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Schloss Neuschwanstein: Sanierung im Füssener Märchenschloss abgeschlossen

Neuschwanstein

Feinschliff fürs Märchenschloss

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    In wenigen Wochen ist die seit 2017 laufende Sanierung des Märchenschlosses im Allgäu abgeschlossen. Das Arbeitszimmer von Ludwig II. ist inzwischen wieder zugänglich.
    In wenigen Wochen ist die seit 2017 laufende Sanierung des Märchenschlosses im Allgäu abgeschlossen. Das Arbeitszimmer von Ludwig II. ist inzwischen wieder zugänglich. Foto: Benedikt Siegert

    Es dampft und staubt neben Siegfried, dem Drachentöter. Als ein dünner Schmierfilm die Kalksteinsäule hinunterrinnt, greift David Ohnmeiß zu seinem Schwamm. Er tupft die Schmutzbrühe vorsichtig ab. Darunter kommt ein strahlend weißer Belag hervor. Der Restaurator steht an diesem Morgen im dritten Obergeschoss von Schloss Neuschwanstein. Seit 7 Uhr früh bearbeitet er schon mit seinem Dampfstrahler die Steinsäulen neben dem Gemälde, das eine Szene des Nibelungenlieds zeigt.

    Man könnte es als den letzten Feinschliff für das Märchenschloss bezeichnen. Denn nach sieben Jahren geht die erste umfassende Sanierung seit der Erbauung auf Neuschwanstein zu Ende. Das letzte verbliebene Gerüst wird bereits in den kommenden Wochen aus den Prunkräumen verschwinden. „Wir liegen damit voll im Zeit- und Kostenrahmen“, sagt Schlossverwalter Christian Luksch. Über 20 Millionen Euro ließ sich der Freistaat Bayern das Projekt kosten.

    Im Fünf-Minuten-Takt gibt es Führungen durch das Märchenschloss

    In den vergangenen Wochen waren die Arbeiten in der Wohnung König Ludwigs abgeschlossen worden. Inzwischen werden dort wieder im Fünfminutentakt die 45-köpfigen Besuchergruppen durchgeführt. Über Monate hatten sich Gäste auf Neuschwanstein mit Videos begnügen müssen, die etwa das Schlafzimmer Ludwigs zeigten. Jetzt ist die Patina vom Eichenholz verschwunden. „Lediglich die blauen Vorhänge fehlen noch, sie werden gerade in einer Textilwerkstatt aufbereitet“, sagt Luksch. Nur noch kosmetische Maßnahmen seien es, die in den kommenden Wochen anstünden.

    So etwa im Foyer des Thronsaals, wo Restaurator David Ohnmeiß seine Stehleiter gerade an die Kalksäule stellt. Ob die Arbeit hier auf Neuschwanstein was Besonderes sei? Ohnmeiß schiebt seine Brille zurecht und sagt: „Das hier ist keine Baustelle wie jede andere.“ Man arbeite nur mit den hochwertigsten Materialien. Ludwig II. sei bei der Ausstattung seines Schlosses keine Kompromisse eingegangen. Dementsprechend kostbar sind die Objekte, mit denen er es zu tun hat und entsprechend groß ist seine Verantwortung.

    Restaurator David Ohnmeiß nimmt im Foyer des Thronsaals mit dem Gemälde aus der Nibelungensage die letzten Handgriffe vor.
    Restaurator David Ohnmeiß nimmt im Foyer des Thronsaals mit dem Gemälde aus der Nibelungensage die letzten Handgriffe vor. Foto: Benedikt Siegert

    Doch der größte Teil der Arbeit ist bereits vollbracht. Nachdem Ohnmeiß bereits am Konzept für die erste umfassende Sanierung Neuschwansteins mitgearbeitet hatte, darf er jetzt ganz zum Schluss nochmals selbst Hand anlegen. „Meine Arbeitstage beginnen um 7 Uhr und dauern zurzeit bis 21 Uhr“, sagt er. Die sechs Stunden vor Öffnung und nach Schließung des Schlosses nutzt er, um an Stellen zu arbeiten, die in der Führungslinie liegen. Denn besonders macht die Sanierung Neuschwansteins auch, dass der Besucherbetrieb während der vergangenen sieben Jahre weiterging.

    Maximal 35 Teilnehmer dürfen pro Tour durch Neuschwanstein geführt werden

    „Der Wahnsinn ist bei uns Normalität“, sagt Schlossverwalter Luksch. In der Zeit der Bauarbeiten war nämlich der siebzigmillionste Besucher begrüßt worden. Rund eine Million Menschen pro Jahr wollten Neuschwanstein zuletzt von innen sehen – trotz der Sanierungsarbeiten. Beschwerden seien wegen der Einschränkungen kaum aufgetreten. Auch die Reduzierung der Gruppengrößen habe sich bewährt und sei nach der teuren Sanierung schlicht notwendig.

    Denn all die Gäste, die seit 1886 auf Neuschwanstein strömten, haben Spuren hinterlassen. An den Kalksteinsäulen etwa hatte sich viel Schmutz von Straßenschuhen gesammelt. Auch der Drache Lindwurm im Treppenhaus glänzte zuletzt nur noch speckig. Restaurator Ohnmeiß hat sich ihm in der Zwischenzeit gewidmet. Sein Arbeitstag begann neben dem Gemälde des Siegfried und er wird enden neben dem Ungeheuer, das der Held in der Nibelungensage schließlich tötet. Keine Baustelle wie jede andere eben.

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