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Corona-Pandemie: Corona belastet die Krankenhäuser in der Region wieder massiv

Corona-Pandemie

Corona belastet die Krankenhäuser in der Region wieder massiv

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    Krankenhäuser versorgen schwerstkranke Patientinnen und Patienten, worunter verstärkt auch Corona-Infizierte sind.
    Krankenhäuser versorgen schwerstkranke Patientinnen und Patienten, worunter verstärkt auch Corona-Infizierte sind. Foto: Fabian Sommer

    Jede Woche überlegt Eva-Maria Nieberle mit ihrem Team vom Personalrat, wie sie den Beschäftigten in ihrer Überlastungssituation helfen können und ob sie nicht an die Öffentlichkeit gehen müssten. Um auf „die dramatische Arbeitslage“ im Universitätsklinikum Augsburg aufmerksam zu machen. So wie es in dieser Woche die Kolleginnen und Kollegen vom Betriebsrat an der München Klinik getan haben. „Denn auch bei uns spitzt sich die Lage täglich zu“, sagt die Vorsitzende des Personalrats des Uniklinikums. „Es ist für viele nun einfach eine Grenze erreicht. Viele kündigen, weil sie nicht mehr können, sie sagen: Ich halte es einfach nicht mehr aus. Und sehr viele erkranken in diesen Tagen auch wieder selbst an Covid, was den Druck auf die Kolleginnen und Kollegen zusätzlich erhöht.“

    Ein Ende der Corona-Krise ist nicht in Sicht

    Zu lange hält die Corona-Krise mit ihren extremen Arbeitsbelastungen nun schon an. „Und ein Ende ist nicht in Sicht, im Gegenteil“, sagt Nieberle. In der Phase, in der die

    Dabei dürfe man nicht vergessen, betont Nieberle, dass lange vor der Corona-Pandemie die Pflegekräfte in den Kliniken am Limit gearbeitet haben. „Daher wurde hier am Universitätsklinikum Augsburg wirklich viel gemacht, um die Arbeitsbedingungen zu verbessern. Beispielsweise wurde mit der Gewerkschaft Verdi eine so genannte Schuldrechtliche Vereinbarung geschlossen, die verbindliche Schichtbesetzungen vorsieht und Entlastungstage, wenn in Unterbesetzung gearbeitet werden muss. Man achtete auf die Einhaltung von Dienstplänen, damit man nicht aus der Freizeit zurückgerufen wurde.

    Doch die Corona-Pandemie hat viele Bemühungen zunichte gemacht. Über 2000 Pflegekräfte arbeiten am Uniklinikum, „etwa 90 offene Stellen gibt es aktuell“. Hinzu komme, dass der Krankenstand seit Wochen extrem hoch ist: „Momentan ist er 30 Prozent höher als im Schnitt und das quer durch alle Berufsgruppen. Die massive Personalnot führt dazu, dass ständig Operationen ausfallen. Dies wiederum verschärft die wirtschaftliche Situation. Aktuell haben wir niedrigere Patientenzahlen als 2019, was spürbare finanzielle Einbußen bedeutet.“

    Und was noch hinzu kommt, sagt Nieberele: Da Pflegekräfte in allen Häusern und allen Bereichen fehlen, finden gerade ältere Patientinnen und Patienten, die nicht in ihr häusliches Umfeld zurückkehren können, keine Einrichtung, die sie weiter betreut – „das stellt uns vor weitere Herausforderungen, denn das können wir als Uniklinikum eigentlich nicht leisten“.

    Und nicht nur am Augsburger Klinikum spitzt sich die Lage deutlich zu: Auch in den Wertachkliniken mit ihren Standorten in Bobingen und Schwabmünchen, beide im Landkreis Augsburg, steigt der Druck von Tag zu Tag, wie Vorstand Martin Gösele berichtet. Da auch dort das Personal nicht vor Infektionen verschont bleibt, „mussten auch wir vorübergehend Teilbereiche schließen oder zusammenlegen, um das verbliebene Personal möglichst effektiv und ressourcenschonend einzusetzen. Insoweit haben wir seit Wochen deutlich ansteigende Personalausfälle, die uns vor große Herausforderungen stellen.“ Doch auch Gösele hebt hervor, dass die Lage nicht erst jetzt, sondern eigentlich seit Beginn der Corona-Pandemie sehr angespannt ist und sich zunehmend verschlechtere. „Aber leider werden die Hilferufe und Appelle der Krankenhäuser nicht ausreichend wahrgenommen.“

    Ein anderer Umgang mit der Isolationspflicht sei nötig

    Das bedauert auch Andreas Ruland. Er ist der Geschäftsführer des Klinikverbunds Allgäu, zu dem die Kliniken in Kempten, Mindelheim, Immenstadt, Ottobeuren, Sonthofen und Oberstdorf gehören. „Die Politik sieht einfach nicht, dass die Kliniken in einer existenziellen Notlage sind“, sagt er. „Minister Lauterbach betreibt normale Gesundheitspolitik, wir sind aber in einer extremen Krisensituation und brauchen eine Krisenpolitik.“ So fehlten dem Klinikverbund in diesem Jahr allein acht Millionen Euro an Ausgleichszahlungen vom Gesetzgeber, weil dieser die finanzielle Unterstützung so eingeschränkt habe. Hinzu kämen nun aber beispielsweise noch die erhöhten Energiepreise. „Dass wir Krankenhäuser, die ja die Gesundheitsversorgung garantieren, so aus dem Fokus der

    Und dann kommen jetzt noch die so schnell steigenden Corona-Infektionen dazu: „Wir versorgen aktuell 99 Corona-Patienten, das ist ein drastischer Anstieg, waren es vor sechs Wochen doch nur 15“, schildert Ruland die Lage. Da jeder infizierte Patient isoliert werden müsse, sei der zusätzliche Aufwand so groß, dass wesentlich weniger Patientinnen und Patienten versorgt werden könnten. Daher fordert Ruland auch „einen anderen Umgang mit der Isolationspflicht, die Kliniken in unseren Nachbarländern sind uns hier schon voraus“. Denn man dürfe nicht vergessen, dass die Überlastung des Pflegepersonals in den Kliniken zu Lasten kranker Menschen gehe, die im schlimmsten Fall nicht mehr aufgenommen werden könnten.

    Nicht nur einzelne Klinken schlagen Alarm. Auch die bayerische Krankenhausgesellschaft tut dies und fordert die Bundespolitik auf, schnell zu handeln und die Häuser finanziell zu unterstützen. Aber nicht nur die Politik müsse aktiv werden: „Wir appellieren auch an alle Bürger sich vor Corona zu schützen und auch wieder Masken zu tragen und sich impfen zu lassen“, sagt der Pressesprecher der bayerischen Krankenhausgesellschaft, Eduard Fuchshuber. Es gelte wirklich alles zu tun, um auch die Mitarbeitenden in den Krankenhäusern zu schützen.

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