Liebe Frau Berger, in der Beziehungs-Komödie „Weißt du noch“ (10. Januar, ARD 20.15 Uhr) spielen Sie zusammen mit Günther Maria Halmer ein älteres Ehepaar, das sich auseinandergelebt hat und nur noch gegenseitig nervt. Privat haben Sie mit Ihrem Ehemann Michael Verhoeven eine andere Beziehung erlebt. Was haben Sie persönlich besser gemacht als die beiden Filmfiguren?
Senta Berger: Das Paar in unserem Film hat sich auseinander gelebt. Mein Mann und ich haben uns mit den Jahren immer mehr ,zusammengelebt‘. Wir haben uns sehr jung kennengelernt und sind miteinander erwachsen geworden und schließlich alt. Wir hatten von Anfang an dieselben Interessen, dieselben politischen Ansichten und denselben Humor. Es hätte auch anders kommen können.
Auch im Film gibt es Hoffnung. Mithilfe zweier Wunderpillen durchlebt das Paar die Höhen und Tiefen seines gemeinsamen Lebens noch einmal – von den glücklichen bis hin zu den schmerzhaften Momenten. Würden Sie auch so eine Pille nehmen, wenn es nötig wäre?
Berger: Ja, ich würde gerne noch einmal eintauchen in meine Jugendjahre, in denen der Anfang von so vielem liegt. Obwohl meine Erinnerungen auch ohne Pille jederzeit abrufbar sind. Die erste Verliebtheit, der erste Liebeskummer, meine Aufnahmeprüfung in die Schauspielschule, meine erste Vorstellung am Theater... Das alles ist mir sehr nahe.
Eine Kritikerin schrieb über den Film „Weißt du noch“, Sie und Halmer hätten sich in dieser widerborstigen Komödie die Seele aus dem Leib gespielt. War das ein großer Spaß, diesen Film zu drehen?
Berger: „Die Seele aus dem Leib“ - also, das ist sicherlich keine gute Beschreibung unserer Komödie und davon, wie wir sie umgesetzt haben. Der Autor hat Marianne und Günter (die Hauptpersonen, Anmerkung d. Redaktion) sehr fein gezeichnet und genau die Bosheiten, die sich im Laufe der Jahre eingeschlichen haben, werden nebenbei ausgesprochen und treffen dennoch ins Herz. Man kennt den anderen, besser als sich selber. Natürlich macht das Spaß, solche Figuren zu spielen. Ich hab mich jeden Tag auf‘s Drehen gefreut.
Im Mai feiern Sie Ihren 84. Geburtstag. Wenn Sie heute kurz innehalten und auf Ihr Leben zurückschauen, was sind dann Ihre ersten Gedanken?
Berger: Dass mich das Leben reich beschenkt hat. Dass ich dankbar dafür sein muss, es aber nicht immer bin. Dann ermahne ich mich selbst.
Und wenn Sie nach vorne schauen? Was erhoffen Sie sich noch in den nächsten Jahren?
Berger: Ich lasse alles auf mich zukommen. Ich hoffe, dass meine Familie gesund bleibt. Das ist das Wichtigste.
Sie haben mit 16 Jahren kurzerhand die Schule geschmissen, um Schauspielerin zu werden. Woher nahmen Sie die Kraft für diese mutige Entscheidung, das Ungewisse zu wagen?
Berger: Aus der vollkommenen Unwissenheit. Es ist gut ausgegangen. Aber ich rate so pubertäre Entscheidungen niemandem.
Diese Entscheidung war aber wohl rückblickend gesehen die richtige. Gab es auch eine wichtige Entscheidung, die Sie bereut haben?
Berger: Nein.
Und was war die beste Entscheidung Ihres Lebens?
Berger: Aus Hollywood wegzugehen, eine eigene Filmfirma zu gründen, die Sentana, und mit meinem Mann eigene Filme zu drehen.
Zur Person: Senta Berger, 83, spielte seit den 1960er-Jahren neben Stars wie Alain Delon in vielen internationalen Filmproduktionen und stand auf den wichtigsten Theaterbühnen Europas. In Bayern liebt man sie für ihre Rolle in „Kir Royal“. Ihr Mann Michael Verhoeven starb im April 2024 mit 85 Jahren. Mit ihm hat Berger zwei Söhne.
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