Morgens der Sprung ins kühle Wasser, abends den Sonnenuntergang auf der Terrasse genießen – der Traum vom Haus am See lebt in vielen Köpfen. Doch für die meisten bleibt er unerreichbar. Grundstücke in Seenähe sind häufig über Generationen im Familienbesitz und kommen nur selten auf den Markt. Wenn doch, dann zu horrenden Preisen. Wer am Bodensee, Chiemsee oder Tegernsee nach einem Haus oder einer Wohnung in Seenähe sucht, muss mit mindestens 5000 Euro pro Quadratmeter rechnen.
Tegernsee: Preise jenseits der 10.000-Euro-Marke
Das zeigt der neue „See-Report“ der Frankfurter Firma Von Poll Immobilien. Die Analystinnen und Analysten wählten 23 bekannte Seen aus, untersuchten Immobilien-Verkäufe im ersten Halbjahr 2024 (innerhalb eines fünf-Kilometer-Radius um das Ufer) und verglichen die Preise miteinander. Fazit: Nirgendwo in Deutschland sind Häuser und Wohnungen in Seenähe so teuer wie im Alpenvorland. Am bilderbuchschönen Tegernsee etwa kostet ein Quadratmeter so viel wie ein Kleinwagen. In Thüringen hingegen bekommt man für denselben Preis beinahe das komplette Wohnzimmer dazu.
Das sind die teuersten und günstigen Seeregionen Deutschlands
So führt der Tegernsee das Ranking der teuersten Wohnlagen an. Hier wurde Wohnraum im Durchschnitt für 10.223 Euro pro Quadratmeter verkauft – ein klassisches Einfamilienhaus (150 Quadratmeter) hätte folglich rund 1,5 Millionen Euro gekostet. Zum Vergleich: In Bayern liegt der Quadratmeterpreis normalerweise im niedrigen vierstelligen Bereich.
Laut dem Portal Immoscout24 beläuft er sich derzeit auf durchschnittlich 3770 Euro für Häuser und 3443 Euro für Wohnungen. In Städten wie München oder Augsburg sind die Preise jedoch erheblich höher – für München nennt Immoscout24 etwa 7800 Euro pro Quadratmeter. Trotzdem: Wer auf den Tegernsee verzichtet und in anderen Regionen des Freistaats ein Haus kaufen möchte, könnte statistisch gesehen mehr als doppelt so viel Fläche für denselben Preis erhalten.
Die hohen Preise sind es offenbar Prominenten wie Julian Nagelsmann oder Uli Hoeneß wert. Aber auch Politiker wie Friedrich Merz (CDU) wollen nicht auf den Traum vom Haus am See verzichten. Der aktuelle Kanzlerkandidat soll seit Längerem eine Villa als Zweitwohnsitz in Gmund besitzen.
Grundstücke an oberbayerischen Seen sind wie Goldgruben
Auf Platz zwei im Ranking folgt der Starnberger See mit seiner attraktiven Nähe zu München. Wer in die Nachbarschaft des thailändischen Königs Rama X. (Tutzing), Peter Maffay und Co. ziehen möchte, muss tief in die Tasche greifen. Hier berechneten die Makler einen Durchschnittspreis von 8001 Euro/qm. Auch der Königssee inmitten der Berchtesgadener Alpen (Platz 3) und der Ammersee (Platz 4) spielen preislich in der obersten Liga mit.
Was in dem Bericht auffällt: Sieben der zehn teuersten Seeregionen befinden sich in Alpennähe. Zwei liegen dafür in Großstädten. So sollen am östlichen Ufer des Wannsees noch einige Wohnimmobilien zum Verkauf stehen, schreibt der Berliner Geschäftsstellenleiter von Von Poll Immobilien. Hier dürfen Interessenten von Preisen um rund 5800 Euro/qm oder mehr ausgehen.
Haus am See in Nürnberg, Hamburg und Berlin kaufen: So sind die Preise
Etwas günstiger wird es am Öjendorfer See bei Hamburg (4715 Euro). Ein interessanter Gegensatz zeigt sich am Brombachsee in Mittelfranken: Trotz seiner Lage südlich von Nürnberg, etwa eine Autostunde entfernt, bleibt der Preis für ein Einfamilienhaus mit 150 Quadratmetern mit rund 570.000 Euro – relativ gesehen – erschwinglich.
Die Angebotsdauer beträgt im Schnitt nur wenige Wochen.
Raphaela Hübner, Geschäftsstellenleiterin bei Von Immobilien, Konstanz am Bodensee
Wer sich nun bei Portalen wie Immoscout24 oder Immowelt nach Angeboten umsieht, wird jedoch feststellen, dass viele der genannten Seen nur wenige Einträge aufweisen. Maklerin Raphaela Hübner von Von Poll Immobilien überrascht das nicht: „Wenn doch mal eine Immobilie in erster See-Reihe zum Verkauf steht, beträgt die Angebotsdauer im Schnitt nur wenige Wochen.“ Oft wechseln solche Objekte den Besitzer, ohne dass sie öffentlich inseriert werden. Geduldige Interessenten sollten daher Suchprofile anlegen oder sich mit Häusern in zweiter Reihe begnügen, empfiehlt das Unternehmen.
Reihenhaus am See in Thüringen für eine halbe Million Euro
Ein Lichtblick für Sparfüchse bieten Gewässer in Ostdeutschland. So lockt die Bleilochtalsperre, einer der schönsten Stauseen des Landes und berühmt für seine hervorragenden Tauch- und Wassersport-Bedingungen, mit durchschnittlichen Quadratmeterpreisen von rund 1600 Euro. Das ist günstiger als viele bayerische Wohnimmobilien.
Für abenteuerlustige Investorinnen und Investoren gibt es sogar ein besonderes Angebot: Gemäß einer Anzeige auf Ebay Kleinanzeigen steht in Saalburg-Ebersdorf ein Hotelkomplex aus den 1980er-Jahren für 1,8 Millionen Euro zum Verkauf – Seeblick auf die Talsperre und 80 Betten inklusive.
Übrigens: Nachdem die Preise am Immobilienmarkt länger gefallen sind, beginnen sie wieder zu steigen. Dafür fallen die Zinsen. Ob jetzt der beste Kaufzeitpunkt ist, erfahren Interessenten hier.
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