Sie waren einmal unter Feinschmeckern und Gelegenheits-Gourmets in ganz Europa bekannt: Schuhbecks Südtiroler Stuben, das Restaurant am Münchner Platzl, in dem der frühere Sternekoch seine Gäste empfing. Jetzt sitzt der 74-Jährige in Haft und sein Lokal ist mehr als ein Jahr nach Ende des Mietvertrags noch immer nicht neu belegt. Dabei gibt es zwei prominente Bewerber.
Die Räume in der Nähe des Viktualienmarktes gehören dem Staat, die "Immobilienverwaltung Freistaat Bayern" kümmert sich auch um die Neuvergabe. Geschäftsführer Gerhard Reichel sagt auf Anfrage, dass der Rückbau der Räumlichkeiten zwar zwischenzeitlich abgeschlossen ist, die Nachnutzung aber "mit umfassenden baulichen Planungen und Maßnahmen verbunden. Die Konzepte werden derzeit noch weiter entwickelt und abgestimmt."
Für den Einzug in das historische Ensemble, das sich über zwei Hausnummern erstreckt, interessiert sich sowohl das weltberühmte Münchner Hofbräuhaus als auch die Bayerische Staatsoper. Das Hofbräuhaus, das nach eigenen Angaben mehr als 100 Stammtische beherbergt, möchte seinen Betrieb mit dem Schuhbeck-Gebäude erweitern. Die Staatsoper will ihrer Platznot ein Ende machen, mit neuen Büros und Proberäumen etwa. Sprecherin Annette Baumann ist über die Planungen auf dem neuesten Stand.
Elektrik und Brandschutz in Schuhbeck-Lokal müssen erneuert werden
Nach der Aufgabe des Restaurants Ende 2022 hat sich ihren Informationen zufolge gezeigt, dass ein kompletter Rückbau der Restauranträume und der Küche erforderlich war. Die Ausstattung sei nicht mehr zeitgemäß gewesen und habe nicht den aktuellen Bau- und Sicherheitsvorschriften entsprochen. Die gesamte Elektrik, die Belüftung und der Brandschutz müssen demnach neu gemacht werden.
Dem Vernehmen nach ist denkbar, dass gleich zwei Pläne auf einmal umgesetzt werden, Räume für Staatsoper und Staatsballett genauso wie eine kleine gastronomische Nutzung. Damit würde eine lange Tradition fortgesetzt, denn am Platzl mit seinen prächtigen Bürgerhäusern waren schon deutlich vor dem Jahr 1900 sowohl Gasthäuser als auch die Kleinkunst- und Kabarettszene Münchens fest verankert.
Der wegen Steuerhinterziehung inhaftierte Promikoch Alfons Schuhbeck hatte sich am Platzl ein Gastroimperium aufgebaut – mit zwei Restaurants, Eisdiele und Gewürzladen. Seit August 2023 verbüßt er seine Strafe, erhielt wegen guter Führung jüngst die ersten Hafterleichterungen. Schuhbeck sitzt seit Februar in der JVA Rothenfeld ein, einer Außenstelle der Justizvollzugsanstalt Landsberg. Dort bleiben die Zellen untertags länger offen, eine hohe Mauer oder einen Sicherheitszaun gibt es nicht. Einmal im Monat darf der Koch die Anstalt für ein paar Stunden verlassen.