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Schule: Coronavirus: So lief der Unterricht mit Maske ab

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Coronavirus: So lief der Unterricht mit Maske ab

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    Im Unterricht darf die Maske nun auf den Tisch gelegt werden. In den ersten beiden Schulwochen mussten Schüler auch am Sitzplatz im Klassenzimmer eine Maske tragen.
    Im Unterricht darf die Maske nun auf den Tisch gelegt werden. In den ersten beiden Schulwochen mussten Schüler auch am Sitzplatz im Klassenzimmer eine Maske tragen. Foto: Marijan Murat, dpa

    In den vergangenen Tagen habe er oft in verschwitzte Gesichter geblickt. Wobei: Das ganze Gesicht seiner Schüler konnte er eigentlich gar nicht sehen. Und auch nicht, ob er gerade angelächelt wurde oder ob der Schüler gelangweilt gähnte, weil ihn das, was da gerade an der Tafel stand, einfach überhaupt nicht interessierte. „Für mich war es wirklich schlimm“, sagt der Mittelschullehrer aus dem Landkreis Augsburg. Seinen Namen möchte er lieber nicht in Berichten lesen.

    Schlimm – das ist also das Fazit des Pädagogen nach den ersten zwei Wochen dieses neuen Schuljahres, das so anders war als sonst. Denn in diesen beiden Wochen mussten alle Schüler an den weiterführenden Schulen in Bayern und ihre Lehrer Masken im Unterricht tragen. Und das habe massive Auswirkungen auf die Arbeit mit den Jugendlichen, klagt der Pädagoge: „Man kann gar nicht sehen, wie es den Schülern überhaupt geht. Und gerade an der Mittelschule leben wir von diesem persönlichen Kontakt zwischen Schüler und Lehrer.“ Hinzu komme: Die Maske sei sehr schnell feucht geworden, wenn er lauter gesprochen habe. „Und außerdem ist es für mich als Lehrer wichtig, meine Mimik einzusetzen. Das ging aber mit der Maske nicht.“

    Jetzt tritt der Drei-Stufen-Plan in Kraft

    Das, was dem Mann in den vergangenen Tagen so zu schaffen machte, ist nun vorbei – zumindest für den Moment. Ab Montag müssen im Unterricht keine Masken mehr getragen werden, auf dem Schulgelände aber schon. Mit dem Wegfall der Maskenpflicht, tritt nun ein Drei-Stufen-Plan in Kraft.

    Das bedeutet: Bleibt in einem Landkreis die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen unter 35, können Schüler an ihrem Sitzplatz die Maske abnehmen (Stufe 1). Steigt der Wert auf 35 bis unter 50, gilt die Maskenpflicht für Schüler - außer Grundschüler - auch im Unterricht am Sitzplatz, falls ein Mindestabstand von anderthalb Metern dort nicht möglich ist (Stufe 2). Bei einer Sieben-Tage-Inzidenz ab 50 gilt die Maskenpflicht am Sitzplatz im Klassenzimmer für alle Jahrgangsstufen (Stufe 3). Zudem würden Klassen geteilt, es gäbe wieder einen Wechsel zwischen Präsenz- und Distanzunterricht. Allerdings: Die bei den Stufen 2 und 3 genannten Schwellenwerte lösen nicht automatisch die vorgesehenen Maßnahmen aus – sie dienen zunächst als Orientierungshilfe für die Entscheidungsträger vor Ort. Der Kultusminister ist zufrieden.

    Bayerns Kultusminister Michael Piazolo ist – anders als so mancher Lehrer – mit den ersten beiden Schulwochen zufrieden. „Der Start ist gelungen. Unser Ziel war es, in den Regelunterricht zu kommen, und das hat funktioniert“, sagt er am Freitagmorgen in einer Pressekonferenz. Er wisse aber natürlich auch, dass das Virus schwer berechenbar sei, das Infektionsgeschehen mache natürlich auch vor Schulen nicht halt. „Deswegen war der vorsichtige Start richtig“, sagt Piazolo. „Der Zweck der Maskenpflicht war, das Risiko durch Reiserückkehrer abzufangen.“ Der Minister schiebt dann aber noch hinterher: „Die Maskenpflicht war sinnvoll – aber auch eine Belastung.“

    Ganz ähnliche Worte findet Simone Fleischmann, Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes: „Es ist immens belastend, mit Maske zu unterrichten“, sagt sie im Gespräch mit unserer Redaktion. „Es ist einfach kein normaler Unterricht.“ Für Lehrer sei die Belastung besonders groß, weil sie ja immer in Aktion seien, man bewege sich viel, spreche laut. Doch derlei Einschränkungen seien in Zeiten wie diesen eben schwer zu vermeiden, meint Fleischmann. „Wir leben in einer Pandemie. Der Gesundheitsschutz steht an erster Stelle“, sagt sie.

    Viele Lehrer empfinden die Maske im Unterricht als Zumutung

    Und längst haderten nicht alle Pädagogen mit dem Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes. Es gebe auch viele Lehrer, die immer noch lieber zum Schutz der Schüler und der Lehrkräfte mit Maske unterrichten würden als wieder auf den Präsenzunterricht verzichten zu müssen. Aber, das räumt Fleischmann auch ein, es gebe auf anderen Seite natürlich auch viele Pädagogen, die das Tragen einer Maske als extreme Zumutung empfänden.

    Wie sehr sich der Arbeitsalltag der Lehrer verändert hat, wird im Gespräch mit einer Augsburger Gymnasiallehrerin deutlich: „Ich fand es sehr anstrengend, mit Maske zu unterrichten, weil ich lauter als sonst reden musste und die Schüler schlechter verstanden habe“, sagt die junge Frau. Wegen der Maske habe sie außerdem sehr geschwitzt – zumal es in den ersten beiden Schulwochen mitunter noch beinahe sommerliche Temperaturen gab. „Hinzu kam, dass nonverbale Maßnahmen bei Unterrichtsstörungen kaum mehr Wirkung zeigten und ich den ,Schwätzer’ schlechter identifizieren konnte.“ Auch beim Lernen der Namen von neuen Schülern habe sie sich schwerer getan als sonst. Aber nicht nur sie selbst hatte mit der neuen Situation zu kämpfen. „Auch die Schüler haben sich sehr beklagt.“

    Weniger Gruppenarbeit in den Klassen

    Das alles ist nun – jedenfalls solange die Infektionszahlen nicht steigen – vorbei. Aber natürlich gebe es weiterhin Einschränkungen, das schulische Leben habe sich in der Pandemie sehr verändert, sagt Kultusminister Piazolo. „Wir achten etwa darauf, dass es nicht zu viel Gruppenarbeit gibt. Das ist ein Rückfall, manches pädagogisch Wertvolle lässt sich aber nicht mit dem Rahmen-Hygieneplan vereinbaren.“

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