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Sparmaßnahmen: BR stellt "Komödienstadel" ein

Rundfunk

Der BR streicht den „Komödienstadel“

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    Der „Komödienstadel“ war über Jahrzehnte hinweg ein Quotengarant und prägte den BR. In „Die Widerspenstigen“ traten 1977 etwa Gerhart Lippert, Katharina de Bruyn und Max Grießer (von links) auf.
    Der „Komödienstadel“ war über Jahrzehnte hinweg ein Quotengarant und prägte den BR. In „Die Widerspenstigen“ traten 1977 etwa Gerhart Lippert, Katharina de Bruyn und Max Grießer (von links) auf. Foto: imago/United Archives

    Der Bayerische Rundfunk stellt die Kultsendung „Komödienstadel“ ein. Es soll keine Neuproduktion der Fernsehreihe mehr geben. In der wurden komödiantische Theaterstücke in Mundart gezeigt – nach BR-Angaben sei sie „seit 1959 erfolgreich im Programm“. Im „Komödienstadel“ traten zahlreiche Volksschauspielerinnen und -schauspieler auf: von Gustl Bayrhammer über Max Grießer bis hin zu Erni Singerl. 2012 noch erklärte der BR, die Reihe erziele „dank klarem Bekenntnis zu Dialekt- und Heimatthemen am Sonntagabend bayernweit zweistellige Quoten – und das trotz starker Konkurrenz der anderen Sender“. Damals war der „Komödienstadel“ neu ausgerichtet worden.

    Auch die TV-Formate „Euroblick“ und „Alpen-Donau-Adria“ werden eingestellt

    Björn Wilhelm, Programmdirektor Kultur, begründete das Ende des „Komödienstadels“ am Montagnachmittag während einer Sitzung des Rundfunkrats in München nun auch damit, dass man bereits „ein sehr, sehr großes und erfolgreiches Repertoire“ habe. Hauptgrund der Streichung sind allerdings die Einsparungen, die der beitragsfinanzierte öffentlich-rechtliche Sender vornehmen muss. Hinzu kommt eine Umschichtung ins Digitale und der Versuch, ein jüngeres Publikum zu gewinnen.

    Neben dem „Komödienstadel“ werden auch die TV-Formate „Euroblick“ und „Alpen-Donau-Adria“ eingestellt. Ebenfalls soll der Bayerntext eingespart und durch den ARD-Text ersetzt werden. Und, so Wilhelm: Es werde künftig vermehrt Wiederholungen geben sowie „ein paar weniger neue Filme“. Wilhelm nannte als Beispiele für weitere Einsparungen auch die Formate „Blickpunkt Sport“ und das Politikmagazin „Kontrovers“, von denen es weniger Ausgaben geben werde.

    Die Einsparungen sind eine Reaktion auf eine Finanzierungslücke. Um diese zu schließen, würden alle Sachkostenetats eingefroren, zusätzlich müsse jede Direktion drei Prozent ihres Etats einsparen, hieß es während der Rundfunkratssitzung, „allerdings nicht nach dem Rasenmäherprinzip, sondern anhand klug vorbereiteter, strategischer Kriterien“, wie BR-Intendantin Katja Wildermuth ausführte. Es gelte das Motto: „Programm vor Beton“. Die nötigen Einsparungen im Programm orientierten sich, so Wildermuth weiter, an einer Strategie, die das Ziel verfolge: „mehr Einzigartiges, mehr Hintergrund und Analysen sowie generationengerechtere Angebote“.

    Fast wortgleich hatte sie sich kürzlich in einem Interview mit unserer Redaktion geäußert, in dem sie auch betonte, man wolle „so programmschonend wie möglich vorgehen“. Von einer „Reduktion linearer Angebote“, sprach Thomas Hinrichs, BR-Programmdirektor Information, „weil sich die Mediennutzung schlicht und ergreifend verschiebt“ – zugleich kündigte er eine Ausweitung des digitalen BR-Angebots an.

    BR-Intendantin Wildermuth: Es gelte das Motto „Programm vor Beton“

    Kritik an den Streichungen der TV-Formate kam aus dem Rundfunkrat. So sagte der frühere Landrat des Landkreises Aichach-Friedberg, Christian Knauer (CSU), der den Bund der Vertriebenen in dem Kontrollgremium des Senders vertritt: Bürgerinnen und Bürger klagten jetzt schon, es würden „bloß noch Wiederholungen kommen“. Man müsse aufpassen, dass man die Bevölkerung bei den geplanten Spar- und Reformprozessen mitnehme. „Wir dürfen bei den Älteren keinen Frust erzeugen“, sagte Knauer. „Damit die nicht sagen: ,Die wollen mehr Geld und das Programm wird immer schlechter.‘“ Der frühere Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) betonte, dass die TV-Formate, die eingestellt werden sollen, Sendungen seien, „die sehr bayerisch sind“. Er halte das nicht für nachvollziehbar.

    BR-Intendantin Katja Wildermuth: „So programmschonend wie möglich“ sparen.
    BR-Intendantin Katja Wildermuth: „So programmschonend wie möglich“ sparen. Foto: Bernhard Weizenegger

    Konkret hieß es zur Finanzierungslücke: Bei einem Jahresbudget des beitragsfinanzierten öffentlich-rechtlichen Senders „von rund einer Milliarde Euro gehen die Planungen für das Jahr 2025 von einer Finanzierungslücke von rund 70 Millionen Euro aus“. Und: Der BR habe die von der KEF, der unabhängigen Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten, empfohlene Erhöhung des Rundfunkbeitrags um 58 Cent auf 18,94 Euro pro Monat und Haushalt ab dem Jahreswechsel „eingeplant und erwarte, dass das rechtsstaatliche Verfahren von den Ländern eingehalten werde“. Ob es zu der Erhöhung kommt, ist jedoch ungewiss, da sich mehrere Länderchefinnen und -chefs klar gegen sie ausgesprochen haben.

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    5 Kommentare
    Peter Zimmermann

    Den Komödienstadel habe ich als Kind in den 60ern ab und an recht gern gesehen, nur heute wirkt er für mich eher wie etwas aus der Zeit gefallen.

    Klara Rasper

    Auch wenn ich den in jungen Jahren gerne gesehen habe, halte ich den fuer verzichtbar. Aber mit dem Sparen beim vermutlich eher guenstigen Komoedienstadel anzufangen mutet etwas merkwuerdig an. Da fallen mir schon eher Sportuebertragungen ein.

    Maria Gutmeyr

    Zuerst einmal - für mich würde sich nichts ändern, habe diesen schon seit Jahren nicht mehr angesehen, aber was mich an den ganzen Debatten immer wieder ärgert ist die Aussage man will sich umstrukturieren um jüngeres Publikum zu gewinnen. Anscheinend zählt das ältere Publikum nicht mehr. Dabei zählt bei den Jungen Netflix und sonstige Streamingdienste mehr als die öffentlich rechtlichen Sender. Ich frage mich für was ich hier eine Zwangsabgabe bezahlen muss ohne aber noch Sendungen zu sehen die nicht im Übermaß bei allen anderen Sendern auch laufen. Wiederholung egal wohin man schaltet.

    Friedrich Betz

    Auf den "Komödienstadel" kann man gut verzichten, höchst ungern aber auf bewährte TV-Formate des BR wie "Euroblick" und "Alpen-Donau-Adria", Formate, die den Zuschauern immer wieder interessante Einblicke in die landeskundlichen Besonderheiten unserer europäischen Nachbarländer bieten und somit dem Bildungsauftrag des öffentlich-rechtlichen Fernsehens entsprechen und zur Völkerverständigung beitragen. Es wäre also viel stimmiger, auf die Fortsetzung der sinnfreien 'daily soap' "Dahoam is Dahoam" zu verzichten, die seit 2007 in über 3400 (!) Episoden läuft, die keinerlei Bildung vermittelt und vermutlich viel höhere Produktionskosten verursacht als die o.g. genannten Formate. Aber die Verantwortlichen beim BR schielen halt in erster Linie auf die Quoten! - Das ist sehr schade! Die Abschaffung des Bayerntextes zugunsten des ARD-Videotexts wäre ebenfalls sehr bedauerlich, weil zu befürchten ist, dass Nachrichten aus den bayerischen Regionen dann komplett wegfallen.

    Walter Betz

    Ich stimme Frau Gutmayr voll und ganz zu. Man muß den Kömödienstadel nicht mögen, aber wir brauchen auch nicht mehr von diesen Klamauksendungen,wie zum Beispiel "Karlsplatz" im BR. Die gibt es schon zur Genüge. Das treue Stammpublikum der länger laufenden Sendungen wird einfach vor den Kopf gestoßen, damit sich die Chefetagenverantwortlichen weiterhin die Taschen vollstopfen können.

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