatz kommt, bei den historischen Theateraufführungen, beim Aufbau, Schmücken und wieder Aufräumen der verschiedenen Schauplätze der Heimatfeste – oder eben an der großen Waage neben dem Bassin auf dem Marktplatz, in das die etwa 120, 130 gewogenen Fische erst einmal gesetzt werden. Auch das fachgerechte Schlachten der Tiere übernimmt Schedele dann mit seinen Helfern, sobald die öffentliche Wiegeaktion zu Ende ist.

    Schedele ist einer, der praktisch hineingeboren wurde in die Tradition des Fischertags, dessen Geschichte bis in das Jahr 1572 zurückreicht. Waren doch sein Großvater Georg und sein Vater Heinz bereits Vereinsvorsitzende. Auch die Firma, die der Werbetechniker im Herzen der Memminger Altstadt führt, ging übrigens vom Großvater über den Vater in seine Hände.

    Selbst in den Bach „gejuckt“ ist Klaus Schedele, seit er sechs Jahre alt war. Damit war natürlich Schluss, als er vor elf Jahren den Platz an der Waage vom Vater übernahm. „Das hat mir überraschend wenig Schmerz bereitet“, sagt er – aber die Sehnsucht, mal wieder selbst mit dem Bären auf Fang zu gehen, sei schon da. Entschädigt wird er dafür mit den vielen glücklichen Gesichtern, in die er von seiner erhöhten Position aus schauen darf. „Es ist eine große Befriedigung zu sehen, wie viele tausend Menschen das Heimatfest genießen“, sagt er und schiebt mit einem Schmunzeln hinterher: „Obwohl es jedes Jahr das Gleiche ist.“

    Fischertag bedeutet für Schedele von Kindesbeinen an ein Wochenende, das von Donnerstag bis Montag von Arbeit geprägt ist. „Ich genieße es trotzdem sehr!“, betont er. Weil es für ihn zur Familientradition gehört, aber auch, weil ihm die Historie dahinter wichtig ist (der Brauch geht auf das Reinigen des Stadtbachs zurück). Und weil er mit seinem Engagement ein Stück Stadtgeschichte mitgestalten kann.

    "Ganz dicke Forellen im Bach und auf meiner Waage"

    Dem Gegenwind, den es seit mehreren Jahren von Tierschützern gibt, stellt er sich selbstbewusst. Er ist stolz darauf, dass trotz strenger Kontrollen von Amtstierärzten, die jedes Jahr am Bach unterwegs sind und das Treiben genau beobachten, bis heute noch kein einziger Verstoß gegen den Tierschutz festgestellt wurde.

    In diesem Jahr fallen allerdings sowohl der Fischertag als auch die Wallenstein-Spiele Corona zum Opfer. Umso mehr freut sich Schedele auf das nächste Jahr, weil da nämlich eines sicher sei: „Ganz dicke Forellen im Bach und auf meiner Waage.“

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