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Schule: Das Gymnasium ist nicht immer die beste Lösung

Schule

Das Gymnasium ist nicht immer die beste Lösung

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    Das Gymnasium endet mit dem Abitur - aber nicht für alle Schüler, die einst dort anfingen.
    Das Gymnasium endet mit dem Abitur - aber nicht für alle Schüler, die einst dort anfingen. Foto: Silas Stein, dpa

    Wer Abitur macht, dem oder der steht eine große akademische Laufbahn offen, nach dem Besuch der Mittelschule fällt der berufliche Erfolg eine deutliche Nummer kleiner aus. Solche Klischees halten sich hartnäckig, obwohl die Aufstiegschancen für Mittel- und Realschüler mit anschließender Ausbildung nie besser waren, obwohl tausende Fachkräfte im Handwerk gesucht werden. Noch immer wechseln rund 40 Prozent der Kinder in Bayern nach der Grundschule ans Gymnasium. Doch die Statistik zeigt: Wenige Jahre später sind mehrere tausend von ihnen schon wieder weg. 

    Derzeit laufen die Einschreibungen an den weiterführenden Schulen, seit Anfang Mai wissen Viertklasskinder und Eltern, für welche Schulart der Notenschnitt reicht. Am Ende dürfte die Verteilung ähnlich sein wie im laufenden Schuljahr – über die gesamte letzte Dekade hinweg hat sich daran kaum etwas geändert. Die Zahl der Viertklässler, die an ein Gymnasium wechselten, lag zuletzt bei 41 Prozent. 28 Prozent gehen auf die Realschule, genauso viele auf die Mittelschule. Die übrigen wiederholen die vierte Klasse oder besuchen eine andere Schulart, etwa eine Förderschule. Allerdings wird nicht nur in der fünften Klasse dokumentiert, wie sich die Schüler verteilen, sondern auch in der achten. Und da gleichen sich die Zahlen immer weiter an.

    Ein Drittel Mittelschule, ein Drittel Realschule, ein Drittel Gymnasium

    Im vergangenen Schuljahr sah das so aus: 30 Prozent der Achtklässler besuchten die Mittelschule, 31 Prozent die Realschule und nur mehr knapp 33 Prozent ein Gymnasium. Ziemlich genau gedrittelt also. Dabei verläuft die Schullaufbahn eher nach unten als nach oben. Das Landesamt für Statistik beleuchtet diese Langzeit-Entwicklung in seinem Bildungsbericht – zuletzt erschienen 2021. Ein Drittel der Schulartwechsel seien "aufsteigende Wechsel", heißt es darin. Zwei Drittel der Jugendlichen wandern nach unten, meist vom Gymnasium an die Realschule oder von der Realschule an die Mittelschule.

    Dass das nicht mit schlechteren Berufsaussichten einhergeht, bestätigt Wolfgang Hatz, Präsident der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (vbw): "Für uns geht es nicht darum, wie viel Prozent eines Jahrgangs das Gymnasium besuchen", sagt er unserer Redaktion. "Es geht darum, die Jugendlichen so zu beraten, dass sie die Schulform wählen, die zu ihren Stärken und Zielen passt." Er fordert, im Lehrplan noch stärker Angebote zur Berufs- und Studieninformation zu verankern. Diese sollen nach dem Willen der vbw verbindlich kontrolliert werden – auch in der Grundschule. Dort gehe es darum, zu vermeiden, dass sich Rollen- oder Geschlechterklischees in den Köpfen der Kinder festsetzen, die sich dann auf die Schul- und Berufswahl auswirken könnten.

    Unterallgäu: Guter Mittelstand, viele Mittelschüler

    Übrigens gibt es auch Regionen, in denen die Übertrittszahlen deutlich vom bayerischen Schnitt abweichen, etwa das Unterallgäu: Kontinuierlich wechseln dort mehr als 40 Prozent der Viertklässler an die Mittelschule, "nur" um die 25 Prozent ans Gymnasium. Schulamtsleiter Bertram Hörtensteiner sieht die Zahlen positiv: "Jeder klagt, dass die Betriebe zu wenig Nachwuchs haben und zu viele junge Menschen ein Studium wählen. Wir haben hier einen starken Mittelstand, sind eine florierende Wirtschaftsregion mit vielen Beschäftigungsmöglichkeiten. Und offensichtlich sehen die Familien diese Chance." 

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