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Langweid: Wie kaltblütig der mutmaßliche Täter Gerhard B. vorging

Langweid

Schüsse in den Kopf: So kaltblütig ging der mutmaßliche Dreifachmörder von Langweid vor

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    Die Details der mutmaßlichen Dreifachmordes in Langweid zeigen, wie kaltblütig der Täter vorgegangen ist.
    Die Details der mutmaßlichen Dreifachmordes in Langweid zeigen, wie kaltblütig der Täter vorgegangen ist. Foto: Marcus Merk

    Unter einer guten Nachbarschaft stellt man sich etwas anderes vor als das, was in dem Haus in der Schubertstraße in Langweid geherrscht hat. Seit fünf Jahren kam es zwischen Gerhard B. und anderen Bewohnern des Mehrfamilienhauses immer wieder zu Streitereien. Es gab Beleidigungen, Bedrohungen und Rangeleien. Was genau am Freitag vorfiel, ist bislang unklar. Doch dieses Mal endete der Streit in einer Bluttat, die an Grausamkeit schwer zu überbieten ist.

    Recherchen unserer Redaktion ergeben jetzt ein detaillierteres Bild. Nach den Erkenntnissen der Ermittler ist der 64-jährige Gerhard B. mit äußerster Kaltblütigkeit gegen seine Nachbarn vorgegangen. Nachdem wegen eines Streits am Nachmittag kurz nach 17 Uhr bereits eine Polizeistreife vor Ort gewesen war, flammte der Ärger zwei Stunden später wieder auf. Doch dieses Mal nahm Gerhard B. eine Waffe mit. Er ist Sportschütze, hat eine Waffenerlaubnis und besitzt laut Polizei mehrere Waffen legal.

    Der 64-jährige Mann, der im Landkreis Augsburg drei Menschen erschossen und zwei weitere schwer verletzt haben soll, soll noch am Wochenende dem Ermittlungsrichter vorgeführt werden. Dies sagte ein Sprecher der Polizei am Samstagmorgen
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    Ein Mann hat in Langweid am Freitagabend drei Menschen erschossen und zwei weitere schwer verletzt. In der Nachbarschaft herrscht Trauer und Fassungslosigkeit.

    Mutmaßlicher Dreifachmörder von Langweid schoss durch die Wohnungstür

    Nach einem kurzen Wortwechsel mit dem Nachbars-Ehepaar im ersten Stock soll er im Treppenhaus des Vier-Parteien-Hauses den Ermittlungen zufolge unvermittelt eine Pistole gezogen und abgedrückt haben. Nach Informationen unserer Redaktion aus Ermittler- und Justizkreisen soll B. nicht wahllos geschossen haben, sondern ganz gezielt in den Kopf seiner Opfer. Der 52 Jahre alte Mann und seine 49 Jahre alte Frau starben an Ort und Stelle.

    Danach ging der bewaffnete B. nach den Erkenntnissen der Ermittler ins Erdgeschoss des Hauses. Wie sich die nächste Tat genau zugetragen hat, ist nicht ganz klar. Ob B. klingelte, ob jemand die Tür geöffnet hat oder nicht, ist derzeit noch nicht bekannt. Fakt ist aber, dass er durch die Wohnungstür der Nachbarn feuerte und dabei die 72-jährige Bewohnerin ebenfalls im Kopf traf. Auch sie starb an den schweren Verletzungen.

    Gerhard B. klingelt am zweiten Tatort in Langweid an der Tür – und schießt los

    Aber Gerhard B. machte einfach weiter. Als ob er sich wegen der Streitigkeiten auf einem Rachefeldzug wähnte, fuhr er nach den Erkenntnissen der Kripo ein paar hundert Meter zu einem Haus im Hochvogelweg in Langweid. Dort wohnt der Sohn der getöteten 72-Jährigen mit seiner Partnerin und offenbar traf auch diese Menschen der unbändige Hass von Gerhard B.

    Nach unseren Informationen aus Ermittlerkreisen klingelte der 64-Jährige dort an der Wohnungstür. Das Paar öffnete sogar, soll aber bemerkt haben, dass B. eine Waffe bei sich hat und schloss die Tür sofort wieder. Der Sportschütze feuerte daraufhin durch die geschlossene Tür. Der 44-jährige Mann und seine 32 Jahre alte Partnerin wurden beide getroffen und verletzt. Sie kamen in ein Krankenhaus. Lebensgefahr bestand nicht.

    Drei Tote in Langweid: Mutmaßlicher Täter macht Jungen zum Waisen

    Durch die grausame Tat soll B. nicht nur drei Menschenleben ausgelöscht, sondern auch einen Jungen kaltblütig zum Waisen gemacht haben. Das getötete Ehepaar hat einen Sohn im Teenager-Alter. Die Polizei bestätigt, dass ein Minderjähriger, dessen Eltern bei der Gewalttat gestorben sind, sich derzeit bei Familienangehörigen befinde und professionell betreut werde. Zum Zeitpunkt der Tat war der Junge nicht zuhause. Die Polizei suchte ihn und schirmte ihn ab. Auch der Sohn der getöteten 72-Jährigen hat Kinder. Ihnen hat Gerhard B. mit seiner Tat die Oma genommen.

    Der mutmaßliche Dreifachmörder fuhr nach der Tat mit dem Auto weg. Er wurde aber im Langweider Ortsteil Foret von der Polizei aufgehalten und festgenommen – gegen 19.45 Uhr, etwa eine halbe Stunde nach den ersten Schüssen. Gerhard B. wurde am Samstagnachmittag der Haftbefehl eröffnet. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Heimtücke und niedrige Beweggründe vor. Die Schüsse durch die Tür auf das jüngere Ehepaar werten die Ankläger als versuchten Mord. Nach unseren Informationen ist der 64-Jährige nicht vorbestraft.

    Der Augsburger Rechtsanwalt Walter Rubach hat B.s Verteidigung übernommen, wie er unsere Redaktion bestätigte. Zur Sache will Rubach derzeit aber nichts sagen.

    Alle Neuigkeiten und Entwicklungen zum mutmaßlichen Dreifachmord in Langweid finden Sie hier.

    Hören Sie sich dazu auch unseren Podcast "Augsburg, meine Stadt" mit dem Strafverteidiger Walter Rubach an – unter anderem zu der Frage: "Warum verteidigen Sie Mörder und Sexualstraftäter?" Die Folge können Sie sich hier anhören:

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