Startseite
Icon Pfeil nach unten
Bayern
Icon Pfeil nach unten

Schäftlarn: S-Bahn-Unfall bei München: Lokführer soll rotes Signal überfahren haben

Schäftlarn

S-Bahn-Unfall bei München: Lokführer soll rotes Signal überfahren haben

    • |
    Die aufeinander geprallten S-Bahnen an der Unfallstelle in der Nähe des Bahnhofes Ebenhausen-Schäftlarn bei München.
    Die aufeinander geprallten S-Bahnen an der Unfallstelle in der Nähe des Bahnhofes Ebenhausen-Schäftlarn bei München. Foto: Matthias Balk, dpa

    Die Unfallursache ist drei Tage nach dem S-Bahn-Unglück noch unklar. Die beiden mit 95 Menschen besetzten Bahnen waren am Montagnachmittag im Berufsverkehr auf eingleisiger Strecke frontal zusammengestoßen. Ein 24-jähriger Fahrgast wurde getötet. Er wurde am Mittwoch obduziert. Es gab 18 Verletzte. Davon wurden sechs Personen schwer verletzt, unter anderem die beiden Lokführer.

    Noch am Mittwoch lagen neben den Gleisen Trümmer, darunter herausgerissene S-Bahn-Türen, Sitzpolster, Teile der Seitenverkleidung und Elektronik. Die Aufräumarbeiten nach dem S-Bahn-Unglück bei Schäftlarn laufen weiter auf Hochtouren. Am Donnerstag begann die Bergung der beiden havarierten S-Bahnen. Zunächst offen war, inwieweit der Sturm in Bayern die Arbeiten behinderte.

    Lokführer soll Haltesignal überfahren haben – Staatsanwaltschaft und Polizei ermitteln

    Der Leiter der Verkehrspolizei des Polizeipräsidiums München Steffen Küpper sagte, nach derzeitigem Stand der Ermittlungen wurde auf der eingleisen Strecke in Fahrtrichtung München rotes Signal angezeigt. Darüber hinaus wolle man sich nicht an Spekulationen zur Unfallursache beteiligen. Es seien zahlreiche Speichermedien wie die Fahrtenschreiber sichergestellt worden. Eine Ermittlungsgruppe namens "S-Bahn" mit acht Mitgliedern sei gebildet worden. In den nächsten Tagen könne die Bahnstrecke wieder freigegeben werden.

    Nach Polizeiangaben fuhr eine der beiden S-Bahnen, die S 7, von Wolfratshausen kommend in Richtung München. Lokführer war dabei ein 54-Jähriger aus dem Bereich Fürstenfeldbruck. Am Bahnhof Ebenhausen kam es zu einem regulären S-Bahn-Halt, bei dem ein Fahrgastwechsel erfolgte. Anschließend fuhr der 54-Jährige mit der S-Bahn weiter in Richtung München. Dabei wurde den Angaben zufolge vermutlich ein Haltezeichensignal überfahren.

    Zum gleichen Zeitpunkt fuhr ein 21-jähriger Lokführer mit einem anderen Zug der Linie S 7 auf demselben Gleis in die entgegengesetzte Richtung auf den Bahnhof Ebenhausen zu. Er bekam wegen des ihm entgegenkommenden S-Bahn-Zuges ein Haltesignal, was dazu führte, dass er seine S-Bahn der Polizei zufolge abbremste. Auch der entgegenkommende 54-jährige Lokführer soll eine Schnellbremsung eingeleitet haben. Für einen Stillstand beider Züge reichte es demnach jedoch nicht mehr, sodass es zum Zusammenstoß kam.

    Staatsanwaltschaft führt einen der beiden Zugführer als Beschuldigten

    Anne Leiding, Oberstaatsanwältin der Staatsanwaltschaft München I, betonte, die Ermittlungen seien sehr umfangreich und würden mit Hochdruck geführt. Ein Gutachter wurde hinzugezogen. Einer der Zugführer hat einen Verteidiger. Er möchte derzeit keine Angaben machen. Sie wolle bei der Frage, ob es sich um technisches oder menschliches Versagen handle, "um Geduld werben". Die zu untersuchende Datenmenge sei mit einem Flugzeugabsturz vergleichbar. Falls die Unfallursache auf menschliches Versagen zurückzuführen sei, bedeute dies nicht automatisch eine vorsätzliche Begehungsweise. Denkbar sei eine fahrlässige Tötung, die fahrlässige Verletzung zahlreicher Personen oder die Gefährdung des Bahnverkehrs. Die rechtliche Bewertung erfordere aber zunächst ein Ermittlungsergebnis.

    Ermittlungen zur Ursache des Unfalls in Schäftlarn laufen

    Beide Zugführer befinden sich Leiding zufolge im Krankenhaus. Einer von beiden ist Beschuldigter im Ermittlungsverfahren. Er wurde förmlich vernommen. Noch in der Unfallnacht wurde seine Wohnung durchsucht. Sein Verteidiger habe mitgeteilt, dass er derzeit keine Angaben machen wolle. Es gilt die Unschuldsvermutung.

    Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hatte am Dienstag gesagt: "Nach gegenwärtigem Stand gibt es keine Hinweise darauf, keine Anzeichen dafür, dass es um technisches Versagen geht." (mit dpa/lby)

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden