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Region: Das sind die höchsten Gebäude unserer Region

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Das sind die höchsten Gebäude unserer Region

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    Kein Gebäude in der Region ist so hoch wie das Ulmer Münster.
    Kein Gebäude in der Region ist so hoch wie das Ulmer Münster. Foto: Alexander Kaya

    Wie hoch darf es sein? Eine Frage, über die regelmäßig hitzig diskutiert wird – in der Stadt wie auf dem Land. Wenn es um die Dachgaube des Nachbarn geht oder den Wolkenkratzer des Großinvestors. So wird in München gerade darüber gestritten, ob die Stadt ihre einst durch einen Bürgerentscheid gesetzte 100-Meter-Grenze aufhebt und Neubauten wieder in die Höhe schießen lässt. Und in Augsburg schickt sich der Roboterbauer Kuka an, mit einem 80-Meter-Turm in die Riege der höchsten Gebäude der Stadt vorzudringen.

    Grund genug, in unserer Region einmal nachzuforschen, wer hierzulande dem Himmel am nächsten kommt. Gar nicht so leicht, wie sich schnell herausstellt. Eine Garantie der Vollständigkeit will einem niemand so recht ausstellen. Mit allerlei Fallstricken versehen ist die Suche auch. Da wirbeln die Windräder im Fuchstal (Landkreis Landsberg) auf beinahe 150 Metern und der Sendemast des Bayerischen Rundfunks auf dem Grünten im Allgäu ragt ordentliche 94,5 Meter in die Höhe – von den rund 1700 Metern über dem Meeresspiegel mal ganz abgesehen. Doch sollten Bauwerke wie diese zu den höchsten Gebäuden in der Region gezählt werden? Nicht im Rahmen dieser Recherche.

    Wo stehen die höchsten Gebäude in der Region?

    Am Ende ist es eine ziemlich klare Angelegenheit, wer im Verbreitungsgebiet unserer Zeitung den Spitzenplatz besetzt. Wer sonst könnte hierzulande dem Himmel näher kommen als die Kirche? Und automatisch geht der Blick nach Ulm.

    Schon im ausgehenden 14. Jahrhundert hatten die Baumeister des Ulmer Münsters das Ziel, den höchsten Kirchturm der Welt zu errichten. Damals bauten sie den Westturm der Kirche immerhin 70 Meter hoch. Auf seine aktuelle Höhe von 161,53 Meter wuchs er Ende des 19. Jahrhunderts. Heute ist das Münster der Weltrekordhalter unter den Kirchtürmen – muss um diesen Titel aber mehr bangen denn je. Denn in Barcelona wird eifrig daran gearbeitet, dass die seit 1882 im Bau befindliche Sagrada Familia des Architekten Antonio Gaudí zu dessen 100. Todestag im Jahr 2026 endlich vollendet wird. Der höchste Turm der Basilika soll bereits 2022 fertig und am Ende 172,5 Meter hoch sein. Damit würden die Spanier dem Ulmer

    Eine Unverfrorenheit – die den Planern des Atomkraftwerkes in Gundremmingen natürlich niemals in den Sinn gekommen wäre. Glaubt man der Legende, die rund um die Gemeinde im Landkreis Günzburg überliefert wird, gab es vor dem Baubeginn 1976 tatsächlich Überlegungen, dass die Kühltürme des Kraftwerkes aus Pietätsgründen doch bitte niedriger bleiben sollten als das in der Ferne sichtbare Ulmer Münster. Und so wurden die Bauarbeiten an den beiden Türmen bei 160,5 Metern beendet. Gerade noch rechtzeitig also, um keine Spannungen zwischen Glauben und Wissenschaft zu provozieren.

    In Augsburg sah man dieses Konfliktpotenzial offensichtlich deutlich gelassener, als man sich im Vorfeld der Olympischen Spiele 1972 – im Eiskanal wurde der olympische Kanuslalom ausgetragen – um ein Wahrzeichen für die Hauptstadt Schwabens bemühte. Anders lässt es sich kaum erklären, dass der Hotelturm 117,5 Meter in die Höhe schoss und damit den damals amtierenden Spitzenreiter, die Stadtpfarrkirche St. Ulrich und Afra, klar in den Schatten stellte. Die rund 50 Meter hohe Antenne auf dem Dach noch nicht einmal mitgerechnet.

    Das weltweit zweithöchste Getreidesilo

    Wegen seiner Form wird der mit einer Vier-Sterne-Herberge versehene Hotelturm gerne als „Maiskolben“ bezeichnet. Einen ähnlichen Spitznamen hätte auch ein 116 Meter hohes Gebäude im Norden Ulms verdient. Weniger wegen der Form, mehr wegen des Inhalts: Das Getreidesilo der Schapfenmühle ist weltweit das zweithöchste seiner Art – lediglich ein Kornspeicher in Zürich ist noch zwei Meter höher.

    Unterhalb der 100er-Marke wird es in unserer Region wieder deutlich kirchlicher, ja sogar biblischer. „Und der König erhöhte Daniel und (...) machte ihn zum Fürsten über das ganze Land“, heißt es im gleichnamigen Buch der Bibel, auf das der Name des Kirchturms von St. Georg in Nördlingen zurückzuführen ist. Denn von wo auch immer man auf die Stadt im Ries blickt: Der beinahe 90 Meter hohe „Daniel“ ist von überall zu sehen. Eingebürgert hat sich der Name wohl erst im 19. Jahrhundert. Zuvor hieß der Turm noch „Wendelstein“.

    Wer nun reflexhaft schon den Zeigefinger gereckt hat, muss kurz innehalten: Ja, nach Angaben des Bistums Augsburg ist der sogenannte Afraturm der Augsburger Stadtpfarrkirche mit 93 Metern der höchste Turm im aktuell bischofslosen Bistum. Dagegen spricht: Die Augsburger Stadtverwaltung führt in ihren Büchern den Turm mit einer Höhe von 86 Metern – und schon hätte der Nördlinger „Daniel“ im Bistum wieder die Nase vorn (oder eben oben). Auf Nachfrage heißt es aus dem Rathaus, es hänge davon ab, von wo man messe und ob man die Kugel und das Kreuz auf der Spitze dazu zähle: „Wir empfehlen Ihnen, die 86 Meter zu verwenden.“ So soll es sein.

    Noch spannender gestaltet sich der Zweikampf zwischen den beiden nächsten Himmelsstürmern. Zwar scheint das Universum-Center in Ulm – ein Wohn- und Geschäftsgebäude mit teils schmuddeliger und mörderischer Vergangenheit – rein namentlich nach Höherem zu streben, doch punktet die Basilika St. Alexander und Theodor zu Otto-beuren mit der Tatsache, dass sie gleich zwei Türme vorzuweisen hat. Sie sind ebenso wie das Universum-Center 82 Meter hoch. Ein klassisches Unentschieden also.

    Als klaren Gewinner muss man dagegen die Stadtpfarrkirche St. Michael in Schwabmünchen bezeichnen. Oder zumindest ihren Turm. Denn nach einem Bombenangriff im März 1945 brannte das Gotteshaus ab – bis auf den 77 Meter hohen Turm. Dieser wehrte sich eisern gegen die Flammen, blieb standhaft und zählt heute genauso zu den höchsten Gebäuden in ganz Schwaben wie der letzte „Hochkaräter“ in unserer Auflistung: der Gasometer in Augsburg. Als zweite Stadt in Bayern (nach Nürnberg) gönnte sich Augsburg 1848 ein eigenes Gaswerk, um die Straßen nächtens mit Gaslampen zu erhellen. Mitte der 1950er Jahre baute MAN auf dem Gelände schließlich einen Kessel mit beeindruckenden Ausmaßen: 20 Ecken, 45 Meter Durchmesser und (glaubt man der Stadtverwaltung) 76,9 Meter hoch. Seit Anfang des Jahrtausends ist das Gaswerk stillgelegt. Laut geht es dennoch zu: Regelmäßig finden unter anderem Musikfestivals mit tausenden Besuchern auf dem Areal statt.

    Schauen Sie sich dazu auch unsere vierteilige Video-Serie zum 50. Geburtstag des Hotelturms an. Folge 1 der Serie über den Augsburger Hotelturm sehen Sie hier.

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